Auf nach Argentinien

>Fotos ganz unten!

Lange mussten wir uns gedulden; nun war endlich der Tag gekommen, wo wir uns von all den Familienangehörigen und Freunden für eine längere Zeit verabschieden mussten. Für uns persönlich bewegte sich endlich wieder einmal etwas „handfestes“ und das nächste grosse Abenteuer war in Griffnähe. Nach über 4 Jahren auf „eigene Faust“ unterwegs, werden wir uns einer geführten Gruppe durch Südamerika anschliessen und so die Panamericana erleben. Die Sicherheit einer Gruppe zogen wir diesmal dem absoluten Nervenkitzel vor. Nach den beiden Jahren mit Covid betrachten wir einiges etwas nüchtern und möchten nicht der Willkür der Behörden irgendwo alleine ausgesetzt sein.

Ab Basel ging es per Flug nach Frankfurt; mit dem Zug nach Frankfurt und ab dort mit dem Flugzeug wäre schon alleine der Flug 300 Euro teurer gewesen als mit dem Zubringerflug. Über diese Preispolitik und den Unsinn einer solchen Passagierlenkung waren wir uns nicht ganz bewusst, doch unser ökologischer Fussabdruck wurde dadurch leider etwas grösser. L

Die ersten bekannten Gesichter konnten wir schon am Flughafen von Frankfurt ausmachen und anhand der Fotoliste waren wir auf der Jagd nach weiteren Teilnehmern. Doch bevor wir alle irgendwie entdecken konnten, mussten wir uns ins Flugzeug begehen und für die nächsten 14 Stunden bequem machen. Ich (Tom) konnte es jedenfalls kaum erwarten, wieder festen Boden unter den Füssen zu haben; 10‘000 Meter über dem Atlantik wäre wohl ein etwas sehr hoher Sprung ins kühle Nass. Ohne zu Springen oder anderen waghalsigen Sachen, landete unser stählerner Vogel in Buenos Aires/Argentinien sicher auf dem Boden und wir durften uns wieder etwas mehr bewegen als dies in den letzten Stunden möglich war.

Die Einreise war unsererseits eine kurze Sache und wir waren uns nicht ganz sicher, ob es am roten Pass lag oder ob wir bei einer sehr kulanten Beamtin waren, die unsere Einreise sehr speditiv abwickelte; andere wiederum hatten längere Bearbeitungszeiten und eine Teilnehmerin unserer Gruppe wurde umgehend wieder nach Europa geschickt (Probleme mit dem Pass).

Unsere Reiseleitung; Natalia, Frank u. Michaela

Nach der Übernahme unseres Reisegepäcks trafen wir unsere Reiseleitung, und gemeinsam mit allen Reiseteilnehmern steuerten wir dem Zentrum von Buenos Aires entgegen. Die Erholung war kurz, schon standen verschiedene Aktivitäten an, so dass wir in Windeseile mit den argentinischen Lebensgewohnheiten vertraut gemacht wurden. Nebst den vielen organisierten Aktivitäten, wie typisches Nachtessen mit viel Fleisch, Tango-Show und Stadtführungen, hatten wir noch genügend Zeit, uns auf eigene Faust in der Stadt und Umgebung zu bewegen.

Die erholsamen Tage im Hotel waren bald gezählt. Frühmorgens holte uns ein Bus ab und brachte uns nach Zarate, wo all unsere Fahrzeuge für die Abholung warteten. Doch, so einfach war die „Auslösung“ unserer Autos nicht und wir waren alle auf die tatkräftige Hilfe unserer Reiseleitung angewiesen. Zu guter Letzt streikte noch der Computer der Zollbehörde. Es machte fast den Eindruck, dass wir unverrichteter Dinge wieder zurück in Hotel kehren mussten.

Ende Gut alles Gut; kurz vor Feierabend der Zollbeamten erhielten noch die letzten unserer Gruppe die Schlüssel und nach dem Verlad des Reisegepäcks ging es los ins Abenteuer Südamerika. Etwas vorsichtig legten wir die ersten Kilometer zum ersten Campingplatz zurück und teilweise war ich über die anderen Fahrsitten in diesem Land überrascht. Auch können Hauptverbindungen übergrosse Schlaglöcher haben, wo vermutlich gleich das halbe Auto hinein fallen kann und dies noch in unmittelbarer Nähe der argentinischen Hauptstadt.

Nicht nur wir, sondern alle andern auch, benötigten einen ganzen Tag um unseren Camper für die Reise richtig einzuräumen und alles so zu ordnen, dass es wieder unserer Gewohnheit entsprach. Vermutlich werden wir noch ein paar Mal umräumen, bis es für uns wieder stimmen wird, oder andere Bedürfnisse dies verlangen.

Unser Auto war abends endlich bereit wie es sein sollte, schon wurden wir zum Briefing gerufen. Ja, das war für uns Neuland und gespannt hörten wir unserer Reiseleitung zu. Doch alles halb so wild; unsere Reiseleitern – Natalia, Michaela und Frank von Panamericana – gaben uns gleich zu Anbeginn viele Freiheiten und Möglichkeiten, unsere Reise auch auf eigene Bedürfnisse hin zu gestalten. Tja, hörte sich schon einmal sehr gut an; auch gewisse Programmpunkte können einfach ausgelassen werden. Bei vorgängiger Verständigung dürfen auch die vorgegebenen Übernachtungsorte ausgelassen oder anders angefahren werden. Super!

Schon am zweiten Tag nutzten wir unsere Freiheit und verliessen die vorgegebene Route, steuerten Landstrassen und –wege zu und genossen die ersten Kilometer auf den Schotterstrassen. Die Staubfahne hinter unserem Jeep war entsprechend gross und das Campabteil abends mit feinem Sandstaub eingepudert. Doch abseits der viel befahrenen Strassen machte es uns mehr Spass und das abendliche „Abstauben“ beim Übernachtungsort gehörte bald zum Ritual. Ein leichter Nachteil handelten wir uns gleich zu Anbeginn der gemeinsamen Fahrt ein; Schotterstrassen bedeuteten immer tiefere Fahrgeschwindigkeit, so dass wir auf den gemeinsamen Standorten für die kommende Nacht meist keine Wahl eines optimalen Standplatzes mehr hatten.

Was wir auch gleich unterschätzten, war die Grösse Argentiniens und die weiten Fahrstrecken. Gewisse Tagesetappen sprengten unser Vorstellungsvermögen; Stunden sassen wir bereits auf unseren Autositzen und sehnten den Zielort herbei. Immer wieder „ausklinken“ lag ebenso wenig drin wie an irgendwelchen schönen Orten länger zu verweilen. Wir würden den Anschluss an die Gruppe total verlieren und ebenso die Unterstützung der Reiseleitung; also, bleiben wir dran und geben weiterhin Gas. 😉

Unser Weg führte uns an der Ostküste in südlicher Richtung der chilenischen Grenze entgegen. Bald aber bremsten uns die ersten Parks mit den riesigen Pinguinkolonien und anderen Meeresbewohnern aus. Die ersten Seelöwen konnten wir auf der Halbinsel von Valdés bereits beobachten, als in Trelew unser Wissen der Erdgeschichte wieder aufgefrischt wurde und zu weiteren Abstechern auf der Reiseroute animierte.

In Puerto Deseado wurde eine Bootstour organisiert. Vom Wasser aus sind die Wildbeobachtungen teilweise viel interessanter, da die Distanz zu den Wildtieren einiges näher liegt als dies auf dem Land möglich wäre. Nebst Pinguinkolonien waren wir den Seelöwen quasi „Auge in Auge“ herangerückt und die vielen Seevögel rundeten die Tour auf dem Wasser ab. Die folgende angebotene Bootstour zu einer vorgelagerten Insel liess ich fallen und quer durch die Landschaft steuerten wir den versteinerten Bäumen im Inland zu. Vor über 100 Millionen Jahren standen diese Baumriesen in dieser heute sehr kahlen Landschaft und ernährten die pflanzenfressenden Dinosaurier. Was wir heute in der steinigen Landschaft sehen, machte die Erdgeschichte in den vielen vergangenen Jahre und lässt unsere menschliche Kleinigkeit nur erahnen.

In einem weiten Bogen durchstreiften wir das weitere Hinterland, umfuhren den „Madre E Hija“-Vulkan und erreichten fast menschenleere Gebiete, wo heute viele „Estancias“ dem Verfall preisgegeben werden. Wo einst die Schafzucht auf den weiten Gebieten einer Familie ein Überleben ermöglichte, sind heute die Häuser Wind und Wetter ausgesetzt und geraten wieder in Vergessenheit.

Nach rund 2‘500 Kilometer erreichten wir den ersten Grenze nach Chile und der erste Papierkrieg stand an. Als verwöhnte Europäer wissen wir ja schon bald nicht mehr, was ein Grenzübertritt überhaupt noch ist und wie es einmal bei uns war. Jedenfalls musste vorgängig der ganze Kühlschrank geleert werden und alles was irgendwie nach „Frisch“ aussah, durfte nicht mit. Wenige Kilometer später geht es wieder nach Argentinien und wahrscheinlich müssen erneut viele Papiere ausgefüllt werden.

Hoffen wir, dass der Grenzübertritt nach Chile so reibungslos vorüber gehen wird wie die bisherigen Lebensmittel- und Polizeikontrollen in Argentinien; dann steht dem Weg bis zum Feuerland wohl nichts mehr im Wege.