Auf nach Island

>Bilder ganz unten!

Es war schon etwas ärgerlich als mich (Tom) eine Magen-Darmgrippe einen Tag vor unserer Abreise ins Bett legte. Obwohl alles bereit war, müssen in der Regel vor einer Abreise noch viele Kleinigkeiten erledigt werden, die man vorher kaum tun kann oder vergessen wurden. So musste schlussendlich Chantal die schweren Gepäckstücke zum Jeep schleppen und in diesem verstauen, während ich gekrümmt im Bett lag und auf schnelle Besserung hoffte. Da wir uns für die Reise nach Hamburg für den Autoreisezug entschieden hatten, war ein anderer Abreisetag nicht möglich und so ging es – Chantal mit ihrem leblosen Mann – auf eine kurze Abschiedstour. Der Jeep war im Lörracher Güterbahnhof schnell oben auf dem Transportwagen und ich (Tom) noch schneller im Schlafwagenabteil in der Horizontalen.

Anderntags, bei der verspäteten Ankunft in Hamburg war die Magen-Darm-„Störung“ wie verschwunden. Zwar war ich noch etwas entkräftet, doch fühlte ich mich wieder fit für die nächsten Abenteuer im nördlichen Europa. Die Fahrt vom Zug und durch den Bahnhof Altona war, wie schon in vergangenen Jahren zuvor, ein besonderes Erlebnis und schon standen wir draussen in Hamburg. Zügig verliessen wir die Metropole an der Elbe, steuerten unser Gefährt in Richtung Kiel und versuchten erneut Nebenstrassen zu befahren, so dass wir Schleswig-Holstein abseits der grossen Verkehrsachsen erlebten. Die grossen Orte lagen bald hinter uns und bei uns kam, je länger wir übers Land fuhren, immer mehr Reiselust auf.

In einer Bucht zogen wir uns auf einen Campingplatz zurück – wild campen ist in Deutschland gar nicht so einfach – und genossen unser erstes Bad in der Ostsee. Abends beim Nachtessen rechneten wir einmal an unserer bevorstehenden Überfahrt nach Hirtshals, von wo die Fähre nach Island ablegen wird und stellten mit Schrecken fest, dass unsere Zeitplanung komplett daneben lag. Was andere in 5 Stunden fahren,  kalkulierten wir ganze 10 Tage. Vermutlich wäre jeder Radfahrer schneller unterwegs!

Unverzüglich planten wir unsere weitere Fahrt hinauf zum nördlichsten Punkt von Jütland um und reduzierten unserer Reisegeschwindigkeit kräftig. Ab sofort war Genuss unser oberstes Ziel und in einem Zick-Zack folgten wir der Ostseite der Halbinsel nach Norden.

Doch bevor wir in Dänemark einreisen konnten, wollten es die Dänen genau wissen; geimpft oder ein PCR-Test! Die liessen vermutlich nicht alles und jeden einreisen. Dafür war jenseits der Grenze auch für uns Schweizer alles etwas freizügiger und Covid19 fast ein Fremdwort.

Nach einer kurzen Schlechtwetterstörung erlebten wir nur noch schönes und beinahe unerträglich warmes Wetter. Während in Mitteleuropa Petrus die Schleusen ungezügelt öffnete, durften wir Sommerwetter pur erleben.

Nebst vielen kleinen und teilweise sehr schmucken Dörfern oder Weiler, lagen auch  grössere Städte an unserem Weg. Auch in Dänemark wird überall gebaut, was in den Städten sofort ins Auge sticht. Ganze Quartiere werden durch moderne und zeitgemässe Architektur ersetzt, was nicht jedes Mal unserem Geschmack entsprach. Anderseits werden die roten Backsteinhäuser mit viel Liebe gepflegt und viele Ecken präsentieren sich in einer Postkartenidylle.

Aarhus und auch Frederikshavn lagen bereits hinter uns, als wir uns durchs Touristengetümmel von Skagen drängelten. Nicht nur wir, sondern alle andern genossen das herrliche warme Wetter und die freie Sommerferienstimmung. Wir fragten uns aber immer wieder, ob dieses Verhalten doch bald wieder negative Konsequenzen haben könnte; vielleicht folgt auf die Delta- bald die noch verrücktere Gammavariante.

An der nördlichen Spitze von Jütland waren unsere Fotos bald getätigt, und an der nordwestlichen Küstenlinie fanden wir ein stilles Plätzchen in der Dünenlandschaft. Da überall die Leute mit den Autos auf den Wegen herum fuhren, machten wir uns ebenfalls keine grösseren Gedanken, dass wir hier etwas Verbotenes tun würden. Der aufkommende und kräftige Westwind bescherte uns, nebst dem bald folgenden Besuch, eine eher ungemütliche Nacht. Tief in der Nacht wurden wir bei unserem Camp von zwei Polizisten aufgesucht und ihre Mitteilung war relativ unmissverständlich: Wildes campieren sei hier verboten und bis um sieben Uhr morgens müssen wir den Platz geräumt haben! Ob wir etwas bei den lokalen Bestimmungen übersehen hatten oder wir durch einen Hundespaziergänger – alle selbstverständlich im Auto mit hinterher laufendem Hund – verpfiffen wurden, werden wir wohl nie rausfinden.

So erreichten wir unseren Zielhafen, oder eher Abfahrtshafen, früher als geplant. Nach den letzten Versorgungen in Hirtshals fuhren wir erneut ein kleines Stück zurück und suchten auf einen windgeschützten Campingplatz eine kurze Bleibe bis zur bevorstehenden Überfahrt nach Island.
Wir sind bereit – Island, wir kommen!