>Bilder ganz unten!
Nach rund 45‘000 Kilometer – ja, richtig gelesen – wo wir einiges an Diesel durch den Motor jagten um die Weiten Amerikas zu erleben, legten wir unsere erste grössere Pause bei Verwandten in Pembroke/Ontario ein.
Nein, wir waren bei unserer Ankunft weder reisemüde noch sonst was, sondern der Winter in Kanada zwang uns einfach zu dieser Auszeit.
Zum ersten Mal seit unserem Start in Halifax konnten wir uns einmal etwas zurück lehnen und das Erlebte aufleben lassen. Gewisse Dinge wurden uns erst später bewusst, anderes lebte erst anhand der vielen Fotos wieder auf; eigentlich eine verrückte Sache was wir da so alles machten und erlebten.
Nach den ersten 9 Monaten auf dem nordamerikanischen Kontinent wussten wir ebenfalls schon einiges mehr über unsere Fortbewegung und hatten bereits Vorstellungen über die Weiterfahrt in den hohen Norden.
Gewisse Ideen begruben wir bereits seit längerer Zeit, andere Dinge wurden hier in Pembroke verwirklicht und von wenigen Sachen trennten wir uns definitiv.
So werden wir beispielsweise keine Fahrräder mehr auf unserer Weiterreise dabei haben, da wir diese kaum benutzten. Diese waren eher eine Last für uns und unseren Jeep. Bei Bedürfnis gibt es in den touristischen Orten oder Parks meist gute Velos, die man für wenig Geld mieten kann.
Unter anderem konnte ich bei meiner Familie die Zeit mit kleinen Jobs verbringen, wie z.B. mit den Hunden spazieren (die Frau meines Cousins besitzt eine Hundezucht), Schnee schaufeln und natürlich Ahornsaft verarbeiten.
So hatte ich die Gelegenheit, etwas vom Geheimnis der Eimer an den Bäumen zu erfahren und wie der zuckerhaltigen Saft der Ahornbäume weiter verarbeitet wird. Mit Schneeschuhen bestückt ging es in den Wald und den Ahornbäumen nach. Liter für Liter, Kübel um Kübel wurden so geleert und zusammen getragen. Anschliessend wanderten mehrere Ster Holz in den Schlund des Ofens, wo mein Onkel in einem ersten Prozess den Ahornsaft aufgekochte. Die Krönung folgte dann spätabends am Kochherd, wo der Ahornsirup auf seine 66% Zuckergehalt eingekocht wurde. Todmüde versank ich anschliessend jeweils in einen zuckersüssen Traum.
Oder, wie wär es mit einer neuen Landmaschine? In der Nähe vom Hof meines Cousins wurde an einem Samstagnachmittag die ganze Maschinerie einer Farm an neue Besitzer veräussert und war für mich ein Spektakel besonderer Art. Gekonnt und mit viel Humor leitete der Auktionsleiter den Verkauf und man musste gehörig aufpassen, nicht gleich in den Strudel der Bietenden zu geraten.
Anderseits war ich überrascht, was da alles zum Verkauf angeboten wird; in Europa würde wohl die Hälfte gleich zum Schrotthändler gebracht.
Selbstverständlich durfte für uns Kanada-Besucher ein Hockey-Match nicht im Repertoire fehlen! Mein Cousin lud uns kurzentschlossen zum letzten Heimspiel der Ottawa Senators ein. Zwar ging das heimische Team gegen die Buffalo‘s Sabres komplett ein, doch Show ist Show und für Unterhaltung war rund um den ganzen Event gesorgt. Während die Spieler dem Puck hinterher jagten und Tore kassierten, wurde das Publikum mit all möglichen Dingen bei Laune gehalten. Das Drumherum war für uns ein besonderes Spektakel und der Sport auf dem Eisfeld wurde beinahe zweitrangig!
Ebenfalls erhielten wir eine Einladung zu den Canada-Dance, wo 2 Kindern meines Cousins mittanzten. Für uns war dies ein Eintauchen in ein anderes Showbusiness und über Stunden folgten Tanzdarbietungen aller Art. Die Kinder und Jugendlichen zeigten auf höchstem Niveau ihre Shows und liessen uns in Träume versinken, während draussen wieder Schneeflocken vom Himmel tänzelten.
Die Ostereier konnten wir noch im Schnee verstecken und suchen, was bei „hühnerfarbigen“ Eiern eine besondere Herausforderung war. Das warme Wetter nach der Ostern und der Regen brachte die letzten nicht aufgefundenen Eier zum Vorschein. Endlich, so machte es jedenfalls der Anschein, wird es wärmer und der viele Schnee wird endlich dem zarten jungen Grün seinen Platz überlassen.
Für uns auch höchste Zeit, die letzte Wäsche zu waschen, die Vorräte zu ergänzen und endlich den Jeep wieder startklar zu machen. Wir hatten hier in Pembroke bei meiner Tante und meinem Onkel eine sehr schöne und ruhige Zeit. Doch wir können es kaum erwarten, endlich wieder auf Achse zu sein, zumal wir am 2. Juni in Whitehorse/Yukon sein sollten und der Weg dorthin – nach amerikanischer Redeweise – ein gutes Stück sei.
Die Abschiedspartie war vorbei, das Lammgigot schmeckte ausgezeichnet, hätte es am letzten Aprilsamstag endlich losgehen sollen. Doch die Sonne wollte für diesen Tag nicht so richtig und bereits während dem Frühstück fielen die ersten Schneeflocken; erneutes verschieben auf den nächsten Tag.
Wie soll das noch enden?