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Unser Haus
Bereits über ein Jahr sind wir mit unserem Gefährt in Nordamerika unterwegs und haben schon mehrere tausend Kilometer zurückgelegt. Das Auto ist gleichzeitig unser zu Hause und alles hängt eigentlich von diesem Jeep Wrangler, der mit einen Camping-Kit von Gazell ergänzt wurde, ab. Unser Fahrzeug ist gegenüber den Originalabmessungen ganze 9 cm höher und 48 cm länger, so dass er überall durchpasst, wo jeder normale Jeep hinkommt. Zwar erkennt jeder amerikanische „Jeeper“, dass dieses Auto irgendwie anders ist, aber sonst geht er als normales Auto durch. Erst bei aufgestelltem Dach wird er zum Fotoobjekt und in den vielen Internetforen muss unser „Jeepli“ bereits ein Held sein.
Dass wir mit einem Jeep unterwegs sind, ist nicht zufälligerweise: Dieses Auto kommt aus Nordamerika und wurde auch hier zusammen gebaut. Was wir aber nicht wussten: Unser Auto besitzt, obwohl hier zusammengebaut, gewisse Bauteile, die sich nur in den europäischen Versionen befinden und schon jeder Service stellt die Werkstätten vor gewisse Probleme. Zwar freuen sie sich über den Dieseljeep, doch gewisse Wartungs- als auch Ersatzteile sind in Nordamerika nicht erhältlich – hier gibt es nämlich gar keine Dieseljeeps! Teilweise finden die Mechaniker andere Lösungen und suchen vergleichbare Produkte, andere bauen die falschen Teile einfach irgendwie ein, ohne dass der Kunde (wir) darüber informiert werden.
Zu Hause in Europa gehört unser Geländewagen, wie allgemein gesagt wird, zu den schlimmen Luftverschmutzer und ist in der Steuerkategorie G angesiedelt. Schlimmer geht es vermutlich nicht mehr! Hier, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist es ein Kleinwagen, und oft können wir nicht auf die anderen hinab, sondern müssen bei den anderen Verkehrsteilnehmern hochschauen. Auch was die Motorisierung anbelangt, ist unser turbogeladenes Motörchen mit 2,8 Liter Hubraum und vier Zylindern eher schwach auf der Brust. Dafür ist der Dieselmotor gegenüber dem baugleichen amerikanischen Benzinmodell etwas sparsamer. Wir legen mit einer Tankfüllung, wohlbemerkt immer voll beladen, rund 150-200 Kilometer mehr zurück als der Benziner gemäss den Verbrauchsmessungen des Herstellers.
Doch, ob Luftverschmutzer oder Kleinwagen, wir lieben unseren fahrbaren Untersatz über alles, der gleichzeitig seit einem Jahr unser mobiles Haus ist. Der Wohnraum ist eher bescheiden und der ganze Innenraum wurde bereits vor der Abreise nach Amerika nach unseren Vorstellungen geändert, wobei das Meiste in vielen Freizeitstunden selbst umgebaut wurde. Während der Reise perfektionierten wir gewisse Dinge, so dass die Nutzung vom vorhandenen Raum noch einmal verbessert wurde. Eigentlich entspricht jetzt das Ganze unseren Vorstellungen und selbst bei Dunkelheit finden wir inzwischen alle nötigen Sachen (…oder auch nicht!).
Und als Back-Roader müssen gewisse Sachen, wie zum Beispiel Bergungsmaterial, jederzeit erreicht werden können, was seitens Komfort vielleicht gewisse Einbussen mit sich bringt.
Vorne ist alles standartgemäss und unser täglicher Aufenthaltsort während den grossen Fahrten.
Ganz hinten im Gazell-Kit steht uns ein kleiner Raum zur Verfügung, wo wir uns – bei den aller schlimmsten Wetterbedingungen – zu zweit aufhalten können. Mehr als Essen, Lesen oder Spielen geht nicht! Sobald gekocht wird, muss mindestens eine Person den Heckraum verlassen. Gekocht wir prinzipiell draussen, da wir den Innenraum als zu feuergefährlich betrachten. Ein kleines Regendach schützt den Koch vor allfälliger Nässe vom Himmel.
Geschlafen wird unter dem Aufstelldach und das Bett ist nur für Verliebte; 1,2m auf 1,9m Liegefläche stehen zur Verfügung. J Die originalen Hartschaumstoffmatten von Gazell ergänzten wir noch zusätzlich mit 3,5 cm dicken Therm-a-Rest®-Matten, so dass wir trotz der dünnen Matte doch noch einen gewissen Liegekomfort erhielten. Beim Herunterlassen des Aufstelldaches müssen die Luftmatten entlüftet werden, da der eng bemessene Raum keinen weiteren Platz als für die Originalmatten aufweist.
Und noch etwas für die ganz harten Kerle und Frauen unter euch: der Campingaufbau kann nicht beheizt werden, d.h. ab 0°C und Regen wird es schon ungemütlich. Bei -10°C schliefen wir auch schon einmal, aber es war verdammt kalt und grenzt beinahe an ein Wunder, dass wir überhaupt noch leben! Der zusätzlich mitgenommene Daunenschlafsack erwies sich schon mehrmals als lebensrettend. J
Das allgemeine Material, wie zum Beispiel für die Küche, Lebensmittelvorräte, Werkzeuge, Ersatzteile, usw., nehmen relativ viel Platz ein. Für die persönlichen Kleider steht nur ein beschränkter Raum zur Verfügung. Chantal kann ihre Kleider, die zusätzlich noch in Reisebeutel verstaut sind, in den restlich freibleibenden Ablagen verstauen. Meine Kleider befinden sich seit einem Jahr in einer Reisetasche, was ich als Vorteil betrachte, da diese den Bedürfnissen entsprechend verschoben, oder gleich aus dem Auto genommen werden kann.
Auf den abgelegenen Touren und Wegen steht uns maximal 48 Liter Wasser zur Verfügung, das fürs Kochen als auch für die tägliche Hygiene reichen muss. Die längste Unabhängigkeit war einmal 5 Tage im Big Bend-State Park/südliches Texas, wo wir sehr haushälterisch mit dem Wasser umgehen mussten. Als reines Trinkwasser führten wir in solchen Gegenden selbstverständlich noch weitere Wasserbehälter mit, wobei mehr als 10-12 Liter konnten wir von der Ladekapazität nicht mitnehmen.
Und noch ein Wort zur persönlichen Hygiene; jeder Bergsteiger oder Wüstenfahrer weiss wie es geht und man muss nicht unbedingt zweimalig täglich unter der Dusche stehen! Doch auch wir verachten das erfrischende Nass ebenfalls nicht und wenn keine Dusche zur Verfügung steht, so tut es auch ein Becken mit Wasser oder gleich den Sprung in den erfrischenden See.
Unsere Kleider waschen wir nach Möglichkeit auf den Zeltplätzen oder, in Amerika gibt es in jedem grösseren Ort Waschanstalten, wo man für wenig Geld waschen und gleich trocknen kann. Während die Wäsche in der Trommel dreht, kann man Einkäufe tätigen oder nebenan gleichzeitig das Auto waschen; eigentlich alles sehr praktisch eingerichtet.
Fastfood!
Unser tägliches Brot war bis jetzt vom feinsten und nur einmal ging etwas wirklich daneben! Den amerikanischen Fastfood liessen wir bis jetzt links liegen und bereiten unser Essen immer selbst zu. Dies hat auch den Vorteil, dass wir keine unliebsamen Lebensmittelzusätze im Essen haben und so Chantals Allergien einigermassen umgehen können.
Schon beim Frühstück geht es richtig zur Sache: Eier und Speck, Birchermüesli oder darf es ein feiner Pancake mit Ahornsirup sein? Oft wandern auch die Speiseresten vom Vorabend einfach in die Bratpfanne und ein Spiegelei sorgt noch für zusätzliche Frische.
Selbstverständlich darf ein feiner Kaffee aus der italienischen Espressokanne nicht fehlen.
Schlendert Chantal nachmittags durch ein Einkaufstempel, so kommen ihr immer wieder die verrücktesten Ideen in den Kopf und manchmal fehlte es uns an Töpfen für die entsprechende Zubereitung (Couscous, asiatisch, Rahmschnitzel, Bernerrösti sind einige Beispiele. Sogar Fondue konnten wir schon geniessen).
Übrigens sind die Lebensmittelangebote selbst in sehr abgelegenen Gegenden umfangreich und Bio ist in der neuen Welt kein Fremdwort. Auch die Amerikaner essen nicht alles und verzichten gerne auf veränderte Organismen und dergleichen.
Jedenfalls assen und tranken wir bis jetzt sehr gut und wer es nicht glauben mag, der darf mit uns mitreisen und sich gleich von der Gourmetküche verwöhnen zu lassen.
(….vermutlich habe ich bereits etwas an Gewicht zugelegt! L )
Und als Spezialität: Meistens wird alles auf offenem Feuer zubereitet, was den Hilfskoch – mich – oft an die Grenzen der Hitzeverträglichkeit bringt. Wo das Feuer aus feuerpolizeiliche Gründen nicht zugelassen ist, wandern die Töpfe auf den Gaskocher.
Selbstverständlich darf die Flüssigkeit nicht fehlen! Über vergorene Trauben- und Gerstensäfte muss ich wohl nicht allzu viel schreiben: In den Liquorstores stehen überall wirklich feine Flaschen zur Auswahl und selbst im preislich unteren Segment wurden wir noch nie enttäuscht. Na dann: „zum Wohl“!
Strecken und Vorhaben
Wo unsere Touren und Fahrten hingehen, legen wir meist gemeinsam fest und auch persönliche Wünsche werden entsprechend berücksichtigt. Ganz hilfreich waren bis jetzt die Reiseführer aus dem Lonely Planet-Verlag und, je länger wir hier sind, führen die Tipps der Einheimischen und anderen Reisenden immer mehr zu unseren Wegen durch die weite Welt von Nordamerika.
Grosse Städte besuchten wir, doch wir beide – Chantal und ich – sind keine Stadtmenschen und Museen können später einmal besucht werden. Dafür lieben wir die wunderbaren Landschaften, die es hier wirklich noch in Hülle und Fülle gibt.
Übernachtung
Die Nächte verbrachten wir fast immer in unserem Camper. Nur wenige Male mussten wir, infolge grosser Kälte oder extrem starken Regenfällen, uns in ein Motel zurückziehen.
Und was wir auch nicht verachten: ausserhalb der grossen Zentren und Touristengebiete kann man sich auf öffentlich und nicht speziell eingezäuntem Land überall für die Nacht niederlassen. Selbst für die Amerikaner und Kanadier ist dies fast eine Selbstverständlichkeit. Auch sie geniessen diese Unabhängigkeit und an Wochenenden findet man oft richtige Ansiedlungen von Wohnmobilen in der Landschaft. Für störende Notstromgeneratoren, die wegen der Klimaanlage im Wohnwagen laufen müssen, gibt es Ohrenstöpsel, so dass man trotz dem unangenehmen Lärm schlafen kann.
State- und Nationalparks, sowie -Forest bieten bereits etwas mehr an Luxus, wie Plumpsklo und Grillstelle und für wenige Dollars darf man sich einen Platz aussuchen. Die einzelnen Plätze liegen sehr weit auseinander und manchmal bekommt man das Gefühl, dass man irgendwo alleine in der weiten Prärie, bzw. Wald liegt. Interessanterweise gibt es – von State zu State – grosse Unterschiede in Bezug auf die sanitären Einrichtungen und wie diese gepflegt sind – von scheusslich bis zum Spitzenplatz gibt es alles.
Private Campingplätze meiden wir meist, da diese zwar all möglichen Anschlüsse für die Monstercamper bieten, dafür in der Preisklasse bald bei den günstigen Motels angesiedelt sind. Auch liegen die einzelnen Stellplätze sehr eng aneinander und man muss achtgeben, dass man nicht gleich beim Nachbar vor der Tür sitzt. Das Kochen auf dem Feuer ist aus Platzgründen meist verboten. Die Annehmlichkeiten machen den Preis kaum wett!
Das „www“
Leider, obwohl es die Amis erfunden haben, gibt es in Nordamerika nicht überall den gewohnten und super schnellen Zugang zum WWW. Wir möchten nicht sagen, dass es ein Entwicklungsland punkto Internet ist, doch für uns ist es oft problematisch, irgendeine sichere und gute Verbindung zu erhalten. Oft kommt eine Verbindung gar nicht zustande oder bricht andauernd ab.
In weltbekannten Restaurantketten ist das Internet meist gut, aber offen. Dort weigert sich unser Virenprogramm, eine Verbindung herzustellen. Für gewisse Arbeiten und Bankgeschäfte benötigen wir ein geschütztes Netz, was wir nicht immer auf Anhieb finden und zum Verzicht der gewünschten Absicht führen. Gottseidank kamen wir, trotz der manchmal verspäten Zahlungsüberweisungen, immer unser Zahlungspflicht nach und die Kreditkartenfunktion wurde noch nie untersagt.
…und?
Obwohl unser fahrbares Zuhause, bzw. der Jeep bereits ein gewisses Alter und hohe Laufleistung hat, hoffen wir sehr, dass wir noch weiterhin viele unvergessliche Abenteuer in der weiten Welt erleben können. Viele Momente bleiben unvergesslich und ein grossartiges Geschenk, das wir bisher erleben durften!
Ich freue mich jetzt schon, euch bald wieder ein paar tolle Geschichten und Abenteuer zu schreiben.
Bis bald.