>Bilder ganz unten!
…von Alice Springs nach Südaustralien
Unser Auto war wieder voll mit Lebensmitteln bepackt und die Wasservorräte und Benzintanks komplett aufgefüllt. Fürs Abenteuer in die Tjoritja/West Mac Donnell Range (N.P.) waren wir bestens gerüstet. Gleich nach der westlichen Ausfahrt von Alice Springs wechselte die Landschaft zu einer gebirgigen Gegend. Die Strasse führte uns durch lange Ebenen zwischen den Gebirgsketten hindurch. Ausser auf der Strasse war keine Menschenseele zu entdecken. Uns gefiel diese einsame Gegend erneut und genüsslich streiften wir westwärts.
Immer wieder verliessen wir die Hauptverbindung und suchten auf unterschiedlichen Stichstrassen ausgewiesene Sehenswürdigkeiten. Für den ersten Abend buchten wir einen Campingplatz nahe eines Wasserpools, wo das Schwimmen erlaubt ist. An jenem Tag war die Erfrischung im Wasser gerade richtig und ein Genuss zugleich. Die Abkühlung hat es uns angetan; am Folgetag planschten wir bereits im nächsten Pool und kühlten unsere Körpertemperatur ab. Diese Wasserquellen waren für die Ureinwohner in dieser Wüste überlebenswichtig und, so wie wir es richtig verstanden haben, ein Zankapfel zwischen ihnen und der Nationalparkverwaltung, resp. dem Bundesland Northern Territory.
Drei Nächte verbrachten wir in der langen Gebirgskette der Tjoritja, bevor es weiter in Richtung Watarrka Nationalpark (N.P.) ging, oder besser bekannt als Kings Canyon N.P. Doch kaum wieder auf Achse, wies uns ein Schild zu den Gosse Bluff, wo vor sehr langer Zeit ein Meteorit einschlug und einen grossen Krater hinterliess. Die Aboriginal erzählen über diesem Krater und deren Entstehung eine wunderbare Geschichte: Vor langer Zeit legte eine der tanzenden Frauen entlang der Milchstrasse eins ihrer Kinder in einen Holzkorb um weiter zu tanzen. Der Korb mit dem Kind fiel auf die Erde und schuf diesen Krater mitten in der Wüste. Seither suchen Morgen- und Abendstern, die Eltern, immer noch nach dem verlorenen Kind. Das sogenannte Sternbild Corona Australis erinnert an den Holzkorb. Eine schöne Geschichte, oder?
Für die Weiterfahrt in den Watarrka N.P. mussten wir einen Zusatzweg fahren, um das nötige Road Permit zu kaufen. Für einen lächerlichen Betrag von $6.50 legten wir 100 zusätzlichen Kilometer zurück und verpufften 15 Liter Benzin. Dafür war auch die Fahrt in den Meteoritenkrater in dieser Bewilligung eingeschlossen und unser Besuch nachträglich legalisiert. Nach der Fahrt über den Morris Pass, d.h. der bewilligungspflichtigen Strasse, diskutierten wir kurz, ob es eigentlich auch ohne Permit gegangen wäre; weder Kontrolle noch sonst was erlebten wir. Selbst auf der Fahrstrecke begegneten wir weder einen Menschen noch Fahrzeug.
Für den Kings Canyon N.P. waren wir fast zu spät unterwegs. Bei meiner Wanderung (Tom) musste ich mich mit der Südklippe begnügen. Die Parkverwaltung schliesst ab einer gewissen Temperatur die Wanderwege und für die komplette Umrundung des Canyons war ich definitiv zu spät dran. Doch auch nur der Aufstieg zur Südklippe und zum Aussichtspunkt der Wasserpools, die tief unten im der Schlucht liegen, war bei der steigenden Temperatur eine Herausforderung. Nach meiner Rückkehr zum Parkplatz waren alle Wanderwege gesperrt; zu heiss! Selbst das von den Aboriginals geführte Karrke Experience war geschlossen; hier hiess es «end of the saison».
Bis zum grossen touristischen Hotspot im Zentrum von Australien durchstreiften wir weite Flächen, gefolgt von einer hügeligen Landschaft, Salzseen und einer atemberaubende Fernsicht. Wir waren nicht alleine unterwegs; nebst vielen Autos waren zahlreiche Busse mit Besuchern aus aller Welt unterwegs, die bei sämtlichen Sehenswürdigkeiten ihre Gäste entluden und für viel Gedränge sorgten. Da im Uluru-Kata Tjuta N.P. der Campingplatz geschlossen wurde und die Besucher ausserhalb in einem teuren Resort die Nacht verbringen müssen, suchten wir im nördlichen Umfeld des Uluru einen wilden Campplatz. Ob wir in einem Aboriginal-Gebiet waren oder ob es verboten gewesen wäre; wir wissen es nicht, aber wir verbrachten eine sehr ruhige Nacht unter einem wunderbaren Sternenhimmel.
Beim Uluru-Parkeintritt, früher hiess er einmal Ayers Rock, bezahlten wir zähneknirschend für den 3-Tagespass. Einen Parkeintritt für einen Tag gibt es nicht! So bewegten wir uns in einem schleichenden Tempo um diesen mythischen Berg, der heilig sein soll und trotzdem für Dollars fast alles gemacht werden kann. Bis ins Jahr 2084 läuft der Pachtvertrag zwischen der Nationalparkverwaltung und den Anangu (Aboriginal Gruppe). Könnte dann sein, dass danach Nicht-Aboriginals den Uluru nicht mehr besuchen können. Nach der Umrundung und dem Besuch des Informationszentrums fuhren wir zum westlich gelegene Kata Tjuta-Gebirge. Es war auch unserseits eine Streitfrage, welches nun der schönere Berg sei. Beim Kato Tjuta wären abwechslungsreiche Wanderungen durch Schluchten möglich, doch für diesen Tag war ebenfalls Schluss; zu heiss und alle Wanderwege gesperrt.
Der nächste Höhenpunkt war der Blick auf den Uluru bei Sonnenuntergang. Dies sollte ebenfalls etwas Mysthisches verbreiten. Die Autos stauten sich bereits beim Parkplatz und die Kameras waren entsprechend ausgerichtet, als wäre heute Abend die letzte Möglichkeit, den Uluru zu sehen. Hinter unserem Parkplatz stauten sich die Reisebusse mit Unmengen an Gästen und überall wurden Tische mit leckeren Sachen aufgestellt. Mag sein, dass es an diesem Abend für viele etwas länger dauerte, da der aufgehende Vollmond sicherlich noch einen besonderen Anblick über dem Uluru bot.
Wir verzichteten auf dieses Schauspiel des Mondes und entschlossen uns, die längere Rückfahrt zu unserem Campplatz noch bei der Dämmerung anzutreten. Nachtfahrten sollte man in Australien nach Möglichkeiten vermeiden; Kollisionen mit Tieren sind in solchen Fällen fast gegeben. Dafür durften wir in weiter Ferne noch den Kata Tjuta bei untergehender Sonne geniessen und auf der weiten Fahrt stolperten noch Dromedare über unseren Weg. Den Mond genossen wir dann bei unserem Abendessen in freier Natur und plauderten noch lange in die Nacht hinein, eh es unter die Decke ging.
Bei einem Parkranger erkundeten wir uns über eine Strasse, die östlich vom Uluru nach Süden abbiegt und bis an die Grenze zu Südaustralien (Bundesland) führt, ab dort der Grenze entlang weiter zum Stuart Highway. Mehrmals bestätigte uns der Ranger, dass die Mulga Park Road für normale Touristen gesperrt sei und wir die Teerstrasse zum Stuart Highway nehmen müssten. Andere Varianten gäbe es nicht! Beim Roadhouse, wo wir unseren Tank zu europäischen Preisen auffüllten, fragten wir erneut bei der Betreiberin, ob es den möglich sei, über die Mulga Park Road zu fahren. Auch hier, eher eine negative Antwort und schlussendlich, was in Australien oft der Fall ist, sie wisse es nicht.
Etwas enttäuscht setzten wir unsere Fahrt fort und entschlossen uns, bei der Abzweigung die Lage neu zu beurteilen; ob es nun wirklich verboten sei oder nicht. Überraschenderweise war die Abzweigung ganz normal signalisiert und entsprechende Schilder wiesen zum Stuart Highway; weder ein Verbot noch andere Einschränkungen. Schnell senkten wir den Luftdruck in den Reifen und schon zogen wir mit einer grossen Staubfahne weiter in südlicher Richtung. Nach 242 km standen wir am Teerband, das quer durch Australien von Norden nach Süden führt und lange Roadtrains – überlange Lastwagen mit 3-4 Anhängern – dominierten das Verkehrsgeschehen.
Für die kommende Nacht entschieden wir uns für ein Roadhouse, bevor es weiter ostwärts gehen wird. Normalerweise bekommt man nebst Treibstoff bei solchen Relais noch viel mehr, doch bei diesem Roadhouse gab es, nebst dem Saft fürs Auto, nur Bier und Hamburger aus der Fritteuse. Da wählten wir die eigene Küche auf dem dazugehörigen Campingplatz. Der Platz war zwar super günstig, doch vieles müsste dringend überholt werden bevor es definitiv zusammenfällt.
Damit wir die Backroad nicht verlassen mussten, steuerten wir unser Auto weiter ostwärts über viele Kilometer Schotterstrasse mit teils starker Wellblechbildung. Natürlich durfte der Abstecher zum australischen und geografischen Zentrum nicht ausgelassen werden. Dieser Stichweg war eine der übelsten Wellblechpisten, den wir bis dahin unter den Rädern hatten. Vermutlich fahren nicht viele Leute zu diesem Punkt und der Wegunterhalt im weiten Aboriginal-Land kaum zu rechtfertigen.
In Finke, die lokale Bevölkerung nennt es Aputula, buchten wir die Übernachtung im nächsten Nationalpark, der bereits in Südaustalien liegt. Da die Internetseite für uns etwas verwirrend war und wir nicht herausfanden, ob wir, nebst der Campinggebühr auch die Tagesgebühr fürs Auto bezahlen müssen, buchten wir einmal den gewünschten Campingplatz bei warmen Quellen und hofften, dass wir irgendwo noch weitere Informationen bekämmen. Charlotte Waters war die letzte Range-Station in Northern Territory mit den undefinierbaren Warnschildern wegen Biosecurity und Kontaktnummern.
Ein einfaches Schild am Wegrand begrüsste uns in Südaustralien, gefolgt vom Parkeintritt vom Witjira N.P. und dem Startpunkt des Binn’s Tracks. Wenige Kilometer später standen wir vor der Mount Dare Lodge, die mitten im Niemandsland der Treffpunkt aller Overlander sein muss. Hätten wir nicht bereits unseren Campplatz vorgebucht, wären auch wir unter seinesgleichen geblieben und hätten bei einem Bier unsere australischen Englischkenntnisse vertieft. Die Betreiberin war sehr hilfsbereit in Bezug auf Beratung der Parkgegebenheiten und dem Zahlungssystem, das sie als absolut katastrophal beschrieb; niemand verstehe es richtig! Nach dem Kauf verschiedener Lebensmittel und Getränke präsentierte sie uns noch ihr Baby; ein Känguru, das sie seit dem Tod des Muttertiers mit der Milchflasche grosszieht.
Für die Weiterfahrt empfahl sie uns noch, die Luft in den Reifen stark zu senken, da der Weg bis zu den Dalhouise-Springs furchtbar wäre. So holperten wir noch lange durch den Witjira N.P., der westlich des Simpson Desert N.P. liegt. Wären wir mehrere Fahrzeuge, so wäre die French Line quer durch dieses endlose Wüstengebiet sicherlich ein Thema, doch alleine sollte man es sein lassen! Ein aus weiter Ferne liegende Buschfeuer machte uns bereits weitere Sorgen und der Rauch breitete sich über die ganze Fläche aus. Beim folgenden Camp mitten in der Buschlandschaft und Warmwasserpool war dann die Rauchbelastung soweit in Ordnung und, falls der Wind nicht dreht, war es für die kommende Nacht zu verantworten. Dafür quälten uns die Buschfliegen bis nach Sonnenuntergang. Nein, anschliessend war es nicht vorbei; die Moskitos übernahmen die abendliche Belästigung.
So legten wir uns, bei absoluter Stille, die nur durch das feine Geräusch der Moskitos unterbrochen wurde, ins Dachzelt und bewunderten den Sternenhimmel durch das Fliegennetz. Hoffend, dass es am nächsten Tag besser sein könnte, tauchten wir in unsere Träume ein.



































































