Inselrundfahrt

>Bilder ganz unten!

….Familienbesuch in England
Nachdem unser Auto wieder repariert war, konnte uns niemand mehr an unserer Weiterreise hindern; schlussendlich wurden wir auf der Insel sehnlichst erwartet. Von unserem Standort in Belgien war es nicht mehr weit bis nach Calais und vor lauter Freude gönnte ich mir (Tom) noch an der belgisch-französischen Grenze eine Portion „Moule et Frites“. Diese Dinger waren aber so abscheulich, dass ich gerne die Fähre nach Dover bestieg, in der Hoffnung, dass auf der Insel „Fish and Chips“ einiges besser schmecken würde.

Vor vielen Jahren umrundeten wir mit den Fahrrädern und der kompletten Kinderschar das südöstliche Horn rund um Canterbury. Diesmal ging es etwas zügiger mit unserer Karosse über die Küstenstrasse und später entlang des tiefen Einschnittes der Themse London entgegen. Um die „Road-Tax“ in der Londoner Innenstadt zu ersparen, schwenkten wir kurz vor der Metropole nach Norden ab und steuerten Cambridge entgegen.

Im Grossraum London war auf den Strassen viel Verkehr und selbst die Nebenwege waren mit Unmengen von Fahrzeugen verstopft. Nebst der Fahrt auf der linken Seite forderten die spitzen Einmündungen in Kreisverkehre und Weggabelungen uns immer wieder. Dank der eingespielten Teamarbeit von Beifahrerin und Fahrer klappte es immer, oder fast immer, ausgezeichnet. 🙂

Da wir zeitlich sehr gut unterwegs waren und wir eigentlich erst etwas später erwartet wurden, gönnten wir uns noch einen Abstecher nach Wales, d.h. ab Cambridge fuhren wir quer durch England in Richtung Bristol, eh es über den River Severn nach Wales ging. Gleich im Südosten von Wales liegen die Black Mountains; der Namen war mehr als nur verlockend.

Wir erwarteten vermutlich zu viel; weder schwarz noch hoch waren die Berge. Trotzdem eine wunderbare Gegend und die steilen Singletrack-Roads mit den unübersichtlichen Stellen eine besondere Herausforderung. Nebst der dünnen Besiedlung im Hinterland sorgten die kleinen Dörfer immer für optische Überraschungen.

Zusätzlich bietet Wales kleine Leckerbissen für Offroadfahrer; im Gegensatz zu England sind in diesem Land noch viele „Green-Lines“ für Motorfahrzeuge offen und dürfen befahren werden. Dieses Angebot liess ich mir (Tom) nicht zweimal sagen und schon plante ich einen längeren Abschnitt über einen steilen Bergweg ins nächste Tal. In der Beschreibung wurde „sehr schwer“ angegeben, was ich Chantal nicht gleich so vermittelte; ich wollte es einfach einmal probieren. Rückblickend war es, bis auf einer kurzen Wegstecke, wo der Regen eine tiefe Kerbe quer über den Weg hinterliess und unser Jeep für einen kurzen Moment kritisch in einer Schräglage stand, eher moderat als schwer. Die vielen Tore bei den Umzäunungen waren vermutlich für Chantal eher eine grössere Herausforderung; aussteigen – öffnen – schliessen – einsteigen und wenige hundert Meter erneut das gleiche Spiel. 🙁

Südlich von Wrexham erreichten wir wieder England und unzählige Spuren einer einst grossen industriellen Vergangenheit. Um die Erze und andere Güter in die Zentren der Verarbeitung abzutransportieren wurden viele Kanäle angelegt, wo man noch heute über die damalige Ingenieurskunst staunen kann. Nebst Aquädukten und Tunnels wurden die Kanäle durch ein ausgeklügeltes System mit genügend Wasser versorgt. Mit viel Engagement und Enthusiasmus werden diese Wasserwege heute von vielen Menschen gepflegt und stellenweise wieder instand gestellt. Wer sich es dann leisten kann, der geniesst Bootferien im engen Kanalsystem.

Mit dem Erreichen unseres „Englandzieles“ wechselte auch das Wetter von meist schön und sonnig auf Regen und frischen Temperaturen. Dies hinderte uns aber nicht, viele Outdoor-Erlebnisse mit der ganzen Familie zu unternehmen; schlussendlich sind die Engländer hart im Nehmen und ein bisschen Regen oder Wind hindert sie kaum, nach draussen zu gehen.

Nebst Schlössern mit ihren wunderbar angelegten Gärten, die geschichtsträchtige Stadt Shrewsbury als auch der Besuch des grössten Eisenplastikpark Englands, wo alles aus Schrott zusammen geschweisst wurde, erlebten wir bei wechselnden Wetterbedingungen immer wieder neue Überraschungen. Und gewandert wurde auch bei jedem Wetter; es gibt kein schlechtes Wetter, aber eine schlechte Ausrüstung. Tja, Recht haben sie – die Engländer.

Irgendeinmal hat alles sein Ende; unser ältestes Grosskind musste wieder in die Kindergruppe und auch die Erwachsenen ihrer täglichen Arbeit nachgehen. Es war auch unsere Zeit; „adieu“ zu sagen, die Welt ist klein und wir sehen uns sicher bald wieder.

Obwohl die Wetteraussichten nicht nur Sonnenschein voraussagten, wählten wir den Weg in südlicher Richtung; wir wollten wieder einmal durch Cornwall streifen, wo wir vor genau 36 Jahren mit dem Motorrad und Seitenwagen unterwegs waren. Es war auch eine Reise, die ganz zu den Erwartungen über England entsprachen: Viel Regen und stürmisches Wetter. Abends wurde es, sobald die Sonne hinter den Wolken oder Horizont verschwand, empfindlich kühl, so dass wir öfters dem inneren Schweinehund nachgaben und die Heizung in Betrieb nahmen.

Ganz im Westen von Cornwall wollten wir – wie vor 36 Jahren – die Multivision-Show anschauen, da wir diese immer noch in bester Erinnerung hatten. Doch kaum bei „Land End“ angekommen, schon hätten wir unsere Kreditkarte zücken müssen. Ein Aufenthalt für 1 oder 2 Stunden kann nicht gemacht werden; schon bei der Parkgebühr wollten sie gleich die Tagespauschale abkassieren. Drinnen im Touristenzentrum drehte sich ebenfalls alles um viele Pfund Sterling und selbst für ein einzelnes Nugget wollten sie unverschämte £1.89. Irgendwie muss der zuständige Manager die Realität verloren haben. Wir beliessen es bei einem kurzen Rundgang am Ende der Welt und suchten bald das Weite.

Als Trost suchten wir erneut ein paar Green-Lines, die für unser Gefährt erlaubt waren und genossen die weite Landschaft ohne das Touristengewimmel am Ende der englischen Welt. Doch auch diese alternativen Wege waren eher ein leeres Versprechen als wirkliches Offroad-feeling. Dafür erreichten wir Orte, wo vor langer Zeit unter schwierigen Bedingungen Zinn bergmännisch abgebaut wurde. Weit verstreut liegen heute die Zeitzeugen einer vergangenen Ära, die Einzelnen einen grossen Reichtum brachte, während die arbeitende Klasse an irgendwelchen Krankheiten verstarb.

Das schlechte und windige Wetter setzte unserer Stimmung immer mehr zu und selbst entlang der Südküste in Richtung Portsmouth war es, abgesehen von gewissen Aufhellungen, kaum besser. Plötzlich hatten wir genug; genug vom Regen und Wind als auch vom abendlichen Suchen nach einem geeigneten Übernachtungsort. Auch hier; beim abkassieren sind sie voll dabei und dies ohne irgendwelchen grossen Service. Bei den Farmern war es irgendwie noch erschwinglich, obwohl £20 für einen Parkplatz ohne weiteren Serviceleistungen mehr als nur angemessen sind. Ebenso wollten wir einfach nur wieder einmal wärmere Temperaturen geniessen können. Es war auch der Entscheid, dass wir zügig nach Dover weiter fuhren.

So kam dann plötzlich alles viel schneller als geplant. In Dover schloss sich unsere diesjährige Rundreise und in wenigen Klicks war unsere Überfahrt nach Frankreich gebucht. Als Überraschung konnten wir sogar eine Fährüberfahrt früher benutzen; die schenkte uns etwas mehr Zeit auf dem Festland für unsere abendlichen Arbeiten rund ums Camp.

Willkommen zurück auf dem europäischen Kontinent; das Wetter als auch die Temperaturen sollten einiges angenehmer sein. Hoffentlich!

Chantal und Tom/Juni 2025