>Bilder ganz unten!
…über Frankreich – Belgien – Luxemburg – Deutschland in die Schweiz
Die Melancholie auf der Fähre zwischen Dover und Calais war bald verflogen; wir hatten ja ein neues Ziel und unser zweiter Sohn erwartete uns bereits in Antwerpen/Belgien. Doch diesmal hatten wir uns ziemlich verrechnet mit der Distanz und die stündige Verspätung der Fähre bedeutete auch, dass wir die geplante Strecke nicht fahren konnten; der Abend kam schneller als wir es uns vorgestellt hatten. Trotz der zeitlichen Not, versuchten wir der belgischen Riviera entlang zu fahren und das abendliche Treiben in den vielen Badeorten zu erleben. Den Abstecher auf holländisches Gebiet liessen wir später aus und wählten den schnelleren Weg direkt nach Antwerpen.
In Antwerpen erlebten wir gleich die nächste Enttäuschung; der städtische Campingplatz war komplett ausgebucht und Schultern zuckend verwies uns der Platzwart nach draussen. So stellten wir uns mit vielen anderen Wohnmobilisten auf einen Parkplatz eines Reitstalles und waren den dubiosen Nachtleben auf diesem öffentlichen Parkplatz ausgesetzt. Der einsetzende Starkregen beruhigte das Getümmel mit den getunten Autos schlagartig.
Anderntags klappte es mit dem Bezug eines Platzes, so dass wir unseren Sohn und seine Freundin zum Mittagessen bewirten konnten. Eine angenehme Zeit, die sich weit in den Nachmittag hinein zog und von der afrikanisch-haitianischen Musik von nebenan begleitet wurde. Rhythmisch zogen wir später zur Haltestelle des Wasserbusses, das uns ins Zentrum von Antwerpen brachte und hoffend, dass diese musikalischen Klänge bei unserer Rückkehr verstummt sein würden. Nichts gegen diese Musik, doch sie war einfach viel zu laut!
Das Zentrum um die Kathedrale von Antwerpen überraschte uns komplett und wir waren nicht die einzigen, die an diesem Sonntagnachmittag das schöne Wetter genossen und durch die unzähligen Gassen schlenderten. Selbstverständlich mussten wir, auf Anraten unseres Sohnes, die belgischen Pommes degustieren. Gemäss der Geschichte wurden die dünnen und frittierten Kartoffelstäbchen in Belgien erfunden und später in alle Welt hinaus getragen. Vielleicht waren es französisch sprechende Belgier, die irgendwo auf dieser Welt die Pommes frittierten und schon waren es „French Fries“. 😉
Zurück ging es erneut mit dem Wasserbus und schon von weit her dröhnten die Bässe vom Partygelände, das neben dem Campingplatz musikalisch das Beste gab; sprich sehr dröhnende Musik mit donnernden Bässen. Schlafen konnte man hier wohl nicht! Die anwesende Bardame des Campingplatzes meinte, dass dies bis weit in die Morgenstunden gehen könnte und niemand weiss genau, wann das Ende kommen würde. Etwas frustriert suchten wir das Weite und zogen uns auf den Parkplatz zurück, wo wir bereits die vergangene Nacht verbrachten. Die Musik war noch zu hören, aber in einem erträglichen Mass.
Die Nacht war entsprechend angenehm ruhig. In den frühen Morgenstunden fuhren wir zurück auf den Campingplatz, wo es die lang ersehnte Dusche und Frühstück gab. Das anschliessende Timing war perfekt; alles war im Jeep verstaut, als die ersten Regentropfen vom Himmel fielen. Der Vorwurf erhärtete sich immer mehr, dass das Regenwetter von England uns weiter verfolgte, oder wir dieses einfach mitgebracht hätten! 🙁
Unsere Weiterfahrt aus Antwerpens Agglomeration gestaltete sich etwas schwieriger, da viele Strassen auf unserer Karte in der reellen Welt Einbahnstrassen waren oder die unzähligen Baustellen die Durchfahrt verunmöglichte. Die Hinweistafeln auf flämisch waren für uns natürlich super hilfreich und öfters landeten wir in irgendeiner Sackgasse. Die vielen Irrfahrten hatten ihren Tribut; bis wir die grossen städtischen Gebiete endgültig hinter uns hatten, war es bereits Zeit, ein abendliches Camp aufzusuchen. Im Grenzgebiet zu Luxemburg wurde es endlich wieder ländlicher, und wir durchquerten immer grössere Waldgebiete. Hier fanden wir einen entsprechenden Übernachtungsplatz in einem unserer Apps für Overlander und Wohnmobilisten.
Der Regen prasselte unaufhörlich auf unseren Jeep als wir über den Waldweg zum Platz fuhren. In den letzten Wochen mussten hier wohl Forstarbeiten verrichtet worden sein und es glich hier eher einem Acker als einem Stellplatz in einer Waldlichtung. So suchten wir etwas weiter im Wald nach einer geeigneten Alternative. Doch die Wege waren eher Rückwege für Forsttraktoren als ausgebaute Waldwege mit festem Untergrund und der aufgeweichte Boden als auch der Regen begünstigte die Fahrverhältnisse kaum. Irgendwann waren unsere Geländereifen mit Schlamm und Morast so zugepappt, dass sie eher einem Schlick- als einem griffigen Geländereifen ähnelten und schon rutschte unser Jeep in einem Schlammloch ab; Ende der Fahrt! Es dauerte eine Weile bis wir unser Gefährt aus der misslichen Lage befreien konnten und komplett durchnässt – Tom – ging es zurück, wo wir schlussendlich doch noch ein Plätzchen in einer Waldlichtung für die kommende Nacht fanden.
Morgens lachte uns die Sonne an, als wäre nichts gewesen und die ersten Spaziergänger mit ihren Hunden lästerten irgendetwas vor sich hin; unser morgendlicher Gruss wurde jedenfalls nicht erwidert. Uff, sind wir hier wohl nicht erwünscht oder einfach am falschen Ort? Was soll es; wir genossen unsere Spiegeleier und den Kaffee von unserem klassischen Bialetti-Kaffeetopf.
Mit neuer Lust ging es weiter, doch viel Zeit für die unzähligen Nebenstrassen im angrenzenden Luxemburg hatten wir nicht; das SeaBridge-Treffen in Bad Dürrheim (Deutschland) wollten wir unbedingt besuchen und so wählten wir eine ziemlich direkte Linie quer durch Luxemburg, Frankreich ins südliche Deutschland. Durch die „Linienwahl“ auf unserer elektronischer Karte erreichten wir trotz der zügigen Fahrt Orte, wo vermutlich kein normaler Tourist je durch fahren würde. Trotz der regnerischen Verhältnisse war die Erkundung dieser abgelegenen Dörfer und Kleinstädte ein tolles Erlebnis.
Strassburg und das lokale Verkehrschaos lagen bereits hinter uns, als wir bei einbrechender Dunkelheit die Rheinbrücke überquerten und Ausschau für ein Plätzchen für die kommende Nacht suchten. Der WoMo-Abstellplatz in Kehl war gut belegt, d.h. selbst für unseren Minicamper stand kein freier Platz mehr zur Verfügung. In solchen Momenten hat die modernen Kommunikationsmöglichkeiten auch ihre Vorteile und schon wurden wir an einen Parkplatz am Rheinufer geleitet, wo bereits ein paar Reisende mit ihren fahrenden Häusern standen.
Östlich von Offenburg gleicht der Schwarzwald mit seinen steilen und tiefen Tälern eher voralpiner Landschaft und wir waren vom Erlebten sehr überrascht. Eigentlich liegt dieses Gebiet sehr nahe an unserer Heimat und trotzdem genossen wir dieses fast gebirgige Hügelgebiet mit all seinen Überraschungen wie eine Neuentdeckung. Leider waren die Wetterbedingungen nicht sonderlich gut und die Fernsicht entsprechend eingeschränkt. Die unzähligen Kleinstädte in den tiefen Taleinschnitten, wo vermutlich schon die Römer das Thermalwasser für ihre Wellness genossen, waren alle wunderbar gepflegt und wahre Schönheiten.
Das warme Thermalwasser in Bad Dürrheim liessen wir links liegen und besuchten unzählige Vorträge über Fernreisen, die am SeaBridge-Treffen reisehungrigen Besuchern gezeigt wurden. Ob man schlussendlich sich gleich bei einer organisierten Reise anmeldet oder nur die Vorträge geniesst sei einmal dahin gestellt, doch schon die Bilder zu den einzelnen Themen waren sehenswert und verleiteten zu Träumereien. Viele Gespräche mit Gleichgesinnten und Reiseleitern rundeten das Geschehen ab. Ebenfalls konnte ich mich beim Platzwart des „Wohnmobilhafens“, der nebenbei noch leichte und robuste Gestelle für Wohnmobile baut, viel Wissenswertes erfragen, so dass ich unseren Jeep bei unserem kurzen Aufenthalt in der Schweiz etwas abspecken kann.
Der Weg nach Hause wäre eigentlich nicht mehr weit gewesen, aber ein weiterer Wunsch für eine fahrzeugseitige Änderung führte uns über Biel (Schweiz), wo uns die Möglichkeiten meines Wunsches (Tom’s Anhängerkupplung) aufgezeigt wurden. Etwas enttäuscht über den Preis als auch die möglichen Ausführungstermine verliessen wir das städtische Gebiet und kraxelten hinauf in den Jura und seine weitgezogenen Landschaften. Der einsetzende Regen war nicht gerade unser Wunsch für die folgende Nacht am Lagerfeuer.
Auf einem Geländekamm oberhalb von Bourrignon fanden wir einen wunderbaren Ort für die kommende Nacht. Doch was heisst hier wunderbaren Ort: Regen und Wind, herbstliche Nebelbänke und Kälte waren fast unwiderstehlich. Nur dank dem Feuer und Windschutz von unserem Camper war es einigermassen auszuhalten. Doch lange blieben wir nicht draussen, zogen uns bald ins Innere unserer engen Wohnkabine zurück und liessen die Standheizung mit voller Leistung die aufwärmende Arbeit verrichten. Mit Windgeheul legten wir uns unter die warme Decke und wetteten gegenseitig, ob am kommenden Morgen bereits Schnee auf dem Kamm liegen würde, was die vergangenen Monate perfekt abrunden würde. 😉
Schnee gab es in der Nacht keinen, doch es war sehr frisch und der Wind pfiff immer noch um unseren Jeep. Der Kaffee als auch das Frühstück war bald eingenommen und schon tasteten wir uns durch die Nebel verhangene Landschaft, wo vielleicht nicht alle Wege erlaubt gewesen wären. Doch bei Regen und Nebel waren wir einmal etwas frecher und unser Auto sieht – gemäss gewissen Aussagen – sehr sonderbar aus und könnte vielleicht auch als Forstfahrzeug durch gehen. :-/
Mit vielen Träumen und Ideen erreichten wir unser temporäres zu Hause und entluden einmal den Jeep, der bei unserer Weiterfahrt ein paar Kilo weniger haben sollte. Ein WG-Umzug steht ebenfalls noch auf unserer „To-do“-Liste.
Tja, wir können es kaum erwarten endlich wieder weiter in den Süden zu gehen – Marokko wäre das nächste Ziel.
Chantal und Tom/Ende Sept. 2024