Ab in den Süden; der Sonne hinterher….

>Bilder ganz unten!

…..endlich geht es weiter!
Am 26. November war es endlich soweit; den letzten behördlichen Eintrag für unseren Jeep wurde endlich für all unsere unmöglichen Anbauteile erteilt, nach wenigen Anpassungen konnte uns endlich niemand mehr aufhalten.
Die Verabschiedungen bei den nächsten Familienangehörigen wurden kurz gehalten, aber die feuchten Augen waren nicht ganz zu vermeiden. Hatten wir doch erneut wieder eine sehr intensive Zeit miteinander erlebt.

Unser mobiles Heim war mit all den nötigen Dingen beladen, gepaart mit den nordamerikanischen Erfahrungen, starteten wir endlich den Motor zur Weiterfahrt. Die Stimmung bei der Abfahrt war etwas zwiespältig und trotzdem waren wir überglücklich, endlich wieder auf Achse zu sein; das Nageln unseres Dieselmotors beruhigte uns je länger wir in die dunkle Nacht hinaus fuhren.

Bevor es endgültig über den Alpenhauptkamm ging, steuerten wir bereits bei Dunkelheit Opfertshofen im Hinterland von Schaffhausen an, gefolgt von Ludenhausen und München, wo wir ganz tolle Freunde und Verwandte noch kurz besuchten.

Montags in der Früh schlug dann der Winter in der Münchner Innenstadt definitiv auch bei uns zu; unser Jeep wurde leicht eingepudert und die Temperaturen lagen um den Gefrierpunkt. Unsere Gedanken lagen bei der Weiterfahrt und dem Pass oder den Pässen in den Süden. Wie sieht es wohl weiter oben in den Alpen aus?

Schnell wurde die Reiseroute den Gegebenheiten angepasst und „die Pässe“ zu Gunsten eines einzelnen und nicht so hohen Alpenüberganges gestrichen. Über den Brenner sollten auch wir es noch schaffen, zumal dieser Übergang bald in tiefere Lagen führt.
Ab Innsbruck war es dann nicht mehr so winterlich wie befürchtet und die Strasse – nicht Autobahn – auf den Brenner war trotz den tiefhängenden Wolken für uns Schweizer ein spezielles Erlebnis. Die italienische Ortschaft „Brenner“ empfing uns mit Wolken und unzähligen Outlets, die alle um die Gunst der kaufkräftigen Reisenden und Euros buhlen. Das langgezogene Tal bis Bozen bot uns keine einzige Übernachtungsmöglichkeit an, alles war geschlossen und vergittert, wie auch die touristische Region um Kaltern. Erst ein Hotel weit oben in den Bergen bot uns zu einem erschwinglichen Preis eine nächtliche Bleibe.

Draussen huschte ein kalter Nordwind über das weite Hochtal rund um Cavareno, während wir uns drinnen in der Wärme gütlich übers Frühstückbuffet her machten.
Im warmen Fahrzeug – ja, auch ein Jeep hat eine Heizung – streiften wir durch die frische alpine Landschaft stetig bergab ins enge Non-Tal und Trento entgegen.
Das herrliche Wetter und der Sonnenschein verleiteten uns erneut das Tal zu verlassen und den direkten Weg nach Treviso durch die Berge anzusteuern.

Was wir bisher stark unterschätzten war, dass um vier Uhr die Sonne bereits sehr tief steht und um halb fünf bereits dunkle Nacht herrschte. Die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz ist bei Dunkelheit eine spezielle Herausforderung und wir tappten gleich mehrmals in diese Falle. Doch die Not macht manchmal sehr erfinderisch und selbst ein Parkplatz bei einem Friedhof bescherte uns eine friedliche Nacht.

Kaum hatten wir Triest durchquert, schon standen wir in Slowenien und staunten nicht schlecht, dass hier fast alles in Küstennähe verbaut ist. Koper, eine pulsierende Hafenstadt, wo sich der Verkehr selbst zum Erliegen bringt, hätte im Zentrum einiges mehr zu bieten als nur eine schnelle Durchfahrt. Leider drängte uns die Zeit und schon standen wir draussen in der Dunkelheit auf der Suche nach einem Plätzchen, wo wir für die nächsten Stunden bleiben konnten. Von weither lockte ein Casino und leuchtete uns den Weg durch die Dunkelheit. Vor dem Abtauchen in die Glitzerwelt wollten die kroatischen Zollbeamten noch kurz unsere Papiere prüfen, eh es wieder hinaus in die Dunkelheit ging. Die Glitzerwelt liessen wir definitiv links liegen und suchten uns lieber ein ruhiges Plätzchen für die kommende Nacht.

Istrien ist ein Gemisch aus italienischer Vergangenheit, gepaart mit kroatischer Lebensweise. Oft fühlt man sich mehr in Italien als in Kroatien und wenn die Kindergärtnerin den Kleinsten auf Italienisch erklärt, wie man eine Strasse überquert, so schaut man doch zweimal auf die Autokennzeichen, um sich zu vergewissern, dass man sich hier doch in Kroatien befindet.
Abseits der Küste fährt man fast in einer anderen Zeit, wo auch kleinen Feldern alles Mögliche mit viel Handarbeit angebaut wird. Je näher man an die Küste kommt, desto mehr kommt man zurück in die Neuzeit und der Tourismus muss während der Hochsaison für regen Betrieb und klingelnde Kassen sorgen. Nirgends sahen wir so viele Sterne an den Hoteleingängen wie hier und selbst die geschlossenen Campingplätze buhlen mit viel Luxus um die Gunst der Feriengäste.

Rijeka umfuhren wir in einem grossen Bogen durchs Landesinnere und auf der Suche nach weniger stark ausgefahrenen Pfaden. Wir hatten einfach keine Lust durch diese Hafenstadt zu fahren und genossen selbst bei Regen die etwas abgelegenen Orte im Grossraum Rijeka.  Erst in Crikvenica stiessen wir erneut ans Meer und folgten der Küstenstrasse in südlicher Richtung. Der Regen und die starke Bewölkung hielten uns vor irgendwelchen Abstechern in die küstennahen Berge ab.

Im Paklenica-Nationalpark konnten selbst die Drehorte von Winnetou uns nicht aus dem schützenden Auto locken und das dazugehörige Museum war an diesem verregneten Dezembertag leider geschlossen.  Die verpasste Kultur und Geschichte holten wir in der Altstadt von Zadar nach und tauchten in die vorweihnächtliche Zeit ein. Sankt Nikolaus spielt hier eine untergeordnete Rolle, dafür freuen sich gross und klein auf den baldigen Weihnachtsmann.

Unser Weg führte uns weiter in südöstlicher Richtung. Die 1778 Kilometer kroatischen Küste, die 1185 Inseln und die Tausend und eine Kurve haben es in sich; der Weg in den Süden an die Wärme zieht sich sehr weit. Und, sobald die Wetterverhältnisse etwas besser waren, bogen wir mehrmals von der Küstenstrasse ab; schliesslich gibt es im Hinterland vieles zu Bewundern und Bestaunen.

Aber auch die Unterschiede zwischen Küstenregion und Hinterland waren zeitweise sehr frappant: An der Küste viel Luxus, teure Hotel und alles auf „Vordermann“ gebracht, wenige Kilometer in den Bergen und abgeschiedenen Tälern trifft man eher auf bescheidene Verhältnisse.
Für uns Reisende auch immer wieder sehr auffallend: in Küstennähe wird sehr auf Sauberkeit und Ordentlichkeit geachtet, im Hinterland gibt es genügend Natur, den Bauschutt kippt man einfach hinter den nächsten Busch und die Müllabfuhr kommt vermutlich ebenfalls nicht regelmässig vorbei.

In Ploče wagten wir uns einmal im Inselhüpfen und schon steuerte unsere Fähre eine vorgelagerte Insel an. Dass in unmittelbarer Küstennähe zum adriatischen Meer einiges heftiger sein kann als im Landesinnern, erlebten wir in der folgenden Nacht; nebst kräftigen Dauerregen wollte das nächtliche Gewitter kein Ende nehmen und liess uns immer wieder zusammenzucken.
Morgens war alles leicht feucht, teilweise drang Wasser ins Fahrzeuginnere ein und setzte der Stimmung leicht zu; wer möchte schon sein Frühstück stehend in einer Pfütze einnehmen?

Bis Dubrovnik wären es nur noch wenige Kilometer gewesen. Da sich der Regen verzog, steuerten wir umgehen wieder das Hinterland an. Dass hier nicht alle Strassensperrungen überall und für alle verständlich angeschrieben sind, wussten wir schon von anderen Überraschungen, doch heute mussten wir sehr weit aus einem Tal zurück an die Küste fahren. Die Verantwortlichen der Baustelle wollten uns unter keinen Umständen über die frisch planierte Strasse fahren lassen.

In Dubrovnik parkten wir unseren Jeep vor einer einfachen Unterkunft in unmittelbarer Nähe des historischen Zentrums; hier an der „Perle der Adria“ gibt es einiges zu Bestaunen und Bewundern. Unsere Wirtin überzeugte uns auch gleich, dass wir doch etwas länger bleiben sollten, um diese „Perle“ wirklich richtig zu erleben. Auch erzählte sie uns über die schreckliche Zeit des Bürgerkrieges, den sinnlosen Angriff auf die Altstadt und die Zeit danach. Sie schickte uns auch gleich auf den ersten Entdeckungsrundgang und schob gleich noch ihre nachdenklichen Worte hinterher, dass „hoffentlich so was nie mehr passieren wird“. Unterdessen wusch und trocknete sie all unsere schmutzigen Kleider – und das geschenkt; einfach so.
Am zweiten Tag unserer Stadttour wurden wir überraschenderweise vom Hausherrn der Unterkunft angesprochen und aus dem kurzen Gespräch folgte eine ausführliche Tour durch die vielen Gassen und Plätzen. Einen besseren Führer hätten wir uns nicht wünschen können und nebst vielen Details wurden auch unsere brennenden Fragen sehr kompetent erklärt.

Diese zwei Tage in Dubrovnik waren nach den 2 Wochen Reisen sehr entspannt, ohne Druck von Schlafplatzsuche, ohne Kälte, mit Dusche und WC – einfach ein Genuss!

Von Dubrovnik war es nur noch ein kurzes Stück bis nach Montenegro, schon wurden wir einer strengen Überprüfung unterzogen und die anwesenden Beamten nahmen es sehr gründlich. Obwohl EU und Schengen werden vermutlich über diese Grenzen noch viele Sachen geführt, die vielleicht nicht dürften. Und ein Jeep, wie wir fahren, fährt vermutlich nicht alle Tage hier durch; die Fahrzeugpapiere wurden jedenfalls sehr genau studiert und das erste Mal, dass wir die grüne Versicherungskarte vorweisen mussten.

Unsere Durchreise durch Montenegro war sehr kurz und wir wünschten uns weiter südlich zu sein – zu kalt und regnerisch. Und doch; nach Koter lichteten sich die Wolken und schon wurde die Route zu Gunsten einer Bergstrasse geändert.
Gleich nach Kotor bogen wir von der Hauptstrasse ab und steuerten eine steile Bergstrasse weit hinauf ins Gebirge und bald standen wir auf über 1200 Meter über Meer. Unser Weg war weiter als erwartet und die enge Strasse, oder war es mehr ein Holperweg (?), liess nur ein langsames Tempo zu. Hinter jeder Kurve musste mit irgendwelchen Sachen gerechnet werden und die lokale Bevölkerung ist meist sehr schnell unterwegs. Unser Tagesziel verfehlten wir und noch vor der albanischen Grenze kapitulierten wir in der hereinbrechenden Nacht. Vielleicht war es auch gut so; bei Dunkelheit über die Grenze in ein neues Land ist nicht empfehlenswert!

Die Ausreise aus Montenegro war nicht so dramatisch und nach der Überprüfung der Fahrzeugpapiere ging es ein paar Meter weiter zu den albanischen Grenzbeamten. Nun begann von neuem das Prozedere der Einreise mit sämtlichen Papieren und Fragerei; „wohin, wie lange und vieles mehr! Eigentlich ein Verfahren, das wir bis vor wenigen Jahrzehnten auch in Mitteleuropa kannten und Landesübertritte nicht zum Alltäglichen gehörten.

Bald wurde uns eine gute Weiterreise gewünscht und die Fahrt in dieses, für sämtlichen Tourismus lange abgeschirmte Land, konnte beginnen.

Die Spannung war auch gross und viele wahre und unwahre Geschichten wurden uns auf den Weg mitgegeben.
Wer wird wohl Recht bekommen; die üblen Nachreden oder das wirkliche Albanien?