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Ja, wir kapitulieren – vorerst! Corona zwang uns in die Knie.
Schon in Portugal war es klar; wir gehen nach Hause. Ein weiteres Ausharren war nicht unser Ding und in drei Monaten hätten wir diesen Weg – so oder so – eingeschlagen. Lange wussten wir jedoch nicht, welchen Weg wir wählen konnten und wie schnell unsere Reise nach Norden gehen würde.
Der Übertritt von Portugal nach Spanien erfolgte ohne irgendwelche Probleme und wie gewohnt, über Schleichwege. Jedenfalls sahen wir weder irgendeine Kontrollstelle noch sonst jemanden, der sich über unser Vorhaben erkundigt hätte. So setzten wir unsere Fahrt fort mit dem Wissen, das wir von anderen Reisenden erhalten hatten und den widersprüchlichen Informationen von den vielen Internetseiten (Behörden/Länder). Und, wir interpretierten „Transit“ auf unsere Weise! Zusätzlich wollten wir nicht vor dem 15. Dezember an der Grenze zu Frankreich stehen, da bis zu diesem Datum relativ strikte Corona-Massnahmen in Kraft sein sollten.
In Spanien versuchten wir grössere Orte irgendwie zu umfahren. Stopps gab es wirklich nur zum Einkaufen, Tanken oder den minimalen Kontakt zum Personal eines Campingplatzes, falls wir einen aufsuchen mussten. Auf diese Art hofften wir auch für die spanische Obrigkeit auf dem sicheren Weg zu sein, und so genossen wir weiterhin unsere Freiheit auf dem „nach Hauseweg“.
Vielleicht etwas frech, doch wir wollten das warme und schöne Wetter noch etwas geniessen. So folgten wir der Küste vom „Golf de Cadíz“ in Richtung Tarifa. Leider veränderte sich aber das Wetter schlagartig und ein kräftiger Westwind brachte viel Niederschlag. Tarifa erlebten wir bei starken Windböen und den südlichsten Punkt des europäischen Festlandes gab es nicht ohne „Sand-Peeling“.
Nach Maria-Empfängnis folgte gleich noch der Sankt Nikolaus, wo es in Spanien ein paar zusätzliche Freitage gibt und dies wurde von der einheimischen Bevölkerung – trotz der Corona-Einschränkungen – auf ihre Art genutzt. Nebst Wandern oder Radfahren waren allerlei Fahrzeuge auf den Strassen und Backroads (Offroad-Strecken) unterwegs. Obwohl die andalusischen Einschränkungen sehr rigoros waren, irritierten uns die jeweiligen Anblicke der übervollen Restaurants sehr. Für uns war es aber gleichzeitig sehr entlastend; alles nur halb so schlimm?
Wir setzten unseren Weg fort; folgten kurz dem Meer, stiegen wieder hinauf in küstennahe Gebirge und genossen die fast menschenleeren Landstriche. Oft mussten wir wieder umdrehen und einen neuen Weg suchen, da der gewählte Weg nicht befahrbar war oder eine Kette unsere Durchfahrt verhinderte. So entdeckten wir nach dem Frust meist noch eine viel tollere Wegvariante und erreichten Gegenden, die wir nie angefahren wären.
Unsere Tage im südlichen Spanien waren bald gezählt und nach dem „Knick“ bei der Provinz Almería rückte der 15. Dezember immer näher. Die Provinz Mucia erreichten wir erneut auf „unmöglichen“ Wegen (Offroad-Pisten, bzw. Quadpisten), die steiler nicht hätten sein können. Fürs abendliche Camp suchten wir meist ein Plätzchen in der Nähe des Mittelmeers, wo die nächtlichen Temperaturen etwas angenehmer waren als in luftiger Höhe. Fall irgendwo noch Verbotsschilder auszumachen waren, so ignorierten wir diese grosszügig und richteten uns für die kommende Nacht ein. Nebst Meeresrauschen waren wir meist alleine und keine Menschenseele störte uns. Wir genossen unser Privileg und die abendliche Wärme verwöhnte uns noch zusätzlich. Das Wetter und die Temperaturen an der Südostküste hätte uns noch viele genussreiche Tage bescheren können, doch plötzlich drängte auch bei uns die Zeit. Zum Weihnachtsfest wollten wir zu Hause sein und der Weg war noch weit. So wechselten wir von den Schotterstrassen auf die Autobahn oder andere Strassen, wo die Geschwindigkeitsnadel manchmal die 100 Km/h-Marke erreichte. Bei der Weiterfahrt erlebten wir die Südostküste bei fast frühlinghaften Temperaturen und mancherorts blühten bereits verschiedene Blumen. Wo keine Gemüsekulturen und Ostplantagen bis zum Meer angelegt waren, lagen Feriensiedlungen an bester Lage und versperrten uns oft den freien Zugang zum Meer. Dies stellte uns bald allabendlich vor das gleiche Problem: Zeitig einen geeigneten Übernachtungsplatz zu finden. So richteten wir uns an einem Samstagabend an den Rand eines Staatswaldes für die kommende Nacht ein. Leider vergassen wir die spanische Tradition der Jagd und wurden am Sonntagmorgen von den Jagdhunden um 7 Uhr aus den Federn gebellt.
Um unsere Reisetempo noch ein bisschen zu erhöhen und grössere Distanzen zurück zu legen, nutzten wir die Autobahn vermehrte und folgten dieser in nordöstlicher Richtung. Der immer stärkere nordostwärts fahrende Lastwagenverkehr war auch ein Indiz, dass wir auf dem richtigen Weg unterwegs waren.
Für die abendlichen Camps scherten wir vom breiten Asphaltband aus und suchten einen geeigneten Platz, wo wir uns für eine Nacht hinstellen konnten. Im Ebro-Delta wussten wir bereits von einer weit zurückliegenden Nacht, wo unser Platz sein könnte. Dafür war es weiter nördlich immer schwieriger, ein Traumplätzchen zu finden. Nördlich von Tossa de Mar überraschte uns die frühe Dunkelheit und auf irgendeinem Waldweg fanden wir unter einer grossen Föhre ein entsprechendes Plätzchen. Dass wir dort nicht alleine waren, hörten wir kurze Zeit später im Wald herumrasseln: Wildschweine waren auf Futtersuche.
Bis zur französischen Grenze war es nur noch ein kurzer Sprung und wir waren planmässig unterwegs. Nebst einer Shoppingtour in Girona – wir mussten u.a. unseren Vorfilter zum Schnorchel ersetzten – gab es auf unsere Rückreise noch unzählige landschaftliche Highlights. Wir suchten erneut einsame Nebenwege, die vermutlich nur die Einheimischen kennen und so durften wir ein letztes Mal wunderbare Landschaften im vorwinterlichen Spanien erleben, oder sollten wir besser sagen in „Katalonien“. Zuerst fiel es uns gar nicht auf, doch je länger wir in Katalonien unterwegs waren, desto auffälliger war es; nirgends war eine spanische Flagge auszumachen. Selbst die Rathäuser waren nur mit den katalonischen Fahnen beflaggt.
Die letzte Nacht verbrachten wir erneut in einem kleinen Waldstück unter den Wildschweinen. Während wir an allen möglichen Ausreden und Erklärungen für die französischen Behörden herum diskutierten, grunzten die Schweine in unmittelbarer Nähe.
Tja, vielleicht brauchen wir für den morgigen Tag ein bisschen „Schwein“; anscheinend soll es in Frankreich noch strenger zu und her gehen als hier in Spanien. Lange wälzten wir uns im Bett hin und her; „hoffentlich haben wir an der Grenze die richtigen Erklärungen bereit, so dass wir ohne irgendwelche Restriktionen nach Hause fahren können“.