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Die Fahrt quer durch halb Kanada war weit; teilweise etwas eintönig und langweilig, andere Streckenabschnitte abwechslungsreich mit wunderbaren Eindrücken.
Die weite Fahrt erlaubte uns auch über vieles nachzudenken und zu hinterfragen. Für uns war von Beginn an klar, dass das Abenteuer „Weltumrundung“ mit einem etwas älteren Fahrzeug gewisse Unsicherheiten in sich birgt. Doch die Hoffnung war grösser als das Bedenken und so starteten wir am 5. Juli 2018 in Halifax zu unserer grossen Fahrt.
Kleinere Probleme und anderes hatten wir eingeplant und sind vermutlich absolut normal. Wegen allgemeinen mechanischen Problemen fanden wir immer die nötige Hilfe oder konnten diese gleich selber beheben. Ausser dem Motor sind alle Bauteile in Nordamerika erhältlich und deshalb bei einem Schaden sehr schnell verfügbar.
Was wir jedoch nicht wussten: Der Dieselmotor wurde zwar in den USA ins Auto eingebaut, doch nie in dieser Variante auf diesen Markt gebracht. Somit gibt es keine Ersatzteile, noch kennen sich die Mechaniker mit diesem Antriebsaggregat aus.
Ein ähnlicher Motor wurde zwar in anderen Jeep-Modellen eingebaut (u.a. Grand Cheorkee, Liberty), doch diese sind nicht sonderlich vertreten und die Werkstätten hatten bei unseren Servicearbeiten immer gewisse Probleme, die richtigen Filter zu organisieren. Zwar gibt es bei Chevrolet und GMC einen baugleichen Motor (Duramax Diesel), aber kein Gewähr, dass die Teile auch passen.
Dies war vielleicht auch der Grund, dass die Mechaniker immer wieder für uns gewisse exotische Teile fanden.
Nun wurde in Salmon Arm (BC) ein Problem an der Einspritzanlage lokalisiert und die Reparatur mit fast CA$ 4‘000.- voranschlagt. Ob diese Arbeiten schlussendlich erfolgreich gewesen wären, wollte oder konnte uns die Werkstatt nicht garantieren. Uns wurde auch erklärt, dass der Motor sehr alt sei und bei einer so umfangreichen Reparatur weitere Schäden zum Vorschein kommen könnten, aber auch – durch die Arbeit selbst – entstehen. In der Zwischenzeit entnahm ich in einer Publikation vom Motorenhersteller „VM Motori“, dass diese Dieselmotoren für eine Laufleistung von 240‘000 Kilometer unter normalen Konditionen ausgelegt sind. Unser Jeep hat jetzt bereits über 250‘000 Kilometer und nicht nur auf Asphaltstrassen.
Es ist nicht nur der Motor der mir schlaflose Nächte beschert, sondern auch das Schaltgetriebe, das mehr und mehr komische mechanische Geräusche von sich gibt. Teilweise halten die eingestellten Gangstufen nicht sonderlich gut und bei den Schaltvorgängen müssen wir besonders achtgeben, dass diese sauber eingelegt werden. Die hakige zweite Gangstufe ist wohl ein Jeep-Problem!
Die klappernden Kreuzgelenke an der Vorderachse sind wohl noch das kleinste Übel.
Würden wir alle Probleme auf einen Schlag lösen wollen, so kämen wir auf ungefähre Gesamtkosten von sFr 15‘000.-. Eindeutig zu viel für unseren alten Jeep – durch diese Kur würde er eh nicht jünger!
Jedenfalls, je länger die Fahrt zurück in den Osten ging, desto mehr waren wir überzeugt, dass der erste Entscheid in Salmon Arm umzudrehen, vorerst das Richtige war und bei meiner Familie im Osten von Kanada Hilfe zu holen.
Für unsere grosse Fahrt in den Süden benötigen wir unbedingt ein Fahrzeug, das etwas weniger Kilometer auf dem Buckel hat, die Mechaniker vor Ort das Fahrzeug kennen und die Ersatzteile verfügbar sind.
Unterwegs schauten wir uns immer wieder Angebote von möglichen Fahrzeugen an. Um unser Camping-Aufbau weiter nutzen zu können, muss es natürlich das gleiche Modell sein, dass seit April 2018 nicht mehr hergestellt wird und die Auswahl bereits sehr einschränkt. Von meinem Cousin kamen immer wieder neue Tipps, wo und wie wir zu einem Ersatzfahrzeug kommen könnten.
Was wir aber bei allen Händlern-Besuchen noch nicht wussten war, dass wir kaum die nötige Geldsumme in so kurzer Zeit aus der Schweiz nach Kanada bringen können. Unsere Liquidität ist nicht sonderlich hoch, unser Vermögen ist alles irgendwie gebunden und nicht sofort verfügbar. Wir fragten bei Verwandten und Bekannten nach, ob sie bis zum nächsten Frühjahr unsere Bank sein könnten. Doch, wer hat so viel Geld unter seinem Kissen; auch sie haben ihre Liquidität ebenfalls irgendwie gebunden. Obwohl es auch auf diese Art nicht klappte, möchten wir allen herzlichen danken für ihre Bemühungen und die moralische Unterstützung.
Aber auch unsere Reiseabsichten nach Mittel- und Südamerika, sowie das vorhandene europäische Fahrzeug machte die ganze Situation ebenfalls nicht sonderlich einfach. Sämtliche Verkäufer, wo wir irgendwelche Fahrzeuge besichtigten, waren sehr hilfreich, doch unsere Angelegenheit war auch für sie nicht alltäglich.
In Ottawa fanden wir dann unser Traumersatzfahrzeug, das uns sofort zusagte, erst 2018 zugelassen und relativ wenige Kilometer auf dem Tacho. Der Jeep war ebenfalls bereits fürs Gelände abgeändert und, zu unserer Überraschung, in einem optisch sehr guten Zustand. Als Ausländer ohne Wohnsitz und Reiseabsichten in südliche Richtung muss beim Kauf auch der Geldfluss stattfinden und hier mussten wir bald einmal unsere Idee eines schnellen Fahrzeugwechsels begraben; wir können auf Distanz diese Mittel nicht einfach aus der Schweiz herzaubern.
Auch wurden andere Reisearten, bzw. Fahrzeugarten in Betracht gezogen. Doch auch diese kosten sofort einen grösseren Geldbetrag und sind schlussendlich nur eine Zwischen- oder gar Kompromisslösung.
Es brauchte doch ein paar Tage, wo wir uns mit dieser neuen Lage abfinden mussten. Wie geschlagene Hunde sassen wir stundenlang beisammen und überlegten, wie wir die Reise weiter führen können.
Eine gewisse Entscheidungshilfe kam dann noch vom kanadischen Zoll, der uns mitteilte, dass eine Einfuhr unseres Fahrzeuges in Kanada nur mit grossem Aufwand möglich wäre. Das Fahrzeug wurde zwar in Nordamerika produziert, aber für den europäischen Markt und hat somit keine Zulassung weder in Kanada noch in den USA. Er darf nur für ein Jahr in Nordamerika von Touristen beschränkt eingeführt werden, muss aber anschliessend zwingend wieder ausgeführt werden. Eigentlich verrückt, müssen wir ein Auto nach Europa bringen, das eigentlich nur noch Schrottwert hat!
4‘000 Kilometer legten wir auf dem Transcanada-Highway bereits zurück und bis Halifax sind es noch rund 1‘500 Kilometer, was unser Jeepli – wir werden langsam aber sicher sentimental – sicher noch schaffen wird.
Bei der Nachfrage an der Reederei, die bereits unser Auto nach Amerika brachte, wurde auch bald ein möglicher Termin genannt, wo wir unser Fahrzeug verschiffen können. So können wir unseren Jeep ordnungsgemäss wieder aus Nordamerika zurück nach Europa überführen und erfüllen somit alle Bestimmungen. Basta!
Die anfänglich geplante Mitfahrt auf dem gleichen Schiff mussten wir infolge Chantal’s Histamin-Intoleranz bald begraben. Auf einem Frachtschiff kann nicht auf einzelne Wünsche von Mitreisenden eingegangen werden. Eigentlich sehr schade; wären wir doch sehr gerne langsam von der neuen Welt in die alte zurückgekehrt.
Was dann in Europa und der Schweiz genau passieren wir, da hüllen wir uns vorerst ins Schweigen, planen aber bereits sehr intensiv an unserer Fortsetzung.
Und, wieso fahren wir nicht der Sonne entgegen; wir drehen einfach unsere Reiseroute um. Fortsetzung folgt – garantiert!
Eine kurze Hommage an unser Jeepli von vielen unvergesslichen Momenten während den letzten 14 Monaten in Nordamerika: