>Bilder ganz unten!
….endlich sind wir im Süden
Irgendwie waren wir nach dem Grenzübertritt in ein EU-Land wieder etwas erleichtert und von Griechenland hört man ja nur positives: Sonne, Meer und tolle Menschen. Wir waren happy. Die erste Nacht verbrachten wir – gemeinsam mit deutschen Campern – an einem einsamen Strand, den wir für uns alleine hatten. Wunschlos glücklich liessen wir uns durch die Brandung in den Schlaf wiegeln.
Kaum hatten wir uns an die Sonne und ans Meer gewöhnt, schon bogen wir in östlicher Richtung ab und fuhren hinauf in die Berge. Die umliegenden verzuckerten Gipfel beeinträchtigten unsere Fahrt ins Gebirge nicht. Unser Weg zu den Klöstern von Metéora führte uns durch viele einsame Bergtäler, die um diese Jahreszeit praktisch menschenleer waren und oft den Eindruck eines Geisterdorfes hinterliess.
In Ioánnina erlebten wir nicht nur eine wunderbare Altstadt, sondern eine sehr frische Nacht und liess uns kurz vorahnen, was in der nächsten Zeit auf uns zukommen könnte; kalte und feuchte Nächte. Ebenso ahnten wir nichts von den winterlichen Verhältnissen auf dem Katáras-Pass. Doch der Autobahntunnel war für uns keine Option. Voller Zuversicht fuhren wir die Passstrasse hoch und waren zuerst überrascht, dass auf der Strasse kein Verkehr unterwegs war. Schlussendlich ging es wirklich nur dank Allrad und Sperrdifferenzialen durch den 30cm hohen Schnee, auf Strassen über den Pass und auf der östlichen Seite hinunter. Die Strassensperre auf der östlichen Seite überraschte uns eigentlich nicht besonders, vermutlich wurden diese auf der westlichen Seite einfach noch nicht aufgestellt. Willkommen in Griechenland; auch hier tickt einiges anders als sonst üblich!
Die Metéora-Klöster erlebten wir zwar nicht gleich spektakulär wie seinerzeit der Agent 007, doch die Klosteranlagen in den Felsen oder hoch über dem Tal begeisterte uns trotz der fehlenden Action seitens des Spitzenagenten. Leider verpassten wir die richtigen Besuchszeiten, bei anderen Klöstern war uns der Besuchsandrang zu gross und wir hatten keine Lust, im Gänsemarsch durch die Gemäuer zu watscheln. So genossen wir die Klöster und die wunderbare Landschaft nur von der Aussenansicht.
Ab Metéora/Kalambáka folgten wir ziemlich in südlicher Richtung, über viele Backroads, Alpwege um irgendeinmal die Meerenge bei Pátra auf Peloponnes zu erreichen.
Für uns war es wirklich eine Fahrt quer durch ein Land, das stellenweise komplett menschenleer war und wir die weite Welt für uns hatten. Wir durchstreifen Gebiete, wo sich vermutlich selbst während der Hochsaison die wenigsten Touristen verirren.
Den anspruchsvollen Wegen forderten sowohl das Fahrzeug als auch Navigator und Fahrer, doch als „Offroader“ gehört solcher Nervenkitzel manchmal eben dazu. Auch mir verschlug es manchmal den Atmen: links ging es senkrecht hinunter, rechts die senkrechte Wand hoch und zwischendurch eine Fahrspur, wo oft nur die Spurbreite unsers Jeep Platz hatte. Während sich Chantal am Haltebügel festhielt, schaute ich ehrfürchtig in die Tiefe. Alles ohne Netz oder Leitplanke, die vielleicht einen Fahrfehler noch verzeihen würden, falls diese halten würde. Die vorweihnächtlichen Unwetter und starken Regenfälle liess auch manchen Weg mit kleineren bis grösseren Auswaschungen zurück.
Dafür fanden wir immer wieder lauschige Übernachtungsplätze, die an Exklusivität kaum zu überbieten waren. Einziger Nachteil; für das allabendliche Campfeuer hatten wir meist keine Zeit mehr um die dafür notwendige Holzmenge zu sammeln, da bereits um 17 Uhr die Nacht herein brach, oder ein Feuer wäre in Folge des starken Windes nicht zu verantworten gewesen.
Je näher wir wieder uns der Küste näherten, desto mehr Leben fanden wir in den Dörfern und Ansiedlungen. Überall wurde fleissig in den Olivenplantagen gearbeitet und in tieferen Lagen die Mandarinen geerntet. Die beginnende Jagtsaison sorgte morgens immer wieder für spezielle Momente; die Treibhunde wollten vermutlich unseren Jeep dem Jäger entgegentreiben. Ob dann diese amerikanische Autoikone ebenfalls einen Ehrenplatz bei den Jagdtrophäen finden würde, konnten wir nie in Erfahrung bringen.
Westlich des korintischen Meeres setzten wir mit der Fähre, wie es für Reisende gehört, gemächlich auf die peloponnesische Halbinsel über; wir hatten wirklich keine Eile und die Schifffahrten waren für uns die Alternative zur Autobahnbrücke.
Die zweitgrösste Agglomeration Griechenland empfing uns mit Regen und winterlichem Sturm. Tja, die Sonne und Wärme rückte wieder ein Stückchen weiter in den Süden.
Um uns auf Olympia einstimmen zu können, benutzten wir einen Teil eines Anmarschweges, der von Elis quer durch die hügelige Landschaft an die Urstätte der heutigen olympischen Spiele führte. Über 1200 Jahre wurden dort sportliche Wettkämpfe ausgetragen, eh diese etwas nach 300 n. Chr. von Rom als heidnisches Ritual verboten wurde. Für uns interessant war, dass zu jener Zeit, die nicht immer ganz friedlich waren, vor, während und nach den Spielen keine kriegerischen Handlungen stattfanden und dies von allen Seiten immer respektiert wurde.
Weihnachten verbrachten wir dann fast beim südlichsten Punkt des griechischen Festlandes, Peloponnes ist ja trotz des Wasserkanal bei Korinth eine Halbinsel, eh es zum südlichsten Punkt ging, wo sich an diesem Weihnachtstag nur wenige Menschen auf dem Strassen und Wegen bewegten. Nebst den wenigen Hirten, war wirklich nicht viel los und die Landspitze hatten wir fast wieder für uns alleine.
Nach einem kurzen Abstecher ans Meer wollten wir die Ruinen von Mystrás besuchen. Nebst vielen anderen Besuchern standen auch wir am 26. vor verschlossenen Türen – Feiertage sind eben Feiertage. Das Verpasste holten wir einen Tag später nach und wir waren erstaunt über den geschichtlichen Untergang und was hier einmal gebaut wurde. Ebenfalls war ich sehr überrascht über ein 600 Jahre altes Buch, das in der Originalversion ausgestellt wird. Ich fragte mich auch gleich, ob in 600 Jahre unsere Nachkommen auch noch unsere digitalen Aufzeichnungen lesen können, oder alles nach wenigen Jahren nur noch elektronischer Müll sein wird.
Nach so viel Geschichte und Vergangenheit durchstreiften wir den Gebirgszug der Oros Parnonas, tauchten wieder ins menschenleere Griechenland, wo morgens uns nur die Hunde der Jäger aus dem Schlaf holten und uns das Ausschlafen nicht gönnten.
Während nachts oft die Sterne vom Himmel herunter leuchteten, war es immer – für uns jedenfalls – gespenstig ruhig.
Im östlichen Teil der Peloponnes gibt es wieder unzählige antike Stätten, die eine bewegte Vergangenheit vermitteln. Hier beschränkten wir uns auf wenige Orte, dafür nahmen wir uns etwas mehr Zeit dafür. Anderes war infolge der Neujahrsfeiertage erneut geschlossen und wie schon in Mystrás erlebt – Feiertage sind eben Feiertage!
Selbst im antiken Korinth, wo Paulus das Evangelium verbreitete, blieben die Tore geschlossen und die Ausgrabungsstätte konnten wir nur von ausserhalb des Geländes bewundern.
Der Kanal von Korinth war bereits im Altertum ein Wunsch der damaligen Griechen und Seefahrer, wurde aber erst vor etwas mehr als hundert Jahre verwirklicht. Die Sicht von den Brücken auf den schnurrgeraden Wasserverlauf beeindruckte uns sehr, doch für eine Bootsfahrt im Kanal waren wir zu früh unterwegs; die Saison wird erst vorbereitet und selbst die Sprung-Masters fürs Bungee-Jumping waren noch im Weihnachtsurlaub.
So steuerten wir der Küste entlang Athen entgegen. Die Spuren der vorweihnächtlichen Unwetter waren hier noch an vielen Orten zu sehen, wo an der Wiederherstellung der Infrastruktur und für einen normalen Alltag gearbeitet wird. Eigentlich sehr beeindruckend, was Wassermassen, die zu stark eingeengt werden oder am freien Lauf gehindert werden, alles an Schaden anrichten können.
Nach einem kurzen Inselhüpfen über Salamina erreichten wir Athen und ein weiterer Hotspot der antiken Zeit. Es gehört fast zum Pflichtprogramm, auf die Akropolis hinauf zu steigen und so schlossen auch wir uns an diesen fast unendlichen Menschenstrom an und standen über einer Stunde an für unsere Eintrittskarten. Trotz der Menschenmassen war es erneut überwältigend, was seinerzeit hier vom Volk entschieden und aufgebaut wurde. Trotz der eisigen Kälte und starkem Wind war auch der Rundblick auf die Stadt, und das dahinter liegende Gebirge, bedeckt mit Schnee beeindruckend. Das Akropolis-Museum begeisterte mich fast mehr als die vielen alten Mauern auf dem angrenzenden Hügel. Das grosse Gebäude wurde auf Pfählen auf einen Teil der alten Stadt gebaut, wo man durch Glasböden die alten Mauerwerke bestaunen kann. Im Museum selbst sind unzähligen Teile von Ausgrabungen ausgestellt und das Dachgeschoss steht im gleichen Winkel zum Panthenon, wo auch die ganze Umrundung des Tempels zu einem grossen Teil wiedergegeben wird.
Im angrenzende Stadtviertel, wo es zu und her geht wie in orientalischen Souks, schlenderten wir gemütlich durch die Gassen. Zwischen Ramsch gibt es auch wunderbare Sachen zum Bestaunen und Kaufen.
Dass ich (Tom) bei der Heimfahrt in der überfüllten Metro zum Opfer eines Taschendiebes wurde und der Abend bei der Touristenpolizei enden würde, ahnten wir zu diesem Moment noch nicht.
So beschränkte sich der Besuch der griechischen Hauptstadt auf einen Tag; wir mussten einiges an Administrativen infolge des Diebstahles erledigen und hatten dadurch auch keine Lust mehr, in diese Menschenmassen hinein zu fahren.
Nebst dem Erlebten beeinflussten uns die Kälte und der Wind stark und unsere Stimmung war manchmal etwas gereizt. Wo soll es hier eigentlich warm oder etwas wärmer sein? Wo erlebt man noch etwas wie Sonne, Meer und Wärme?
Wir planten an unserer Weiterreise und fanden, dass Kreta und Rhodos uns doch noch etwas vom Gewünschten vermitteln könnte. Schnell war eine Fährüberfahrt nach Chania/Kreta gebucht und schon standen wir abends im Fährhafen von Piräus. Lange standen wir etwas unbeholfen im Hafen herum und niemand konnte uns genau sagen, wo wir uns hinstellen müssten oder was genau passieren würde. Die wetterbedingt verspätete Ankunft der Fähre, der ganze Abholverkehr der Passagiere und der Entlad der Sattelauflieger und Lastwagen sorgten für riesen Gewirr von Lastwagen, Busse und Autos. Dazwischen fuhren noch Motorräder und Roller in Slalomfahrt um Fahrzeuge und Fussgänger. Offizielle Bedienstete vom Hafen oder Reederei waren nicht anwesend, oder wir erkannten diese nicht.
Nach dreistündigem Warten und bestaunen dieses Dramas in mehreren Akten, hatten wir genug und fuhren einfach einmal zur Laderampe der Fähre; so wie es die Griechen eben auch tun und irgendeinmal konnten wir unseren Jeep ganz unten im Schiff parken. In Millimeterarbeit wurden wir entsprechend eingeparkt, so dass viele Autos ein entsprechendes Plätzchen fanden und mögliches Herumrutschen durch den Wellengang den Bewegungsraum der Fahrzeuge einschränkt. Hoffen wir, dass es eine ruhige Nacht ohne grossen Wellengang geben wird.
In zwei weiteren Stunden war der Hafenkai leer; alles was noch vor kurzer Zeit dort draussen stand, fand irgendwie einen Platz auf diesem Schiff; ob Container, Lastwagen, Bus oder andere Fahrzeuge – alles war verladen.
Nach über sechs Stunden Verspätung wurden endlich die Taue gelöst und das Schiff steuerte hinaus in die dunkle Nacht und wir in der Hoffnung, dass das Inselhüpfen uns etwas an den Gesuchten bringen wird; wir möchten der Kälte und Regen ein kleines Schnippchen schlagen.
Wir hofften bis zuletzt!