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…. ein paar Gedanken zu den letzten 90 Tagen
Das Königreich Marokko gefiel uns sehr gut. Wir schwärmen heute noch vom Süden, d.h. südlich vom Hohen- und Anti-Atlas, wo wir gerne noch etwas länger geblieben wären und die endlosen Weiten mehr genossen hätten. Aber auch nördlich konnten wir unsere Begeisterung nicht verbergen; in den Städten als auch Dörfern pulsiert das Leben und nebst der Landschaft waren auch die Menschen sehr zugänglich. Doch, es gibt auch andere Dinge, die uns eher abschreckten und nachdenklich machten. Es waren Dinge, die den Aufenthalt zeitweise zur einer Belastung machten und wir fast unsere Reise im Königreich abgebrochen hätten; aber eben, nur fast.
Bettelei
Wer die Bettelei einmal in diesem Land einführte, bleibt wohl immer ein Geheimnis. Doch heute grenzt das Ganze fast an eine Belästigung. Die Bettelei der Erwachsenen hält sich – mehr oder weniger – in Grenzen und man kann relativ gut damit umgehen. Man findet immer irgendwie das Gespräch und irgendeinmal regelte sich die Situation von selbst.
Leider sind die Kinder – und von diesen gibt es mehr als genug – fast ein Ärgernis und dies sowohl auf dem Land als in städtischen Siedlungsraum. Damit die Touristen bei der Durchfahrt auch wirklich anhalten, stellt man sich einfach quer über die Fahrbahn, oder legt sich einfach auf die Strasse und hofft, dass angehalten wird. Wir erlebten Momente, die haarsträubend waren und im Nachhinein sind wir heilfroh, dass nie etwas passierte. Als Tourist hätte man, so oder so, die schlechtesten Karten und, falls man es noch ins Gefängnis schaffen sollte, die Haftbedingungen sind sehr miserabel.
Oder, kaum steht man irgendwo und denkt, dass hier wohl kaum jemand sein könnte, schon starren mindestens 10 kleine Augen auf den Fremdling. Möchte man einen Tee oder Kaffee geniessen und der Gastwirt nicht gerade zur Stelle ist, schon kommt von irgendwoher die Frage; „Monsieur, donnez-moi un stylo…“, usw. Die Fragen kamen bei den Knaben meist schneller als bei den Mädchen und die Forderung war ganz klar. Meist verlangten sie irgendeinen Kugelschreiber, gefolgt von Essen und fast selbstverständlich; Geld, vorteilhaft in Euro. Auf ein Gespräch konnten wir uns in den seltensten Fällen einlassen, da sie nur ihre heimischen Sprachen kannten und der französische Wortschatz mit den befehlerischen Wörtern gleich erschöpft war. Und Zeit hatten sie genügend; reagierte man nicht sofort auf ihren befehlerischen Wunsch, so setzten sie sich gleich neben uns und warteten; irgendeinmal wird der Fremdling sicher weich. Manchmal war es dermassen mühsam, dass wir das Weite suchten!
Verkehr
Gefahren wird, was das Zeugs hält und schnell sind die Marokkaner immer unterwegs. Ihr blindes Vertrauen, dass alles irgendwie gut gehen und eine schützende Hand sie jederzeit für ihr Verhalten richtig leiten wird, muss riesig sein. Überholmanöver vor unübersichtlichen Stellen sind fast das Normalste. Auch wird gefahren, wo es Platz hat – links oder rechts vorbei – spielt eher eine untergeordnete Rolle. Und dann noch das Wichtigste; der Stärkere hat fast immer Vorfahrt, egal woher er kommen mag. Taxis und Kleinbusse haben immer Vortritt und sind die Kings der Strasse. Sie haben überall alle Rechte und ihre Fahrweise ist entsprechend zu berücksichtigen. Sie können jederzeit mitten auf der Strasse anhalten und dies ohne jede Vorwarnung; die winkenden Personen am Strassenrand waren für uns immer ein hilfreiches Indiz dafür, dass jetzt irgendetwas passieren könnte.
Ob die Fahrzeuge in diesem Land auch wirklich in einem guten Zustand sind, mussten wir bei den vielen Werkstätten auf der Strasse oft etwas anzweifeln. Hauptsache der Motor läuft und wer bremst verliert eh.
Menschen und Tiere sind fast omnipräsent auf den Verkehrswegen unterwegs und dies zu allen Tageszeiten. Selbst Autobahnen können durch eine Schafherde überquert werden und sind fast eine marokkanische Selbstverständlichkeit. Fussgänger sind ebenfalls ausschliesslich auf der Fahrbahn unterwegs, obwohl ein Gehsteig dafür vorhanden wäre.
Jedenfalls haben wir in den fast drei Monaten und x-tausend Kilometer etliche Situationen erlebt, wo wir anschliessend sagen mussten; uff, alles noch einmal gut gegangen!
Abfall
Eigentlich das Traurigste in diesem wunderschönen Land; überall liegt Plastikmüll umher und alles was man nicht mehr gebrauchen kann wird einfach hinter dem Haus oder auf der gegenüberliegenden Strassenseite entsorgt. Wir fragten uns immer wieder, ob die Menschen es nicht störend empfinden, gleich neben ihrem eigenen Unrat zu leben? Ganze Felder sind mit Abfall, hauptsächlich Plastikmüll, verschmutzt, während ein Schäfer seine Ziegenherde übers Feld treibt und die Tiere zwischen den Plastiktüten ihr Futter aufspüren.
Ganze Flussläufe werden ebenfalls als Mülldeponie missbraucht; das nächste Hochwasser wird mit Sicherheit die Entsorgung übernehmen. Was dann ins Meer gespült wird, findet man jederzeit an den wunderbaren und einsamen Sandstränden, die leider – langsam aber sicher – mit Plastik aller Art zugemüllt werden.
Städte wie Rabat oder Tanger beweisen das pure Gegenteil und ein Heerschar an Stadtreiniger sorgen sich täglich um die Sauberkeit der Stadt. Wo dann der ganze Müll hinkommt, entzog sich unserer Kenntnis, doch nördlich von Salé entsteht zurzeit ein Berg aus Müll, wo u.a. die Störche fleissig im Abfallberg herum stochern und vieles erneut durch den Wind in die weite Welt hinaus getragen wird. Ob das der Wertstoffkreislauf auf marokkanisch ist?
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Verkehr
Abfall