Heimweg ins Asyl

>Bilder ganz unten!

Nach der letzten Nacht unter Wildschweinen auf spanischen Boden folgte noch ein Übergang, der uns nach Portbou/Spanien brachte. Mit grosser Angespanntheit stiegen wir hinauf zum Grenzpass „Coll dels Belitres“, wo wir eine Grosskontrolle und viele Beamte erwarteten. Chantal war auch bereit, die ganze Konversation mit den Beamten zu führen, da sie der französischen Sprache viel besser mächtig ist als ich.

Fast etwas enttäuscht stellten wir aber bald fest, dass die einstigen Zollgebäude verwaist waren, eher Abbruchgebäude glichen und weit und breit keine Menschenseele noch irgendeine offizielle Person auszumachen war. So fuhren wir vorsichtig hinunter nach Cerbère, wo es doch noch irgendetwas wie Kontrolle oder Anweisungen für den Transit geben könnte. Fehlanzeige! Zwar waren die Bistros und Restaurants überall geschlossen, doch die Bewirtung der Gäste wurde quasi mit dem Verkauf „über die Gasse“ aufrechterhalten und überall waren viele Leute unterwegs.
War das der strenge französische „Lockdown“?

Für uns war die vorgefundene Situation sehr erleichternd und so wählten wir als Transitroute wunderbare Nebenstrassen und folgten einmal mehr der Küste, zuerst in nördlicher, später nordöstlicher Richtung. Der kräftige Wind und die Wetterstimmungen entlang des Meeres waren faszinierend, doch längere Aufenthalte ausserhalb unseres geheizten Jeeps legten wir keine mehr ein; es war einfach zu frisch und zeitweise sehr nass.

In Gegensatz zu Spanien darf man in Frankreich nicht einfach überall, wo es einen Weg oder eine Strasse hat, fahren. Zu viele Verbotsschilder und andere Hindernisse verweigerten uns an der freien Wahl des Weges nach Norden. Für die wenigen Nächte, die wir an der südfranzösischen Küste verbrachten, hatten wir ebenfalls das gleiche Problem wie wir es bereits in Spanien erlebten und mussten die Übernachtungsorte jeweils sehr früh anfahren oder suchen. Die touristischen Infrastrukturen waren alle geschlossen und zusätzlich war der Zugang zum Meer meistens versperrten. Erstaunlicherweise gibt es in jedem grösseren Ort oder touristischen Highlights einen Parkplatz für Wohnmobile, wo man für wenige Euros die Nacht verbringen kann. Diese waren für uns nicht die erste Wahl, denn sanitäre Einrichtungen als auch andere Komfortsachen sucht man vergebens und, wenn solche vorhanden sind, waren sie bei unserer Durchfahrt mit dicken Schlössern verschlossen.

Trotz des winterlichen Wetters war die Fahrt entlang des Mittelmeers ein abschliessendes und wunderbares Erlebnis. Wo in den Sommermonaten tausende von Menschen unterwegs sind, waren wir alleine auf der Strasse. Um dem Meer „auf Wiedersehen“ zu sagen, gab es einen Abstecher quer durch den „Bouche du Rhône“ nach Saintes-Maries-de-la-Mer, wo der Wind kräftig über den Strand und den Ort blies. Unser Aufenthalt war auch entsprechend kurz und wir wurden buchstäblich zurück ins Landesinnere geblasen.

Bald konnten wir das Lied „sur le pont d’Avignon…“ anstimmen und schon wühlten wir uns durch das vorweihnächtliche Verkehrschaos der gleichnamigen Stadt. Anscheinend hatte auch hier „Corona“ Pause; bei den Shoppingzentren waren die Parkplätze übervoll. Trotz des wunderbaren Zentrums zogen wir weiter und verschoben unseren Besuch auf später; irgendeinmal wird es wieder wärmer und lädt eher für ein ausgedehntes Sightseeing durch die Altstadt ein.

Wir setzten unsere Fahrt weiter fort und wechselten nun definitiv auf die Autobahn. Nebst dem Regen hatten wir keine Lust mehr, durch die Dörfer und Kleinstädte zu fahren; von einem Kreisverkehr zum nächsten, die Schwelle zur Verkehrsberuhigung hatten wir ebenfalls satt. Zusätzlich hatten wir uns auch vorgenommen, den Hersteller der Gazell-Kabine, der oberhalb von Annecy seine Werkstatt hat, zu besuchen. Die letzte Nacht verbrachten wir in einem Waldstück in der gleichen Gegend, wo das Thermometer während der Nacht weit unter 5°C fiel. Die funkelnden Sterne bewunderten wir nur noch kurz und bald verzogen wir uns unter der wärmenden Decke.

Der Rest ist eigentlich sehr schnell erzählt und auch unsererseits keine Besonderheiten mehr. Die durchstreifte Gegend war uns vertraut und plötzlich möchte man möglichst schnell am Ziel sein. Vor Lausanne verliessen wir ein letztes Mal das breite Teerband und folgten dem See, durchfuhren die Rebberge des Lavaux, bevor es endgültig nordwärts nach Basel, bzw. Aesch ging.

Auf die gesamte Strecke, die wir während unserer Rückreise zurücklegten, war das letzte Teilstück wirklich nur noch ein sehr kurzes Stück. Noch bei Tageslicht parkierten wir vor unserem temporären „zu Hause“, wo wir für die nächste Zeit sein werden. Es war auch das dritte Mal, dass wir von unserer Weltumrundung zurück kehrten und beim Ausschalten des Motors beschlich mich ein schlechtes Gefühl; ich fühlte mich wie ein Versager und die Frage nach dem „Wie“ und „Wann“ es weiter gehen wird, war offener als je zuvor.

Doch wir bleiben dran und Ideen haben wir mehr als genug. Der Weg um die Erde ist noch weit. Wir sind gespannt was die Corona-Pandemie uns in der nächsten Zeit erlauben wird.