>Bilder ganz unten!
….mit vielen Umwegen
Bei unserem zweiten Aufbruch in San Francisco wollten wir bis nach Santa Barbara der Traumstrasse „1“ folgen und erst dann wieder ins Landesinnere abdrehen; schlussendlich ist man nicht alle Tage hier. Schon die ersten Kilometer hinter der Metropole San Francisco waren bereits beeindruckend, wo sich die Strasse durch die Felswände dem Pazifik entlang schlängelte. Immer wieder mussten wir einen Halt einlegen, um über die Klippen in die Tiefe zu schauen.
Bis Santa Cruz waren die vielen Orte sehr „mexikanisch“ und teilweise verschandelten einzelne Wohngebiete die tolle Landschaft. Doch in Santa Cruz, angeblich die liberalste Stadt in Kalifornien, änderte sich das Bild schlagartig. Alles war sehr säuberlich heraus geputzt und die Stadt zeigte uns ein wunderbares Zentrum. Zwar mussten an sieben Tagen die Woche immer und überall Parkgebühren entrichtet werden und alle Vierbeiner waren dauernd angeleint, doch sonst bewegte sich in Santa Cruz eine sehr offene Gesellschaft für alles und jede Art Lebenseinstellung.
Weiter folgten wir der Monterey Bay durch weite Felder dem gleichnamigen Ort entgegen. Hier wird wirklich alles angebaut und geerntet, was der Markt verlangt und fleissige Hände tun ihr Bestes. Und, unter den Strohhüten lachten immer wieder dieselben Menschengesichter hervor; Kalifornien ist anscheinend fest in mexikanischer Hand. Zu unserer Überraschung; bei unserer Durchfahrt wurde zu dieser späten Jahreszeit noch fleissig Erdbeeren abgelesen!
Irgendwann und -wo hatte ich (Tom) einmal gelesen, dass die Küstenstrasse „1“ seit längerer Zeit gesperrt sei. Trotzdem sind wir ahnungslos der Küste südlich von Monterey weiter gefahren, als wäre alles offen und befahrbar. Ein grosses Schild „Road closed“ brachte uns wieder zurück in die Realität und war das vorläufige Ende dieser Traumstrasse. Sofort suchten wir eine mögliche Umfahrung durchs Gebirge und fanden auch eine entsprechende Verbindung.
Kaum neu geplant, schon kraxelten wir hinauf und durchs Küstengebirge, wo unser nächstes Abenteuer beginnen sollte. Dass der letzte Winter aussergewöhnlich grosse Wassermengen brachte und überall zu Murgängen sowie Überschwemmungen führte, hatten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht richtig wahrgenommen. Ein grosses Schild „Park closed“ am Parkeingang des „Los Padres“-Nationalwald stoppte unser Vorhaben. Die Wegschäden mussten wohl sehr gross sein, so dass der ganze Nationalwald für den Freizeitverkehr gesperrt wurde.
Erneut mussten wir die Fahrstrecke um planen und schon entdeckte Chantal eine weitere Möglichkeit, wie wir unsere Traumstrasse an der Küste erreichen könnten. Zuerst dachten wir, die Durchquerung eines Trainingsgeländes der US-Armee wäre ein mögliches Hindernis. Doch diese Durchfahrtsstrasse steht selbst für ausländische Touristen offen und führte uns durch weite Landschaften, wo mit all möglichen Kanonenrohren in der Landschaft herum geschossen wurde und bei Trockenheit immer wieder zu grösseren Flächenbränden führt.
Wir hofften, nach dem Armeegelände direkt den State-Park von Limekiln erreichen zu können und hatten den „Los Padres“-Nationalwald komplett aus unserer Planung gestrichen. Leider zwang uns die Parksperre zur erneuten Umkehr. Dass wir innert zwei Tagen zweimal umdrehen mussten, hatte nichts mit schlechter Planung zu tun, sondern an Mangel möglicher Informationen. In Kalifornien gibt es tolle Internetseiten, wo man fast alles erfahren und abfragen kann, doch ohne Netz in der weiten Pampa bringen die besten Informationsseiten nichts.
Wir hatten von der ewigen Irrfahrten genug und legten unsere Route definitiv ins Hinterland, bzw. zum Kings Canyon- und Sequoia-Nationalpark. Dort sollten, gemäss unseren Informationen, die wichtigsten Strassenverbindungen offen sein. Somit ging es auf direktestem Weg erneut durchs Zentral-Valley der nächsten Bergkette der Rocky Mountains entgegen.
Im Kings Canyon-N.P. folgte bereits die nächste Enttäuschung: Die Strasse zur Hauptattraktion des Parks war wegen Bauarbeiten geschlossen. Dafür wurden wir im Sequioa-N.P. mit seinen riesigen Bäumen entschädigt und die Bewunderung für diese Baumriesen war unsererseits riesig. Könnten diese Riesen sprechen, würden wir relativ klein aussehen und kaum über eine so lange Zeitspanne Erdgeschichte erzählen. Viele dieser Mammutbäume, auch Sequioa genannt, sind über 500 Jahre alt; Wahnsinn!
Je weiter wir uns südwärts bewegten, desto öfters machte sich bei unserer Routenwahl der Tropensturm Hilary bemerkbar. Dieser brachte im August dieses Jahres grosse Wassermengen in die weiten Wüstengebiete vom südlichen Kalifornien. Entsprechende Schäden an der Strasseninfrastruktur zwangen uns immer wieder zu weiten Rückfahrten und Umwegen.
Als nächstes Ziel avisierten wir den Joshua Tree Nationalpark an. Selbstverständlich nicht auf direktem Weg, denn die alte Route 66 in Kalifornien reizte uns ebenfalls, auf der wir ab Victorville ostwärts folgten. Nach der Umrundung der Abstellfelder für ausrangierte Flugzeuge schwenkten wir auf die sagenumworbene Strasse ein. Zu unserer Überraschung besteht diese Strasse noch fast komplett und alte Zeitzeugen säumen sie bei jeder Ortsdurchfahrt, als wäre hier die Zeit stehen geblieben. So genossen wir die weite Fahrt durch die Mojave Wüste auf einer fast leeren Strasse, während auf der naheliegenden Autobahn der Verkehr (Lastwagen) fast überquoll. Leider mussten wir zwischen Amboy und Fenner ebenfalls auf diesen Lebensnerv des individuellen Verkehrs ausweichen, weil die Wassermassen ein Stück der Route 66 mitnahm. 🙁
Bis zum Colorado River war es nur noch ein kurzes Stück und schnell wechselten wir die State-Grenze nach Arizona, wo unser leerer Tank mit günstigerem Diesel wieder randvoll aufgetankt wurde. Nicht nur die Treibstoffpreise sprengten beinahe unser Reisebudget; in Kalifornien ist einfach alles viel teurer als anderswo.
Wir kehrten wieder auf die Westseite des Colorado River und folgten einer Gravelstrasse durchs Gebirge südwärts. In der folgenden Nacht wurden wir von starken Windböen aus dem Schlaf geweckt. Schnell mussten wir unser WC-Zelt abbauen, bevor dies der Wind in hundert Fetzen zerlegte und unseren Jeep in die Windrichtung drehen. Doch das Geheul des Windes um die nahen Felstürme und das Flattern der Zeltwände des Ausstelldaches liess uns keine grosse Ruhe mehr. Und selbst die achtbeinigen Spinnentiere setzten uns (Chantal) noch einen weiteren Schock zu. So ging es frühmorgens ohne Frühstück weiter. Bei diesem Wind hätten wir mit unserem Kocher kaum einen Kaffee warm machen, geschweige unsere sonntäglichen Pancakes in der Pfanne braten können.
Nachmittags liess dieser starke Sturm nach und wir wechselten erneut nach Arizona, wo es fast windstill war. Nach einem grösseren Indianerreservat fanden wir in einem trockenen Flusslauf ein windstilles Plätzchen für die kommende Nacht. Selbstverständlich klärten wir vorgängig die Wettersituation in Bezug auf Regen ab und richteten uns anschliessend für das nächtliche Camp ein. Und, in Arizona gab es kein allgemeines Feuerverbot, so dass wir abends endlich wieder ein Feuer entfachen konnten.
Wir wollten östlich der Chocolate Mountains über eine alte Wegverbindung zu den Sanddünen bei Glamis fahren. Doch fernab jeglicher Zivilisation war hinter dem Palo Verde Peak Ende unserer Fahrt. Der Weg wurde immer schwieriger und schlussendlich zwangen uns tiefe Auswaschungen zur Rückfahrt. Tja, so vergingen auch unsere Stunden und abends standen wir wieder beim morgendlichen Ausgangspunkt.
Die Algodones-Dünen, oder auch Imperial-Dünen genannt, ziehen sich von Nordwesten durch die ganze East Mesa nach Südosten über die Grenze nach Mexiko und sind zum grössten Teil ein riesen Spielplatz für grosse Jungs mit ihren verrückten ATVs und Sandfahrzeugen. Bei unserer Ankunft in Glamis war gerade ein grösserer Event zu Ende und das Gelände sah entsprechend einer Grossveranstaltung aus. Die letzten Besucher staubten mit ihren Fahrzeugen noch viel Sand auf und sorgten für unangenehme Bedingungen um eine Nacht auf diesem Camping zu verbringen.
Weiter nördlich von Glamis ist die Sandlandschaft geschützt und somit sicher ruhiger als beim Camping, wo mobile Werkstätten an den donnernden ATVs herumschraubten. Nach kurzer Zeit fanden wir einen wunderbaren Übernachtungsort und wir freuten uns auf eine ruhige Nacht. Doch den nahen unbewachten Bahnübergang liessen wir bei unserer Platzwahl ausseracht und es kam wie es kommen musste; jeder Zug hornt vier Mal vor dem Passieren des Überganges und es waren sehr viele Züge. Chantal hatte eine schlaflose Nacht und war am darauffolgenden Tag nicht in bester Laune.
Wir hatten genug von den in der Gegend herum donnernden ATVs und den Zügen, die uns bei jeder Durchfahrt aus den Träumen holten. Durch Slab City, einer Wohnwagensiedlung mitten in der Wüste, wo niemand weiss, wer dort lebt und demnächst im eigenen Müll erstickt, steuerten wir kurz den Salvation Mountain an. Nach dem Erlebten in Slab City war dieses religiöse Kunstwerk ein wunderbares Objekt.
Bis zum Salton-See waren es noch wenige Kilometer. Dieser See liegt 66 Meter unter dem Meeresspiegel und entstand durch einen Dammbruch. Man war der Ansicht, die Wassermassen würden bald verdunsten, doch seit über hundert Jahren trotzt der Wasserspiegel den wissenschaftlichen Annahmen. Die Zugvögel erkannten den See bald als ein Ort der Überwinterung oder als Durchgangsort auf der Reise in den Süden. Es wurden auch Fische eingesetzt, die den zunehmenden Salzgehalt vertragen und bauten Erholungsgebiete für den Menschen. Infolge der intensiven Landwirtschaft am Nordrand dieses riesigen Sees stieg die Verschmutzung, und der See kämpft gegen den eigenen Kollaps. Die Touristen blieben schon seit längerer Zeit aus und zurückgelassene Ort liegen am Uferrand.
Ganz in der Nähe, d.h. nach den vielen Feldern, wo tausende von Mexikanern für frisches Gemüse und Früchte sorgen, folgt Palm Springs; eine riesige grüne Oase in einer Wüstenlandschaft. Hier spielt anscheinend das Geld keine Rolle und es wird grosszügig geklotzt. Vergrössert der Nachbar sein Haus, so macht man sein eigenes noch etwas grösser und in der Gartenpflege überlässt man nichts dem Zufall. Verrückt, was sich hier die wohlhabende Gesellschaft so alles leisten kann!
Nach dem „Sehen und Gesehen werden“ ging es zum Südeingang des Joshua Tree Nationalpark. Da wir jedoch keinen Übernachtungsplatz vorgebucht hatten, mussten wir den Park erneut verlassen und irgendwo ausserhalb beim Südeingang einen Platz für die kommende Nacht finden. Wir hassen inzwischen diese Vorreservierungen, da wir selten wissen, wo wir die nächste Nacht verbringen wollen oder können und auf den Backroads gib es nicht immer den Zugriff zur weiten Welt des WWW.
Trotz der Wegweisung aus dem Park; Joshua Tree, wir kommen zurück!
Chantal und Tom/November 2023