Nordwärts an ein Hochzeitsfest….

>Bilder ganz unter!

…..und erneut gestrandet!
Der heimatliche Aufenthalt war von kurzer Dauer; die Ziviltrauung unseres mittleren Sohnes in Dornach/SO, die Reinigung unseres Jeeps mit kleineren Reparaturen und ein kurzer Aufenthalt in Oy-Mittelberg/Allgäu, wo ein paar weiteren Reparaturen an unserem Jeep behoben wurden. Die vielen Pisten in Marokko setzten unserem Fahrzeug stark zu.

Bald hiess es für uns wieder Abschied nehmen. Dass wir bereits nach kurzer Zeit wieder stranden würden, erahnten wir bei unserer Abfahrt nicht; diese Geschichten folgen jedenfalls bald. Vorerst steuerten wir ein zweites Mal das Allgäu an, wo ein Ersatzteil aus den USA endlich eingetroffen war und noch eingebaut werden musste. Wegen den Zollpapieren gab es einen erneuten Abstecher in die Schweiz, bevor es nordwärts in Richtung Belgien zur kirchlichen Trauung weiter ging.

Seit unserer Gruppenreise in Südamerika kennen wir ein paar Fernreisende in Deutschland und es war für uns die Gelegenheit, an unterschiedlichen Orten einen Stopp einzulegen und „Hallo“ zu sagen. Diese Begegnungen waren jedes Mal wunderbare Treffen unter Gleichgesinnten. Gesprächsstoff gab es mehr als genug und wir hätten überall länger bleiben können. Uns wäre es nie und nimmer langweilig geworden. Den Besuchten möchten wir noch einmal für ihre Gastfreundschaft ganz herzlich danken; wir durften jedes Mal eine wunderbare Zeit verbringen.

Etwas kreuz und quer ging es später dem Rhein und der Pfalz entgegen. Wir fuhren durch Luxemburg der Südspitze von Belgien zu. Wir wollten diesmal der Westgrenze von Belgien in Richtung Meer fahren. Nach der ländlichen Landschaft waren wir erneut übers belgische Hinterland sehr überrascht, wo es in den sanften Hügelzügen der Ardennen wunderbare Gegenden gibt, die zum längeren Verweilen einladen würden.

Wir cruisten gemütlich durch die dichten Wälder, weiten Flächen, die landwirtschaftlich mehr oder weniger stark genutzt werden, dem Grossraum Lille (F) entgegen. Der Grenzverlauf ist stellenweise so unübersichtlich, dass wir manchmal nicht wussten, ob wir nun in Frankreich oder Belgien unterwegs waren; die europäische Union verschmelzte diese Gegend und stellenweise war es nur an den unterschiedlichen Verkehrsschilder zu erkennen, wo wir gerade waren.

In der Zwischenzeit gab unser Jeep bei der morgendlichen Wegfahrt gewisse komische Geräusche von sich, die mit der Zeit verschwanden. Gelegentlich knackte und quietschte es von irgendwo her. Die morgendlichen Geräusche kamen von der Lichtmaschine, die ich eigentlich gerne getauscht hätte, aber die Werkstatt mich davon abhielt, da sie ja noch funktionstüchtig wäre. Die anderen metallischen Geräusche durch den Tag ordneten wir der Lichtmaschine zu. Da Lichtmaschinen in Belgien bei der offiziellen Markenvertretung nicht sofort erhältlich sind, bestellte ich das Ersatzteil nach Antwerpen zu den Schwiegereltern unseres Sohnes. Das tägliche Knacken nahm ständig zu und wir – Chantal und ich – waren uns plötzlich nicht mehr sicher, ob dies nur von der Lichtmaschine her kam.

Trotz des Knackens und Scheppern setzten wir unsere Tour fort und erreichten bald die belgische Riviera, wo quasi ab der französischen Grenze bis nach Oostende ein Hochhaus nach dem andern steht und der Küstenlinie ein besonderes Aussehen aufzwingt. An der Riviera waren, trotz der Vorsaison, schon viele Leute anzutreffen. Bei den frühlingshaften Temperaturen war der Strand bereits gut mit sonnenhungrigen Menschen belegt und auf der Strandstrasse war reger Freizeitverkehr unterwegs.

Seit der Rückreise aus Spanien wollte ich unbedingt „Moules et Frites“ geniessen und in Oostende wurde dieser Traum endlich war. Zwar zu überteuerten touristischen Preis gab es welche an der Hafenpier entlang, sie schmeckten aber wirklich lecker. Endlich durfte ich (Tom) diese Köstlichkeit geniessen, die als belgisches Nationalgericht gilt. Wir lernten auch, dass die „Frites“ ursprünglich nicht aus Frankreich herkommen, sondern eine belgische Erfindung sind. Egal; französisch oder belgisch, die Belgier können ihre „Frites“ sehr gut zubereiten.

Nach Zeebrugge erreichten wir für ein kurzes Stück die holländische Küste und waren bald mit dem totalen Ausfall der internen Stromproduktion – sprich defekter Lichtmaschine – konfrontiert. Dank der zusätzlichen Bordbatterie konnten wir unsere Fahrt fortsetzen, ohne den sofortigen Energiezusammenbruch zu riskieren. Schon verrückt, dass heutzutage selbst ein Diesel ohne interne Stromversorgung nicht funktioniert! Nebst dem Ausfall der Lichtmaschine war ein Knacken von der Hinterachse immer deutlicher zu vernehmen.

Für uns war auch gleich klar, dass wir möglichst schnell an den Ort der baldigen kirchlichen Trauung fahren werden, so dass wir – falls alle Stricke reissen sollten – wenigsten bereits vor Ort wären. Die Batterien liessen wir durch unser Solarpanel wieder etwas aufladen und wir achteten auf einen möglichst tiefen Stromverbrauch während den Rand- und Nachtstunden. In der Zwischenzeit war die neue Lichtmaschine in Antwerpen eingetroffen und unser ältester Sohn, der mit seiner Familie aus England kam, wurde beauftragt, diese bei seiner Durchfahrt am Lieferort abzuholen. Dank der modernen Technologie und Verbindungsmöglichkeiten ist heutzutage vieles einfacher geworden. 🙂

Für die Zeit vor und nach der Hochzeit mieteten wir uns – die Kaiser’s – in einer wunderbaren Airbnb-Unterkunft ein, wo wir ein gemeinsames zu Hause hatten. Die Miethäuser liegen in einer Waldlichtung eingebettet und sind sehr luxuriös ausgestattet. Auch der Parkplatz liegt unmittelbar bei den Häusern, von grossen Nadel- und Laubäumen umgeben. Kaum hatten wir unseren Jeep geparkt, krachte ein dürrer Ast von weit oben herunter auf unsere Windschutzscheibe; ein Knall und die Risse zogen sich spinnennetzartig über die ganze Scheibe! Die Windschutzscheibe – es war die dritte verbaute Frontscheibe – mussten wir noch hier in Belgien ersetzen und der Ärger war nachträglich gross, doch besser so, als ein Personenschaden.

Statt am ersten hochzeitlichen Akt teilnehmen zu können, wechselte ich (Tom) die Lichtmaschine aus und war einmal mehr erstaunt, was die Autobauer so alles in einen Motorraum einbauen. Überall sind Schläuche und Rohre, Kabelbäume und irgendwelche Aggregate, deren Funktion ich nur erahnen kann. Ob dies für Komfortdinge sind oder wegen Abgasvorschriften gemacht wird – ich weiss es nicht. Trotz der beengten Verhältnisse war das defekte Teil bald ausgebaut und die neue Lichtmaschine am richtigen Ort platziert. Selbstverständlich durfte die Testfahrt nicht ausbleiben. Die interne Stromproduktion funktionierte auf Anhieb tadellos, da ich vorgängig noch Befürchtungen hatte, dass man dieses neue Bauteil steuerungsseitig „anlernen“ müsste. Dafür war das andere Knacken bald lokalisiert; es kam von der linken Seite der Hinterachse.

Während dieser Zeit durfte Chantal einen wunderbaren Tag in der „Gemeinde“ (Freikirche), wo ein hochzeitliches Vorfest organisiert wurde, verbringen.

Nebst dem Termin für den Wechsel der Windschutzscheibe war auch bald ein Termin in der nächstgelegenen Jeep-Werkstatt vereinbart.

Unser Hauptgrund der Reise nach Belgien war die kirchliche Trauung unseres zweiten Sohnes. Rückblickend war es ein internationales Traufest, wie wir – Chantal und ich – noch nie erlebt haben. Unser Sohn ist schon seit ein paar Jahren sehr intensiv in einer Freikirche aktiv und dies widerspiegelte sich an der kirchlichen Trauung. Wir erlebten noch nie eine solche Herzlichkeit und vermittelte Liebesgefühle wie an jenem Nachmittag/ Abend. Möge dem Brautpaar diese Sinnlichkeit auf ihrem Lebensweg ewig begleiten.

Schönes hat meist ein schnelles Ende und schon standen wir in unserem alltäglichen Trott, oder anders ausgedrückt: Sorgen. Wir suchten die Werkstatt auf, wo unser Jeep wieder in Ordnung gebracht werden sollte. Zu unserem oder meinem (Tom) Ärger; die Werkstatt zerlegte einmal die Hinterachse um sicher zu stellen, dass meine Prognose auch tatsächlich zutraf. Dass das Lagergeräusch nach dem Wiederzusammenbau noch einen grösseren Lärm verursachte, spielte anscheinen keine Rolle. Wir wurden entlassen mit der Bedingung, keine grösseren Wegstrecken mehr zurückzulegen. Doch was heisst „grösseren“? Es schebberte und knackte immer mehr und die Strecke zum angesteuerten Campingplatz war vermutlich doch zu viel; ein ohrenbetäubendes Knacken war das Ende des Lagers. Im Schritttempo stellten wir den Jeep auf dem zugewiesenen Platz hin und nun war eine längere Wartezeit angesagt.

Es war auch eine Zeit, wo ich (Tom) einmal über die Aussagen der Werkstatt-Chefs in Tucson (USA) und jene von Hasselt (B) nachdachte und im Internet etwas recherchierte. Und siehe da: Unrecht hatten sie nicht, unser Auto ist auf der Hinterachse überladen und dies führt zwangsläufig zu solchen Schäden. Vielleicht waren die 1000 und eine Piste in Marokko doch etwas zu viel für das unterdimensionierte Walzlager an der Hinterachse? Zwar wurde das Auto aufgelastet, aber die Innereien der Achse erfuhren keine entsprechend Verstärkung! Eigentlich verrückt, was da dem Kunden verkauft wird, was schlussendlich zu baldigen Folgeschäden führen kann. Etwas wütend legte ich (Tom) die Unterlagen beiseite und hoffe, dass am kommenden Mittwoch das Problem vorerst einmal gelöst werden kann. Irgendwie müssen wir nach Hause kommen.
Oder doch vorerst nach England? Unsere Grosskinder erwarten uns. 🙂