>Bilder ganz unten!
Unser Rückweg durch Yukon war relativ kurz, doch wir haben in diesem State doch schon einiges gesehen. Eindrücklich war der restliche Rauch vom Waldbrand, wo kürzlich eine grosse Fläche brannte. Dafür holte uns während der letzten Nacht eine Schlechtwetterfront ein und bescherte uns noch mit reichlich Flüssigkeit vom Himmel. Kurz vor Watson Lake bogen wir in südlicher Richtung ab, folgten dem Cassiar Highway (Hwy 37) und erreichten in wenigen Kilometer das „Beautiful British Columbia“. Die Sonne auf der Willkommenstafel lachte uns schon von weiten an und wir freuten uns, endlich wieder einmal Neuland zu befahren.
Die Strasse führte uns durch eine vom Feuer verbrannte Waldfläche, die unser Vorstellungsvermögen beinahe sprengte. Die abertausenden Baumleichen setzte unserer Stimmung zu und; hier musste einmal die Hölle los gewesen sein!
Doch, von unten drückt bereits das Grün verschiedener Pionierpflanzen dem Himmel entgegen und lässt die grosse Wunde wieder mit viel Grün überwachsen.
Den ersten Halt legten wir an einem See ein, wo – so dachten wir jedenfalls – wir anderntags im See ein morgendliches Bad gönnen könnten. Doch ab Mitternacht krachten die Blitze nieder und aus der morgendlichen Erfrischung wurde nichts.
Der Regen begleitete uns durch den ganzen nachfolgenden Tag und erst am späteren Nachmittag drückte erneut die Sonne hinter den Bergen durch. Endlich gab es wieder Konturen und wir sahen, was wir eigentlich gerne gesehen hätten: schneebedeckte Berge und unberührte Landschaften.
Abends meinte es das Wetter gut mit uns und wir fanden einen wunderbaren See, wo wir uns für die kommende Nacht gemütlich einrichteten. Auch klappte es mit dem morgendlichen Bad im sehr frischen See, bevor erneut ein paar dicke Wolken aufzogen und uns die Sicht auf die umliegenden Berge raubte. Kaum waren wir unterwegs, klatschten die ersten dicken Regentropfen auf die Autoscheibe und die Sicht wurde abermals stark eingeschränkt.
Wer auf dem Cassiar-Highway unterwegs ist, der sollte, nein, der muss unbedingt den Abstecher nach Stewart befahren. In wenigen Kilometern führt diese Strasse durch ein enges Gebirgstal und an unzähligen Gletschern vorbei zum Pearce Canal – ein Fjord, der hinaus in den Pacific reicht.
Der Abstecher war mehr als nur lohnenswert. Von Stewart wechselten wir erneut nach Alaska über. Ohne Passkontrolle auf amerikanischer Seite ging es nach Hyder, ein vergessenes Dorf in der weiten Welt; vermutlich existieren diese wenigen Häuser in Washington (D.C.) nicht einmal.
Wir folgten dem Salmon-River, erreichten nach wenigen Kilometer wieder kanadisches Hoheitsgebiet und stiegen auf über 1000 Meter an. Dank der ehemaligen Goldabbautätigkeit in diesem sehr mineralreichen Gebiet können heute die Touristen bequem in schwindelerregende Höhe hinauffahren und eine grossartige Sicht auf die Bergwelt geniessen. Trotz des einsetzenden Regens war es das Pünktchen auf dem „i“. Die absolute Krönung wäre noch eine Übernachtung in dieser Gebirgswelt gewesen, doch die Wetteraussichten meldeten ein umfangreiches Tief und wer weiss – in solchen abgelegenen Gegenden ist man plötzlich von der einzigen Zufahrtsmöglichkeit komplett abgeschnitten. So kehrten wir noch gleichentags zu einer sicheren Höhenlage zurück und richteten uns gemütlich für die kommende Nacht ein.
Nach einer letzten Nacht in Alaska ( 🙂 ) fuhren wir wieder, selbstverständlich mit dem ganzen kanadischen Einreiseprozedere beim Grenzposten von Stewart, durch die Gebirgswelt an all seinen Gletschern und Sturzbächen vorbei, zurück zum Cassiar-Highway. Kaum wieder auf dem Highway in Richtung Süden, schon klatschten erneut schwere Regentropfen auf die Windschutzscheibe und wiederum keine Sicht auf die Bergwelt.
In Cranberry Junction verliessen wir den gut ausgebauten Highway, da uns eine 4WD-Strasse mehr zusprach als der schnelle Verkehr auf dem Cassiar-Highway. In wenigen Kilometer erreichten wir das Stammesgebiet der Nisga’a-Nation und den gleichnamigen Lava-Bed-Memorial-Privincial-Park. Vor etwas mehr als 250 Jahren zerstörte ein Lava-Ausbruch grosse Gebiete entlang des Nass-River und begrub rund 2000 Menschen des Nisga’a-Stammes unter sich. Noch heute zeugt das immens grosse Lavafeld von diesem Ereignis und der damals todbringenden und flüssigen Masse. Für die Firstnation ist dieses Gebiet gleich wie einem Friedhof, wo ihre Vorfahren begraben sind, und sollte nicht betreten werden.
Nach einem Bad in einer der vielen spirituellen Heisswasserquellen, verliessen wir das Nisga’a-Gebiet in südlicher Richtung. Trotz des spirituellen Bades gab es auf unserem Weiterweg von der anscheinend wunderbaren Landschaft nur wenig zu sehen; der Regen war allgegenwärtig und der Scheibenwischer schurrte den ganzen Tag. Ab Terrace folgten wir dem Yellowhead-Highway über Kitwanga nach Houston. Und abermals begleitete uns der Regen durch die weiten Täler, wo sich unsere Strasse den Bergflanken nachschlängelte. Alles, was über uns lag, war in dicken Wolken und Nebel verhüllt.
Immer wieder versuchten wir den Highway zu verlassen und irgendwelchen Nebenwegen der Hauptachse zu folgen. Leider klappte dieses Vorhaben nicht immer; teilweise war unsere elektronische Karte zu ungenau, der Weg war in Folge des Regens gesperrt oder es existierte keine Verbindungsbrücke (…mehr!).
Doch fanden wir immer wieder Nebenstrassen; durch fast endlosen Wälder fuhren wir unsere Backroad entlang. Um das Holz, das hier wie Felder abgeerntet wird, führen meist gut ausgebaute Forstwege, wo sich einiges an schweren Trucks und wenige Touristen bewegen. Und, zu unserer Überraschung, fanden wir immer wieder wunderbare Übernachtungsmöglichkeiten, die vom Forstwesen an ganz speziellen Orten eingerichtet wurden und ebenso unterhalten werden.
Vor ein paar Jahren wurden wir bei einer Eisenbahnreise in Prince George für eine Nacht aus dem Zug „geworfen“ und mussten eine Nacht im Motel verbringen. Von der Eisenbahnfahrt hatten wir den Ort noch sehr gut in Erinnerung, doch hinter der Windschutzscheibe gefiel uns Prince George überhaupt nicht. Schnell verliessen wir diesen Ort in südwestlicher Richtung; die Blackwater-Road sprach uns mehr zu als der weit in die Fläche hinausgewachsene Ort.
Kaum bogen wir von der Hauptverkehrsachse ab, waren wir wieder fast alleine unterwegs. Ab und zu kreuzte uns irgendein Pick-Up und die Forstarbeiter guckten meist etwas unglaubwürdig aus ihrem Auto auf unser Fahrzeug und die unbekannten Nummernschildern. Auch südwestlich von Prince George fanden wir wunderbare Orte als Übernachtungsmöglichkeit, die allfällig vorbeifahrenden Touristen zur Verfügung stehen. Zwischen der Holzindustrie und der Provinz Britisch Kolumbien muss irgendein spezielles Abkommen sein die auf diese Art den Touristen ganz tolle Orte beschert. 🙂
In Quesnel deckten wir uns mit Lebensmittel ein, die besonders leicht in der Zubereitung sind und fuhren noch gleichentags über den Goldrushtrail in Richtung Barkerville. An einem lauschigen Plätzchen, wenige Kilometer vor Wells, richteten wir uns für die kommende Nacht ein, eh wir von der lokalen Polizei zum Verlassen des Platzes aufgefordert wurden. Schade, uns hätte es an diesem Ort besser gefallen als auf dem zugewiesenen und offiziellen Zeltplatz.
Barkerville liessen wir vorerst links liegen und fuhren direkt zum Bowron-Lake-Provincialpark. Dort wollten wir eigentlich zu einer zwei oder dreitägigen Kanutour starten. Leider waren die Wetteraussichten sehr schlecht und unsere Ausrüstung für so wenig Sonne eher ungenügend. Das Befahren des Westteils vom Bowron- und Swan-See wäre trotz Hochsaison sofort möglich gewesen, aber wir liessen es vorerst – wetterbedingt – sein, kehrten nach Barkerville zurück und folgten dem Touristenrummel durch das historische Dorf, wo noch heute vieles ist, wie zur Goldgräberzeit.
Da die Wetteraussichten weiterhin miserabel waren (obwohl alle von einer baldigen Wetterbesserung sprachen), liessen wir das Kanuabenteuer vorerst aus und steuerten über eine Backroad, die vom Tourismusoffice als „das ultimative Abenteuer“ vermarktet wird, südwärts durch endlose Wälder und verschiedenen touristischen Highlights vorbei. Obwohl diese Forststrasse allen offen steht, sahen wir auf den rund 100 Kilometer von Barkerville bis zum Cariboo-See eine handvoll Menschen, die sich mit ihren ATV’s in den Wäldern vergnügten, oder im Ghost-See angelten.
Die Nacht am Cariboo-See war mehr als nur eine feuchte Angelegenheit und ich kann mich nicht erinnern, ob wir jemals während unserer Reise einen so heftigen Niederschlag hatten, wie wir dies in jener Nacht erlebten. Anderntags war alles komplett aufgeweicht, der Regen schwemmte gar die Kohle aus unserer Feuerstelle und setzte den Feuerplatz komplett unter Wasser. Der Regen begleitete uns weiter auf unserem Weg auf der Back-Road an den Cariboo-Falls vorbei und nach Williams-Lake. Bei der Touristeninformation suchten wir, umgeben von weiteren Reisenden, sämtliche Wetterberichte ab, in der Hoffnung, doch noch irgendeine positive Nachricht fürs kommende Wetter zu erhaschen. Die Aussichten versprachen eine Besserung und wärmere Temperaturen. Trotzdem verliessen wir Williams-Lake bei Regen in südwestlicher Richtung. Wettermässig konnten wir uns für kein Modell der Wettervorsage einigen und richteten unser Camp am Chimney-Lake für weitere Regengüsse ein.
Durch weite Forstreviere erreichten wir 100-Mile-House, und endlich lachte auch zeitweise die Sonne hinter den dicken Wolken hervor. Endlich!
Voller Freude und neuem Tatendrang ging es bald weiter zum Sheridan-Lake, bzw. nach Interlakes, wo ein regionales Rodeo stattfand. Kaum hatten wir die Eintrittskarten bezahlt, schon waren wir umgeben von Cowgirls und –boys, die ihr Bestes auf dem Pferden und Bullen gaben. Für uns Greenhörner war dies mehr als nur eine Show und hatten sofort viel Achtung gegenüber diesen wilden Reiterinnen und Reiter. Ob es halsbrecherisch ist oder nicht, das lassen wir einmal die Versicherungen entscheiden, doch bei dem Verhältnis 75 Kg (Reiter) gegenüber 1000 Kg (Bulle) kann es manchmal sehr brenzlig werden; die schweren Bullen sind teilweise unheimlich flink und der abgeworfene Reiter musste öfters nach dem Abwurf in einen sicheren Ort rennen.
Die letzten Regentropfen fielen noch während dem Rodeo – es waren wirklich die Letzten! Beim Erreichen der Talsohle des Thompson-River war es bereits morgens sehr warm und ein heisser Tag kündete sich an. Während die Farmer ihr Heugras mähten, bewegten sich viele freizeithungrige Kanadier mit all möglichen Vehikeln auf der Strasse und im Gelände. Das verlängerte Wochenende und das schöne Wetter lockte alle hinaus in die Sonne. Selbst der Bootsverkehr auf den vielen Seen war beeindruckend und von überall her dröhnten die Bootsmotoren.
Wir wählten wieder einmal nicht den direkten Weg nach Revelstoke, sondern holperten über eine Forststrasse nördlich um den Shuswap-Lake herum Seymour-Arm entgegen. Wir hofften, dass wir an diesem abgelegenen Ort sicher noch ein freies Plätzchen für eine Übernachtung finden würden. Doch weit gefehlt; selbst in dieser abgeschiedenen Welt war alles übervoll und uns irgendwo hineinquetschen wollten wir nicht.
So folgten wir, es war bereits späterer Nachmittag, der Forststrasse durch enge Taleinschnitte, überquerten immer wieder Anhebungen und Übergänge, die uns ins nächste Tal führten. Ob die Strasse überhaupt durchgehend sein wird, wussten wir lange nicht; zu ungenau war unsere Karte im GPS-Gerät als auch in der Papierversion.
Wo eine Strasse hinein führt, da wird der Wald auch entsprechend genutzt und teilweise werden grosse Flächen abgeerntet. Die „Waldwunden“ sind fürs Auge herzzerreissend, doch nach wenigen Jahren lässt der Jungwald die ganze Wunde wieder überwachsen und kann von der nachkommenden Generation erneut als wertvoller Rohstoff genutzt werden. Entlang dieser Forststrasse fanden wir dann auch ein ruhiges Örtchen für unsere Übernachtung und kein überfüllter Platz – weder Lärm noch sonst was störte uns durch die kommende Nacht.
Die wenigen Kilometer aus dem Wald und bis nach Revelstoke waren noch eine kurze Fahrt. Revelstoke steuerten wir aus zweierlei Gründen an: wir besuchten eine Familie (Schwägerin von Alfons Kühne, Bergführer in der Schweiz), die ich vor drei Jahren bei meiner ersten Kanadareise über Alfons (Organisator einer Outdoorreise) kennen lernte und hatte, dank dieser Familie, auch eine postalische Adresse für eine nötige Bestellung, die nur so ausgeliefert wurde. Obwohl wir uns nur sehr flüchtig kannten, war das erneute Wiedersehen sehr herzlich, als wären wir seit Jahren eng befreundet und es mangelte weder an Unterstützung noch Hilfe. Ob es die grosse weite Welt hier in Kanada ist, die die Menschen so offen macht – ich weiss es nicht, doch wir Schweizer können hier viel lernen und mitnehmen.
Leider war die bestellte Ware noch nicht komplett eingetroffen. Doch auch dies war kein Problem für unsere Gastgeber und wir wurden noch auf eine Zusatzrunde rund um Revelstoke verwiesen: „Schaut euch einmal die Gegend an und kommt später wieder, wir werden die weiteren Sendungen für euch gerne in Empfang nehmen.“
Kanada live!
So verliessen wir Revelstoke in südlicher Richtung und folgten bei besten Wetterbedingungen dem Columbia River. Nach der Fähre beim Arrow-See verliessen wir den Highway und folgten durch weite Wälder und Täler dem Ufer des Trout-Lake.
Die Ferienzeit und das sommerliche Wetter bemerkten wir anschliessend am Ufer des Kootenay-Lake, wo sich überall Menschen im frischen Wasser abkühlten. So fanden wir in dieser Gegend vor Nelson keine geeignete Übernachtungsmöglichkeit; alles war übervoll und für spontane Gäste gab es nirgends ein freies Plätzchen.
Nelson, das in den Flanken der Berge liegt, zog uns nicht besonders an. Die Wärme in der Stadt war gross und wir sehnten uns nach irgendeinem erfrischenden See oder Bach.
Anderntags hatten wir mehr Glück und fanden beim Halfway Creek und den gleichnamigen Hotsprings ein freies Plätzchen, wo wir uns im warmen als auch im kalten Wasser erholen konnten. Der Bergbach war jedenfalls mehr als erfrischend und wir mussten für eine zu grosser Abkühlung achtgeben!
Bei der Rückfahrt nach Revelstoke gab es erneut ein Problem mit unserem Motor, der nicht mehr wollte, wie wir dies wünschten. Ab gewisser Drehzahlt stand keine Kraft mehr zur Verfügung und an manchen Steigungen mussten wir beinahe aussteigen und den Jeep hoch schieben. Es war frustrierend und stellte uns vor ein neues Rätsel. Viele Probleme konnten wir bisher selbst beheben oder wussten irgendeinen Rat. Diesmal war alles anders! Ob es am losen Luftschlauch nach dem Luftfilter lag?
In Revelstoke hatte keine Werkstatt Zeit für unser Problem, zu geschäftig war alles. Die Ferienzeit macht sich auch hier bemerkbar. Wir versuchten weiterhin unser technisches Problem selbst zu lösen, doch der augenblickliche Erfolg war eher bescheiden. Zwar hatten wir für den folgenden Tag einen Termin in einer markenunabhängigen Garage, doch an diesem Morgen war die Pannenlampe dunkel und somit war seitens Werkstatt keine Diagnose möglich.
So verliessen wir Revelstoke in westlicher Richtung, voller Tatendrang, dass es wieder weiter geht.
Die Freude war nur kurz: Nach rund 50 Kilometer stand wieder das gleiche Problem an und unser Motor brachte die schwere Fuhre kaum die Steigungen auf dem transkanadischen Highway hoch.
In Salmon Arm kam dann der vorläufige Stopp unserer Fahrt. Der Motor soll einen grösseren Schaden bei der Kraftstoffversorgung haben, so die Diagnose. Da es unseren Motor (Diesel) in Nordamerika nicht gibt, findet man auch keine entsprechenden Ersatzteile! Auch wurde uns erklärt, dass alles sehr alt sei und ein Reparaturerfolg nicht bedingt garantiert werden kann. Bei einen baugleichen Motor fand die Werkstatt mögliche Ersatzteile. Da das Getriebe immer mehr rattert und die Vorderachse zeitweise ungewöhnlichen Lärm von sich gibt, wussten wir vorerst nicht weiter: Das Grundfahrzeug ersetzen oder unsere Reise abbrechen????
Nun sitzen wir in Sicamous und wägen die verschiedenen Optionen ab; rechnen und verwerfen gewisse Ideen wieder, surfen im Internet herum und schreiben E-Mails. Obwohl nur unser Auto ein Schaden hat, ist es trotzdem sehr zermürbend und der Frust sitzt tief.
Doch wir bleiben dran; ein Abbruch wäre das Letzte.
Unser Weg um die Welt ist noch weit; jetzt sind gute Ideen gefragt, so dass wir unser Reise zu Ende machen können.
Wir bleiben dran!