Alaska

>Bilder ganz unten.

…die zweite Runde in den ewigen Tag
Nachdem wir den Südosten des riesigen US-State bereits mit Christine und Daniel erkundeten, weckte der weite Norden in uns erneut Gelüste, über den Polarkreis hinaus zu fahren. Während Christine und Daniel in Delta-Junction nach Haines abbogen, steuerten wir wieder nordwärts und erreichten bald Fairbanks.

Die wichtigsten Informationen über den Dalton-Highway erhielten wir bei der Touristeninformation, so dass wir fast sorglos nach Norden aufbrechen konnten. Der Dalton-Highway ist eigentlich eine Industriestrasse, die im Zusammenhang mit der Alaska-Pipeline gebaut wurde und heute ebenfalls dem Tourismus offen steht. So ist auf dieser Schotterstrasse ein regelrechter Verkehr mit Campern, Personenwagen und sehr vielen Motorrädern. Und so nebenbei sind ebenfalls riesige Lastwagen zu den Ölfeldern nach Deadhorse an der Prudhoe-Bay unterwegs.

Was für die Kanadier der Dempster-Highway ist, ist für die Amerikaner der Dalton-Highway und vermutlich beinahe eine Pflichtstrasse, die einmal gefahren werden muss. Bei beiden Pisten überquert man den Polarkreis und fährt in die endlosen Tage hinein; ein spezielles Erlebnis.

Eigentlich sind beide Strassen ein spezielles Abenteuer und kaum miteinander zu vergleichen. Von der Schotterpiste ist der Dalton-Highway einiges besser zum Fahren, da der Werkverkehr auf eine gute Verbindung angewiesen ist.
Landschaftlich fanden wir den Highway in Alaska ebenfalls etwas interessanter; das zu durchquerende Gebirge ist imposanter und die Piste führt mehr durch wildere Abschnitte als das kanadische Pendent.
Die Arbeitercamps aus der Bauzeit der Pipeline bestehen immer noch, sind Stützpunkte für die Menschen, die sich hier auf den Rädern bewegen und geben heute noch einen gewissen Flair der damaligen Zeit weiter.

Karibuherden entdeckten wir zwar keine, dafür zogen einzelne oder gruppenweise Karibus beim Nachtcamp nördlich vom Atigun-Pass vor unserer Nase vorbei. Die Muskoxen konnten wir leider nur aus der Ferne und dem Feldstecher beobachten.

Nach dem Atigun-Pass, der kontinentalen Wasserscheide, drehten wir wieder um. Für Touristen, wie wir, ist in Deadhorse eh Schluss mit der Fahrt. Für $140.- wollten wir uns nicht auf eine zweistündige Busfahrt ins Hochsicherheitsgebiet ans Polarmeer fahren lassen, wo man kurz die Zehen ins Wasser recken kann. An den Bohrstellen fährt man einfach vorbei und darf diese nicht besichtigen. So liessen wir die letzten 200 Kilometer links liegen, verzichteten auf die weite Tundra und drehten wieder in südlicher Richtung.

Nach so vielen Kilometer Staubstrasse hatten wir Lust auf ein ausgiebiges Bad in einer der unzähligen Hotsprings, die sich nördlich von Fairbanks befinden. Was wir zu Beginn nicht wussten; die meisten dieser warmen Quellen sind nur im Winter und mit einem Snowmobil erreichbar. Während der warmen Saison sind nur wenige offen und diese werden rein kommerziell betrieben, d.h., dass man sich nicht alleine in irgendeiner warmen Quelle erholen kann.

So war unser Besuch entsprechend kurz; dafür suchten wir Erholung am Chena-River. Wir wussten zwar von einen Waldbrand in einem Paralleltal und auch der Rauch war überall allgegenwärtig. Beim Chena-River war trotzdem noch einiges los, die Leute fischten im River und andere paddelten mit ihren Booten den Fluss hinunter. Dieses Treiben ging noch weit in die Nacht hinein und so fühlten wir uns irgendwie sicher. Bald legten wir uns unter die warme Decke und freuten uns über das Nachterlebnis am plätschernden Fluss.

Um ein Uhr folgte dann die Überraschung: Wir wurden von einem Ranger aus dem Schlaf geholt! Er machte uns darauf aufmerksam, dass im nächsten Tal ein Waldbrand sei. Zwar bestehe noch keine akute Gefahr, doch am nächsten Morgen sollten wir die Gegend zwingend verlassen. Wir waren sehr überrascht, dass er uns in der Dämmerung überhaupt gefunden hatte, dankten ihm etwas verängstigt und suchten noch in der nächsten halben Stunde einen sicheren Ort, wo wir die restliche Nacht verbringen konnten. Was wir bei der Wegfahrt sahen, kann man eigentlich nicht beschreiben, man muss es gesehen und erlebt haben: Das Feuer, das wir zwischendurch erblickten, war gigantisch und furchteinflössend zugleich.

In Fairbanks war der Rauch bereits allgegenwärtig. Dieser kam aber nicht vom Chena-River her, sondern von einem Feuer, der aus westlicher Richtung in die Stadt geblasen wurde. Irgendwie sehr eindrücklich, was sich hier alljährlich abspielt. Die Leute nehmen es mit einer gewissen Gelassenheit, als wären diese Feuer das Normalste auf dieser Erde. Uns hielt diese rauchverhängte Luft nicht länger im Norden und bereits nach mehreren Kilometer südwestlich von Fairbanks wurde es bereits etwas angenehmer.

Auf dem Park-Highway, ebenfalls eine Pflichtlektüre aller Alaskareisenden, die die wunderbare Landschaft um den Denali erleben möchten, waren viele Leute unterwegs und die nicht mehr zählbaren Camper übertrumpften sich gegenseitig an Grösse. Auch an touristischen Angeboten wird einiges angeboten: Von Raft- bis zu den Flugtouren kann man alles buchen. Gegen entsprechende Dollar wird jeder Nervenkitzel angeboten. Wer es einfacher mag, der ersteht beim Ranger ein Permit für irgendeine Wanderung, mit oder ohne Übernachtung im Denali-Nationalpark.

Nach den vielen Informationen im Informationszentrum, fuhren wir später auf der Denali-Parkstrasse die wenigen erlaubten Kilometer hinein. Halbillegal und ohne Permit begaben wir uns auf eine kurze Wanderung, was die Lust in mir (Tom) für eine grosse Wanderung weckte, was aber gleich von unserer Ausrüstung her wieder verworfen wurde.
Schade, dies wäre eigentlich „Alaska pur“!

Dafür befuhren wir noch einmal den Denali-Highway und bogen auf halber Strecke ins Roosevelt-Creek-Valley ab. In diesem Tal, das sich in die Alaska-Range hineinzieht, suchen heute noch viele „Freizeitgoldsucher“ nach ihrem grossen Glück und sie waren alle erstaunt, was da ein Jeep mit fremdländischen Kennzeichen suchte.

Um unser Goldwissen etwas zu erweitern, besuchten wir südlich des Hatcher-Pass ein stillgelegtes Goldbergwerk, das sich heute im staatlichen Besitz befindet und als Museum den wissensbegierigen Besuchern offen steht.
Eigentlich verrückt, was die Leute für ein allfälliges Glück so alles unternahmen und gar ihre Gesundheit aufs Spiel setzen. Auch heute wird überall noch nach dem edlen Metall gesucht und gegraben; irgendwie muss sich die ganze Goldsucherei lohnen.
Ich beschränkte mich auf eine Wanderung auf einen nahegelegenen Gipfel beim Hatcher-Pass und war bereits überglücklich über den imposanten Rundblick auf die vielen Gipfel und Täler.

Über Anchorage fuhren wir weiter südlich auf die Kenai-Halbinsel, in der Hoffnung, dass es wegen dem Waldbrand, wo mehrere hundert Hektaren Wald im nördlich Teil der Halbinsel brannten, nicht so schlimm sein würde. Feuer sahen wir keines, dafür war die zu durchfahrende Landschaft rauchverhangen.

An der Westseite war es endlich vorbei mit dem rauchigen Geschmack, dafür zogen kurz vor Homer Nebelschwaden vom Meer her über das Küstengebiet und es war mehr als ein herbstlicher Eindruck; die Frische zog unter die warmen Kleider und jede Sicht wurde stark getrübt.

Homer selbst konnte uns nicht überzeugen; zu viel für den Tourismus! Doch in den wenigen Monaten der Hochsaison muss die lokale Bevölkerung vom Touristenstrom möglichst viel profitieren, denn die Wintermonate sind hier lang und während dieser Zeit wird sich wohl kein Reisender hierher verirren.

Dafür wurden wir, nachdem wir den Nebel und Rauchschwaden hinter uns gelassen hatten, am östlichen Teil der Halbinsel belohnt und die Fahrt nach Seward war wunderbar. Die ganze Landschaft begeisterte uns sehr; es war ein Spiel von Bergen, Gletschern und Meer.
Und, wir waren nicht die einzigen, die hierher ans Meer unterwegs waren. Der Campingplatz entlang der Bucht war übervoll von allmöglichen Campern. Doch die touristischen Angebote als auch das schöne Zentrum sind mit den vielen gleichgesinnten Touristen eine Reise wert.

Über Anchorage ging es wieder zurück ins Inland und schon bald begleitete uns die ersten Regenwolken. Was für die lokale Bevölkerung als Wohltat und Linderung des beissenden Rauches der Waldbrände brachte, war für uns – Touristen haben lieber Sonnenschein – eher ein nass kalter Abschied unserer zweiten Rundreise durch Alaska.

Die Fahrt auf dem Glenn-Highway von Anchorage nach Osten durch die Berge war trotz der Regenwolken eine wunderbare Strecke durch eine imposante gebirgige Landschaft und Gletscher, die weit ins Tal hinein reichen. Leider war es nicht mehr sommerlich warm, ein kalter Wind und viele Wolken deuteten auf einen weiteren Wetterwechsel hin.

In Tok erreichten wir wieder den Alaska-Highway, der uns zurück nach Yukon brachte. Wir folgten auf dem Alaska-Highway durchs weite und fast menschenleere Gebiete der Nordostgrenze des riesigen Wrangell-St. Elias-Nationalpark, der sich über weite Teile von Alaska und Yukon/British Columbia erstreckt. Nach zweimaligen Grenzübertritten erreichten wir erneut Alaska und dem kleinen Küstenort Haines.

In den vielen Informationstafeln und Besucherzentrums unterwegs lernten wir ebenfalls viel aus früherer Zeit. Wo sich heute „unsere“ Verbindungswege durch die weiten Landschaften, Täler und Übergänge befinden, bewegten sich die indigen Völker schon viele hundert Jahren vor der Ankunft der weissen Siedler und betrieben gegenseitig einen intensiven Handel mit diversen Gütern. Bei der Ankunft der weissen Erkunder wurde der Handel auf diese ausgeweitet, was vielleicht nicht immer zu Gunsten fairer Bedingungen durchgeführt wurde.

In Haines und erneut in den USA war saisonbedingt und wieder viel Betrieb: Die ganze Freizeitbranche kämpft mit ihren Angeboten zu ihren Gunsten. Bevor es wieder kühler wird und die Touristen nicht mehr in Scharen in den kleinen Ort einfallen, muss vermutlich der grösste Teil des Jahresumsatzes erwirtschaftet werden. Vom Lachs angeln bis zum Helikopterrundflug kann alles gebucht und genossen werden. Legt noch zusätzlich ein Kreuzfahrtschiff an, so wird gleich das ganze Zentrum vom kleinen Ort mit Menschen überflutet.

Mit der Fähre setzten wir in einer einstündigen Fahrt nach Skagway über, wo vor genau 120 Jahren ebenfalls tausende von Goldsuchern im Hafen das Festland betraten; sie waren auf der Suche nach dem schnellen Reichtum am Klondike-River und wir auf herrliche Eindrücke in dieser Landschaft aus Gebirge und Meer.

Beim Erreichen der Kleinstadt am Ende des langen Fjordes begrüsste uns ein starker Regen, und ein kalter Wind blies durchs enge Tal. Drei riesige Kreuzfahrtschiffe lagen ebenfalls am Hafen vor Anker und die vielen Menschen im Zentrum waren schon von weither auszumachen; fast wie zur Goldrauschzeit!

Doch nicht nur den Leuten zur Goldrauschzeit wurden zu Wucherpreisen Dinge angeboten, sondern auch heutzutage sind die Preise einiges höher als sonst üblich. Wir waren nicht bereit, $50.- für einen einfachen Platz für unseren Jeep zu bezahlen, die Dusche und das Internet wären noch extra dazu gekommen und ebenfalls ein stolzer Betrag gewesen.
So suchten wir das Weite und fanden am Nourse-River, wo heute der eigentliche Klondike-Trail beginnt, einen herrlichen Nachtplatz mitten in der stillen Natur.

Vor dem endgültigen Verlassen von Alaska ging es noch einmal zurück nach Skagway, wo inzwischen vier riesige Ozeandampfer an den Hafenmauern hingen, in den Touristenrummel hinein. Wetterbedingt war es auch eine gute Alternative, sich noch etwas im städtischen Gebiet aufzuhalten, denn die Wolken hingen tief in den umliegenden Bergen und immer wieder fiel Regen nieder.

Bei dichtem Nebel verliessen wir spätnachmittags Alaska und die USA über den Whitepass und folgten dem Klondike-Highway nach Kanada (Yukon).
Bald lichtete sich der Nebel und die Sonne lachte uns entgegen – herzlich willkommen in Kanada.

Ja, wir freuen uns sehr und Britisch Kolumbien wird uns auf der Fahrt in den Süden noch einiges an schönen Momenten bescheren.
Da bin ich mir mehr als nur sicher! 🙂