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Die Nachricht wegen den verschärften Corona-Massnahmen in Spanien liess uns keine Ruhe. Ab Mitternacht des gleichen Tages traten diese Einschränkungen in Kraft! Wir stöberten noch eine längere Zeit im Internet herum um möglichst viele und genauere Informationen zu erhalten, so dass wir einen entsprechend Entschluss fassen konnten. Bald wussten wir auch, dass die südlichste Region in Portugal weiterhin mit sehr niedrigen Neuinfektionen aufwarten konnte und für Touristen keine grösseren Einschränkungen zu befürchten seien. Nach einem intensiven Studium der Karte stellten wir fest, dass wir noch vor Mitternacht die Grenze zu Portugal überfahren und somit für die nächste Zeit uns frei bewegen konnten. Hoffentlich!
Schnell war unser Camp in Las Negras aufgeräumt und all unsere Sachen im Jeep verstaut. Noch ein kurzes „Adieu“ links und rechts und schon starteten wir zu unserer Megatour quer durch Andalusien. Diesmal mussten wir, wohl oder übel, den schnellsten Weg wählen und schon standen wir auf der Autobahn, die den südlichen Berghänge folgt und stellenweise eine eindrückliche Streckenführung hat. Immer wieder überquerten wir Brücken, wo wir wunderbare Wege für kurze Zeit erblicken konnten; dort wären eigentlich unsere Träume! Und zu unserer Verwunderung; bei vielen Ausfahrten wo irgendwelche Verkaufszentren lagen, gab es Rückstaus bis auf die Autobahn. Vermutlich wollten die Spanier für die nächsten Wochen noch entsprechende Grosseinkäufe tätigen; wir können flüchten; sie müssen zu Hause ausharren.
Oberhalb von Malaga winkten wir ein letztes Mal dem Mittelmeer zu, anschliessend ging es hinauf in die Berge und durch die Sierra de las Gabras, gefolgt von weiten und hoch gelegenen Orangenplantagen und Olivenhaine. Inzwischen waren wir bereits in der Provinz Sevilla, wo bereits seit längerer Zeit strengere Corona-Massnahmen verhängt wurden, was sich ebenfalls auf den Strassenverkehr auswirkte. So erreichten wir den Provinzhauptort sehr bald und durchquerten diesen, halbwegs auf einer mehrspurigen Strasse oder kurzen Autobahnabschnitten. Trotz der Einschränkungen war der Verkehr um das Ballungszentrum von Sevilla stark und entsprechend hektisch.
Bald erspähten wir das erste Hinweisschild „Portugal“. Ja, jetzt kann wohl nichts mehr schief gehen und unser Tagesziel war bereits in Griffnähe. Bis Huelva war es nur noch ein kurzes Stück, die Sonne schien bereits sehr tief und wir atmeten wieder etwas lockerer: Ja, dort hinten liegt unsere Freiheit. Es war bereits dunkel als wir uns der Brücke über den Grenzfluss Río Guadiana näherten, die hell erleuchtet und schon von weit her zu sehen war. Wir dachten schon, dass dies wohl unser Ende sein könnte und die Brücke für Touristen abgeriegelt wäre. Zu unserer Erleichterung: Weder Polizei noch eine andere Kontrollstelle war auf der Brücke, sondern Sanierungsarbeiten wurden ausgeführt und niemand interessierte sich über irgendwelche Überfahrten von Touristen und Weltenbummler.
In der Zwischenzeit war es dunkel, und etwas unsicher bewegten wir uns auf den „fremden Strassen“. Eigentlich versuchen wir immer möglichst eine Fahrt in der Dunkelheit zu vermeiden, doch wir mussten noch irgendeine Bleibe für die Nacht finden. In Vila Real de Santo António verwies man uns vom Camper-Park mit der Begründung, dass unser Auto kein Camper wäre! Wow, freundliches Willkommen.
Ein zufällig anwesender Tourist erklärte uns dann, dass in wenigen Kilometer ein Campingplatz zu finden sei, wo auch wir für wenig Geld eine Bleibe für die Nacht finden würden. Als wir beim empfohlenen Campingplatz eintrafen, war es schon lange dunkel und bald stellten auch wir fest, dass unsere Uhren eine Stunde der Lokalzeit voraus eilte. So hatte die Rezeption von der Gemeinde geführten Zeltplatz noch offen und schnell war der nötige Papierkram erledigt. Auf diesem Campingplatz, der sehr schön in einem Park angelegt ist, war wirklich alles gegenwärtig; vom ausländischen Touristen bis hin zu Dauerbewohner, die ihre Besitztümer um die jeweiligen Plätze chaotisch auftürmten.
Der schnelle Wechsel nach Portugal löste in uns auch eine gewisse Unruhe und Ratlosigkeit aus. Fast zu schnell standen wir plötzlich in einem neuen Land und wir wussten nicht so recht, was wir hier eigentlich machen möchten. Zum andern war das neue Land für uns noch etwas gewöhnungsbedürftig. Nach Spanien mit seinen Bergen und der grossen Abwechslung auf engstem Raum suchten wir dies hier im südlichen Portugal vergebens.
So folgten wir einmal der Südküste in Richtung Westen. Die Landschaft war nach dem Erlebten für uns etwas zu flach, dafür türmten sich die Hotels an den Küstenorte in den Himmel; hier muss vermutlich in der Hochsaison einiges los sein und die Touristen sich gegenseitig auf die Füsse treten. Doch bei unserer Durchreise war es eher ruhig und viele Anlagen oder Vergnügungsviertel waren verwaist. Auch auf den vielen und sehr weitläufigen Golfanlagen waren kaum Spieler auszumachen, oder die Anlagen waren geschlossen. Ob dies Corona bedingt oder einfach Nebensaison war; wir wissen es nicht.
In einem Zick-Zack und immer schön den Nebenwegen entlang, erreichten wir bald Faro und landeten fast ungewollt in der Altstadt mit ihren schmalen Gassen. Fürs Verlassen des Zentrums mass ich vor der Durchfahrt eines engen Torbogens zuerst die Breite bevor es losging. Mit eingeklappten Seitenspiegel passte unser RuGa (Jeep) exakt durch die Engstelle und ersparte uns ein aufwändiges Rückwärtsfahren durch die engen Gassen.
Draussen auf der vorgelagerten Sanddüne war am Strand und im Dorf grosser Betrieb. Die Leute sonnten sich ausgiebig am Stand und genossen in den kleinen Strassenkaffees irgendwelche Leckereien. Das Leben war ungezwungen und jeder genoss die Freiheit nach seiner Lust. Für uns etwas irritierend, da auch hier eigentlich gewisse Corona-Regeln einzuhalten wären und nur schöne Plakate entlang der Strandpromenade, wo die Verhaltensregeln kurz und einfach erklärt sind, schützen vermutlich nicht 100%-ig.
Wir suchten unser Glück weiter westwärts, immer auf der Suche nach dem südlichsten fahrbaren Weg. Nebst vielen touristischen Hochburgen, fanden wir uns immer wieder zwischen ausgedehnten Golfanlagen und sehr feinen Wohnquartieren. Auffallend waren auch die vielen rechts gesteuerten Fahrzeuge mit lokalen Kennzeichen; vermutlich lebt hier der halbe britische Adel und geniesst die warmen Temperaturen bei einem lockeren Golfspiel.
Wir drosselten unser Reisetempo und genossen die Küstenlandschaft. Je mehr es westwärts ging, desto wilder und schöner wurde es. Die Surfer lösten die Golfer ab und in jeder Bucht waren sie mit ihren Camper omnipräsent. Nach den Kennzeichen an den jeweiligen Fahrzeugen stammen diese Sportler aus allen europäischen Ländern und die Surfbedingungen müssen entsprechend gut sein. Immer wieder hielten wir an und beobachteten das Gleiten der Wellenreiter.
In Sagres, der südwestlichsten Ecke Portugals legten wir einen längeren Halt ein; Zeit zum Entspannen und Pflege für Mensch und Material. Auf dem Zeltplatz bezogen wir unseren Platz zwischen Campern, die den Winter hier verbringen möchten und schon waren wir in entsprechende Gespräche vertieft. Die Leute waren wirklich sehr locker und alle waren irgendwie froh, weit weg von der ganzen weltlichen Hysterie zu sein. Tja, wenn es nur so einfach wäre!
Zwei Tage später war es dann mit der Lockerheit etwas vorbei; seitens der portugiesischen Regierung gab es neue Verordnungen und auch in der südlichsten Provinz ist nicht nur Sonnenschein. Zwar gehen die Behörden mit den Massnahmen sehr pragmatisch vor und sind nicht zu vergleichen mit anderen Ländern. Trotz des Geldes aus dem Tourismusgeschäft wurden auch für die Freiheitsliebenden stärkere Regeln verkündet und weitere Drohungen waren bereits aus Lissabon zu vernehmen.
Wir waren nicht nur in der südwestlichen Ecke, sondern wir fühlten uns plötzlich in die Ecke gedrängt und hatten keine weitere Fluchtmöglichkeit!
Ein Bungalow mieten und ebenfalls hier überwintern?