Ab ins Outback

>Bilder ganz unten!

…Mount Isa (QLD) nach Alice Springs (NT)
Nach dem fast zwangsmässigen Aufenthalt in Mount Isa, wo ganze Berge für Kupfer, Blei und andere Edelmetalle verschoben werden, ergänzten wir unsere Vorräte für rund eine Woche. So war unsere ungefähre Planung der Strecke bis zu dem nächsten grösseren Versorgungsort. Die Wasservorräte wurden ebenfalls so ergänzt, dass wir ein paar Tage draussen in der Wildnis überleben konnten. Dann ging es endlich los; westwärts hinaus ins Outback von Queensland.

Nach vielen Kilometer auf einer gut ausgebauten Strasse, wo Unmengen von Road-Trains (Lastwagen mit 3-4 Anhängern, ca. 60m lang) unterwegs waren, bogen wir endlich ab und folgten einem Nebenweg in westlicher Richtung. Hinter uns zog eine riesige Staubfahne nach, vor uns lag die weite Landschaft, wo wir keine Menschenseele ausfindig machen konnten. Irgendeinmal, mitten im nirgendwo, gab es ein Flugfeld und ein grosses Schild, dass wir nun im «Northern Territory» angekommen sind. Eigentlich nichts Besonderes, doch in Australien unterscheiden sich gewisse Gegebenheiten von Bundesstaat zum nächsten oft stark. Uns waren diese anderen Sitten beim Grenzübertritt noch nicht bewusst.

Die erste Siedlung, die an unserem Weg lag, war eingezäunt und ein grosses Schild wies allfällige Besucher an, sich im Dorfoffice zu registrieren. Bei Zutritt ohne Anmeldung würde eine empfindliche Strafe drohen. Die Tankstelle war hinter einem hohen Zaun und die Bedienungszeiten sehr eingeschränkt. Uns war zuerst nicht klar, ob wir uns für einen Tankstopp beim Dorfhäuptling melden müssen oder ob dies auch ohne Anmeldung gehen könnte. Doch, da wir ausserhalb der Öffnungszeiten tanken und uns melden wollten, liessen wir den Tankstopp ausfallen und fuhren auf dem Sandover Highway weiter; unser Tankinhalt sollte noch genügend Benzin enthalten.

Wir zogen weiter über den staubigen Highway westwärts. Entlang unseres Weges entdeckten wir immer wieder grosse Rinderherden und grosse Schilder, die auf die Biosecurity hinwiesen. Um die entsprechenden Wege zu befahren, müsste man vorgängig mit der entsprechenden Farm Kontakt aufnehmen. Meist stand irgendeine Telefonnummer auf dem Schild, doch ohne mobile Telefonabdeckung war dies wohl ein Ding der Unmöglichkeit.

Nordwestlich vor uns lag der Erlterlapentye N.P. und die alte Polizeistation bei einem Wasserloch, wo heute ein Campingplatz liegt. Bald entdeckten wir einen relativ direkten Weg dorthin. Dass wir auf unserer neuen Route auf Privatland bewegten, bemerkten wir lange nicht. Auch war die Wegfindung etwas abenteuerlich, da auf unsere Karte kein Weg mehr eingezeichnet, draussen in der reellen Welt jedoch einen guten Fahrweg vorhanden war. Nach dem x-ten Weidetor stand erneut ein grosses Schild, mit der Aufforderung, das Farmbüro zu kontaktieren. Trotz meines Telefonabonnement von Telstra mit der besten Netzabdeckung machte mein Mobilgerät kein Zeichen irgendeine Verbindung aufzubauen.

Wir schlossen das Weidetor hinter uns und setzten unsere Fahrt über die weiten Flächen, eine Landschaft von offenem Wald und Weiden und machten uns keine weiteren Gedanken, hier irgendetwas verbotenes zu tun. Doch bald wurden wir von einer aufgebrachten Farmerin gestoppt und zurechtgewiesen. Da wir etwas unbeholfen waren, wurde sie immer ruhiger und hilfsbereiter. Doch ihre Aufforderung war immer noch dieselbe: wir wären hier illegal unterwegs und müssten ihr Land umgehend verlassen. Sie eskortierte uns über einen weiten Weg hinaus von ihrem Grundstück. Mit letzten Anweisungen und Ratschlägen liess sie uns weiterziehen und kehrte zu ihren Rinderherden zurück.

Nach diesem Vorfall war unsere Stimmung etwas gedrückt. Was ist in diesem Bundesstaat wohl anders als in den bisher bereisten. Und, nach vielen Kilometer auf irgendeinem Weg, mitten in der Pampa, sollte man plötzlich ein Büro anrufen und für die Durchfahrt um Erlaubnis fragen. Doch ohne Satellitentelefon geht in dieser abgeschiedenen Gegend kaum etwas und über ein solches verfügen wir nicht. Doch umdrehen war für uns nie eine Option. Trotz des Verdrusses erreichten wir spät abends ein Roadhouse an dem Stuart-Highway und waren irgendwie froh, auf legalem Boden zu sein.

Bevor wir auf den Binn’s Track und in Richtung Erlterlapentye N.P. weiter fuhren, gab es bei den Devils Marbles einen kurzen Zwischenstopp. Zu unserer Verwunderung durften wir an diesem Ort nicht alle Felsformationen und Strukturen abfotografieren; ein Aboriginel Stamm wünschte es nicht und es ist unter Strafe verboten. Bei der Weiterfahrt über den Binn’s Track, eine Querfahrt eines früheren Rangers durch seinen Bundesstaat, streiften wir viele kleinere Siedlungen der australischen Ureinwohner. Auch bei diesen Siedlungen war eine Einfahrt Fremder unerwünscht und quasi verboten.

Der Binn’s Track gab uns jedoch eine gewisse Sicherheit, dass wir hier wirklich nicht auf verbotenen Wegen unterwegs waren und genossen die Fahrt durch das Outback. Der Nationalpark bot uns dann eine weitere ruhige Nacht unter klarem Sternenhimmel und ein wunderbares Weckkonzert der Vögel, die ab allen Bäumen rund ums Wasserloch kündigten uns den neuen Tag an. Wir setzten unsere Fahrt über den Track fort und selbst die Schilder an den jeweiligen Weidetoren hinderte uns nicht mehr; Biosecurity und Telefonnummern interessierten uns nicht mehr.

Teils führte uns der gewählte Weg durch Aboriginal-Gebiete, gefolgt von Rinderfarmen oder weites Buschland. Oft hatten wir keine Ahnung, wo wir uns gerade befanden und bewegten uns auf den Spuren von Mister Binn, der sicher nichts Verbotenes machte. Der Weg führte uns auch an Sehenswürdigkeiten, die eigentlich gar keine sind, andere wiederum sehr sehenswert waren, doch weit ab des Touristenstrom lagen. Vielleicht liegt es an den vielen Weidetoren, dass sich keine Touristenmassen in dieses Gebiet hinein verirren; Chantal konnte die zu bedienenden Weidetore schlussendlich nicht mehr zählen.

Bis nach Alice Springs war es nicht mehr weit, doch die Benzinanzeige deutete auf einen tiefen Tankinhalt hin. Für den Weiterweg auf dem Binn’s Track mussten wir an einem Roadhouse den nötigen Saft besorgen. Nach einem kleineren Umweg von 40 Kilometer standen wir vor einer Zapfsäule und die unklaren Zeichen an dem Zählwerk verunsicherte uns, dass es womöglich keinen Sprit geben wird. Etwas verwundert fragte ich bei der Betreiberin des Roadhouses nach, ob es kein Benzin mehr geben würde. Sie lachte und sagte, dass es für uns genügend Benzin hätte. Sie müsste die Zapfsäule wegen den Einheimischen (Aboriginals) abschalten, da diese ihre leeren Tanke auffüllen und ohne zu bezahlen das Weite suchen würden. Wir waren über diese Aussage etwas verwundert, da wir in der Urbevölkerung eher ein ehrliches Naturvolk erwartet hatten.

Mit vollem Tank ging es weiter den ersten Gebirgszügen entgegen, die östlich von Alice Springs liegen und zu einer immer abwechslungsreicheren Landschaft führte. Eigentlich eine Landschaft, die zum Verweilen einlädt und in kleineren Schutzgebieten entdeckten wir immer wieder schöne Campmöglichkeiten. Doch auch hier; ohne mobile Kontaktmöglichkeit konnte der Platz weder reserviert noch bezahlt werden und ein Mobilnetz suchten wir vergebens. Wir wären ja gerne geblieben und hätten auch die wenigen Dollars Gebühr bezahlt, doch das System zwang uns, wilde Campmöglichkeiten zu suchen und gebührenfrei zu übernachten.

Nach ein paar Tagen erreichten wir die Zivilisation und tauchten gleich ins Menschen Getümmel von Alice Springs ein. Unsere Vorräte an Essen und Getränken waren komplett aufgebraucht. Der erste Eindruck im Zentrum von Alice Springs war etwas erschreckend und abweisend zugleich. Das Rumhängen der Urbevölkerung war nicht zu übersehen und ihr Verhalten etwas störend. Was ist wohl mit diesen Menschen los? Wir wollten auch etwas Wein kaufen, waren aber über die sehr eingeschränkten Öffnungszeiten überrascht und vor den jeweiligen Geschäften standen Polizisten, die jeden eintretenden Kunden genau prüften. Wir wurden auch darauf aufmerksam gemacht, dass wir uns nachts nicht im Zentrum bewegen sollten; zu gefährlich. Ups, was ist hier wohl los? Das soll das weltbekannte Alice Springs sein, wo doch alle hinmüssen?

Für die nächsten Tage planten wir eine grosse Schlaufe westwärts in ein Gebiet, wo grössere Gemeinschaften der Ureinwohner ihr eigenes Gebiet besitzen und für viele Wege bedarf es einer Genehmigung. Nach Alice Springs sind wir gespannt, was uns dort draussen alles erwarten wird.