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…wieder in der alten Heimat
Die vorzeitige Heimkehr war wie eine Gefühlsfahrt auf der Achterbahn; irgendwie freuten wir uns riesig auf unsere Familie und die vielen Freunde, anderseits fühlten wir uns wie kleine Versager. Überall mussten wir erklären, warum wir eigentlich schon wieder zurück sind.
Bereits in Kanada planten wir intensiv an unserem „Boxenstopp“ in der Schweiz, so dass wir möglichst bald wieder auf Achse sein würden. Schon vor der Abreise traten wir mit verschiedenen Verkäufern von Reisefahrzeugen in Kontakt, so dass das mögliche und zukünftige Auto möglichst schnell das „Unsere“ sein wird. Auch die finanziellen Fragen mussten geklärt werden, was rückblickend fast die einfachste Aufgabe war. Jedenfalls war unser Ziel sehr ambitioniert: in einem Monat wollten wir neue Ziele ansteuern und dem Winter ein Schnäppchen schlagen.
Leider wurde uns dieser Wunsch nicht gewährt. Vieles zog sich mehr in die Länge als uns lieb war und die Warterei entpuppte sich oft als nervenaufreibend. Der Drang für weitere Taten war sehr gross, doch oft sassen wir in Alain‘s WG und mussten warten; warten auf bessere Zeiten und dass es wieder ein Stückchen vorwärts geht.
Selbstverständlich nutzten wir unsere Zeit auch für anderes und wir erlebten viel Zeit mit unserer Familie und Freunden, die uns regelrecht verwöhnten. Leider gab es aber auch Momente, die uns sehr erdrückten und wir diese kaum wahr haben wollten, doch dies gehört zu unserem menschlichen Dasein und sind nicht zu vermeiden.
Eigentlich könnten wir unseren kurzen „Heimaufenthalt“ in drei Teilen erzählen, da jede für sich uns tolle und unvergessliche Augenblicke bescheren:
Von Geburtstagsüberraschungen bis zum Voraus geplante Besuche durften wir vieles erleben und die Herzlichkeit war immer sehr gross. Leider gehen solche Momente immer zu schnell vorbei.
Wanderungen in der nächsten Umgebung waren für mich (Tom) sehr spezielle Abenteuer und viele alte Erlebnisse erlebte ich neu. Es gab Winkel in der Nordwestschweiz, wo ich dachte erst gestern vorbeigekommen zu sein. Bei anderen Gegenden war ich überrascht, wieviel sich in der kurzen Zeit unserer Abwesenheit verändert hat. Mit dem Velo erlebten wir auf Einkaufs- oder Touren die etwas weitere Umgebung mit dem gleichen Erlebnis wie bei den Fussmärschen: Grosse Veränderungen oder gar nichts. 😉
Unser eigentliches Hauptgeschäft der Heimkehr drehte sich primär um den sofortigen Ersatz unseres mobilen Heimes und der Weiterfahrt unserer „Weltumrundung“.
Nach der Sicherstellung der Finanzierungsmöglichkeit ging es bald auf Einkaufstour eines neuen Fahrzeuges. Selbstverständlich prüften wir andere Fahrzeugkonzepte und schätzten deren Vor- als auch Nachteile ab. Doch bald merkten wir, dass wir komplett vom Jeep-Virus befallen sind und uns das Konzept von der Gazell-Kabine mehr überzeugte als alle andern Aufbauarten. Für die Weiterverwendung unseres Campingkit musste das Auto aber zwingend ein Jeep Wrangler JK sein, alles andere geht nicht.
Das Grundfahrzeug für unseren Campingaufbau fanden wir in Hendschiken, wo wir bald für einen wunderbaren Jeep den Kaufvertrag unterschreiben konnten. Obwohl dieser Fahrzeugtyp seit April 2018 nicht mehr hergestellt wird, entspricht fast alles unseren Erwartungen. Das Tempo stimmte uns sehr zuversichtlich.
Doch bei unseren weiteren Wünschen von technischen Änderungen gab es bald die ersten Verzögerungen und Dämpfer. Die meisten Werkstätten, die sich mit Weltenbummler und deren Fahrzeuge beschäftigen, haben volle Auftragsbücher; nicht nur wir haben spezielle Ideen von irgendwelchen Fahrzeugabänderungen. Sehr ernüchternd hofften wir bald einmal, dass wir unsere Wünsche nicht erst beim Weihnachtsmann unter den Baum legen können. 😉
Bei Phil Maître, den Entwickler des Camping-Aufbaues unseres Jeeps, fanden wir ein offenes Ohr und er lud uns spontan zu sich nach Thônes, oberhalb von Annecy/F in seine neu gekaufte Werkstatt ein. Wir waren überglücklich, dass wir gleich beim Profi unseren Aufbau vom alten auf den neuen Jeep wechseln und gleich noch selbst mit anpacken konnten. In zwei Tagen war das Werk vollendet und für uns war es nicht nur Arbeit; ein gewisser Flair wehte durch die Werkstatt, was die ganze Angelegenheit zu etwas Besonderem machte. An Phil und Valentin Maître von AEV-France ein herzliches Dankeschön; es machte unheimlich viel Spass bei euch zu sein und zwei unvergessliche Tage in den französischen Alpen zu verbringen.
In viel Kleinarbeit baute ich das Innere unseres neuen Jeeps in Reinach wieder auf, änderte und erneuerte viele abgenutzte, oder defekte Teile, während Chantal die restliche Ausrüstung auf Herz und Nieren überprüfte und reinigte. Auch staunten wir bei vielen Gegenständen, dass sie gut ein Jahr ihren Dienst ausgezeichnet verrichteten, nun aber langsam in Brüche gehen und ersetzt werden mussten. Arbeiten, die ich nicht selbst ausführen konnte oder durfte, beauftragten wir einen Spezialisten für US-Autos in Dietikon, der noch für gewisse Gegenstände einen Eintrag in die Fahrzeugpapiere erreichen konnte und wir so legal auf den europäischen Strassen verkehren dürfen. Die Mechaniker von Calonder arbeiteten sehr effizient, doch der Termin beim Strassenverkehrsamt zog sich in die Länge und verurteilte uns quasi zum Nichtstun.
Parallel zu den Umbau- und Reinigungsarbeiten beschäftigten wir uns ebenso mit der Weiterreise. Wie bereits überall geschrieben oder erzählt, möchten wir unsere Reise einfach umkehren und der Sonne entgegen fahren. Den europäischen Winter werden wir zwingend in Südeuropa und der angrenzenden Türkei verbringen und bei einsetzender Wärme im nächsten Frühjahr in östlicher Richtung weiter ziehen. Leider stellten wir bald einmal fest, dass Reisen östlich von Westeuropa nicht ganz unseren Reisegewohnheiten entsprechen. Schon für das riesige Russland gibt es ohne Einladung aus Russland nur ein Visum für maximal 30 Tage, bei der Mongolei wird es schon etwas komplizierter und China ist für Individualtouristen mit eigenen Fahrzeug ein absolutes „no-go“.
Spezialisierte Reiseunternehmen organisieren Reisen in solch exotische Länder und besorgen sämtliche Bewilligungen. Es wäre die einzige Möglichkeit, viele asiatische Länder mit dem eigenen Fahrzeug zu besuchen. Solche Reisen dauern bis zu einem Jahr, was für uns eigentlich kein Problem wäre, da wir in der glücklichen Lage sind, über die nötige Zeit zu verfügen. Doch, so toll es auch sein mag; es würde unser Reisebudget komplett sprengen und ein Sponsor wird wohl kaum in die Bresche springen. Vielleicht müssen wir etwas kleinere „Brötchen backen“ und uns aufs naheliegende konzentrieren.
Was lehrte uns die vergangene Zeit in Nordamerika – nehmt wie es kommt und meist kommt es gut. Wieso nicht nach einer Europatour nach Südafrika verschiffen und das südliche Afrika geniessen? Anschliessend mit der gleichen Schifffahrtslinie weiter nach Australien ziehen. Da das Ro-Ro-Schiff quasi um die Welt fährt, wäre ein Zwischenstopp in Neuseeland nicht zu verachten. In Panama könnten wir das Schiff erneut verlassen und in unserer ehemals geplanten Reiseroute wieder einsteigen. An Ideen fehlt es uns jedenfalls nicht!
Mitte November hätte alles fertig sein sollen und unser Rubicon den behördlichen Segen für all die unmöglichen Dinge haben. Für einen Teil gab das Zürcher Verkehrsamt keine Verkehrsbewilligung und weigerte sich dies für ein ausserkantonales Fahrzeug zu tun.
Die Hilfe kommt von der Motorfahrzeugkontrolle Baselland, aber hierzu braucht es erneut einen Termin und meist dauern Wunder etwas länger. Somit ist unsere baldige und definitive Weiterfahrt wieder ein Stück mehr in den Winter hinein gerückt.
Bevor es dann definitiv über die Alpen gehen wird, gibt es noch einen kurzen Schwenker in die Ostschweiz und ins Bayrische, eh wir in München eine scharfe Rechtskurve vollziehen und uns in den Süden an die Wärme zurückziehen.
2020 geht es, so unsere momentane Planung, durch…..
Eigentlich möchten wir dies momentan noch nicht verraten – also lasst euch überraschen!
Nun hoffen wir sehr, dass Europa in diesem Winter nicht den Jahrhundertschneefall erleben wird und wir sicher über die Alpen kommen. Unser Jeep hat zwar Allrad und Geländereifen, sind aber im Schnee wohl nicht die erste Wahl und eine Heizung haben wir im Campingteil ebenfalls nicht. Ob wir auf den europäischen Campingplätzen ein Feuer entfachen können, was in Nordamerika das absolut normalste ist, bezweifeln wir und hoffen auf milde Temperaturen am Mittelmeer. Wir können die Weiterreise kaum erwarten!
Weiteres folgt. Garantiert! 😉
….und unsere beiden Jeeps