Ja, Zeit die wir haben – und kein Rückflugticket drängt uns zu irgendwelchen Programmschritten oder „abhaken“ von touristischen Highlights. Dies war auch der Grund, wieso wir – einfach so und unverbindlich – in North Sydney nach einer möglichen Fährüberfahrt nach Neufundland fragten. Noch am gleichen Tag konnten wir eine Überfahrt nach Channel-Port-aux-Basques/Neufundland buchen und richteten uns auf eine Nachtübung ein.
Kurz vor elf Uhr erreichten wir den Ankunftshafen und fuhren in die dunkle Nacht hinaus; und es war wirklich dunkel, sehr dunkel! Grosse Hinweistafeln machten auf die Gefahr von Moose – etwas grössere Elche – aufmerksam und liess uns bald einmal einen Schlafplatz aufsuchen.
Beim Betrachten der Landkarte stellten wir bald einmal fest, dass diese Insel, zu der auch Labrador und erst etwas mehr als 100 Jahre zur Kanadischen Konföderation gehört, für unsere Verhältnisse riesig ist. Im Weitern führte die Strasse in einem umgekehrten U von Westen über Norden nach Osten; mehr gibt’s hier nicht.
Dafür weite Landschaften, die vom Menschen unberührt und sich selbst überlassen sind.
Für uns verwöhnte Schweizer auch ein fast Neuerlebnis: von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten, von einem Highlights zur anderen sind es jeweils viele Kilometer und man sitzt sich seinen Hintern buchstäblich in den Sessel.
Die Entschädigung folgt jedoch fast immer postwendend. Weite und unberührte Landschaften selbst entlang der kanadischen Highway 1. Wie sieht’s wohl im Hinterland aus?
Bei der nördlichen „Umrundung“ fing es an zu regnen und auch die Temperaturen fielen ins Schlotterniveau, so dass wir eine erste Geduldsprobe meistern mussten.
Nach dem Regen scheint ja meist wieder irgendwo die Sonne und so konnten wir das Südkap bei Sonnenschein umrunden.
Beim Mary’s Nat. Park besuchten wir eine grössere Basstölpel-Vogelsiedlung und waren bald erstaunt, was hier alles auf engstem Raum für den Nachwuchs besorgt ist. Quasi auf 4 Ebenen brüten die Basstölpel, darunter die Dickschnabellimmen, weiter unten die Dreizehenmöven und die Tordalk. Ein riesen Geschnatter und Gekreisch zieht weit in die Landschaft hinaus und das Wirr-War ist ein wunderbares Spektakel für den Betrachter.
Die weiteren Orte entlang der Ostküste sind, mit Ausnahme von St. John’s, eher am Schrumpfen, da mit dem Niedergang der Fischerei auch die Menschen weg ziehen.
In den küstennahen Gebieten wird während der Saison hauptsächlich Lobster gefangen, wenige fischen in der Zwischensaison auf Hochseeschiffen vor der neufundländischen Küste, dessen Fische lokal verarbeitet und exportiert werden.
St. John’s konnte uns nicht lange halten! Das Wetter war einfach zu widrig und sommerliche Temperaturen gab’s ebenfalls keine. Deshalb fuhren wir noch kurz zum östlichen Punkt des nordamerikanischen Kontinents und schauten vom Cape Spear in die Weite des Atlantiks, eh wir die Gegend in westlicher Richtung verliessen.
Kurz vor unserer Abfahrt tauchten in den Fluten ein Wal auf und verabschiedete sich auf seine Art; mit einem kurzen Auftauchen und sich wieder ins Wasser fallen lassen.
Die nordwestliche Halbinsel von Avolon, mit all seinen bekannten Fischerorten liessen wir, wetterbedingt, gleich rechts liegen und vertrauten auf den lokalen Wetterbericht; am kommenden Tag soll’s auf der Halbinsel Bonavista trocken und weniger windig sein.
Bis zum Cape Bonavista waren’s wieder einige Kilometer durch weite Landschaften, durchzogen mit 1000 und einem See und Wälder, soweit das Auge reicht. Und immer wieder führte die Strasse kurze Stücke dem Meer oder einer Bucht entlang, wo wunderbare Blicke auf die Wasserfläche frei gaben.
Vom Cape Bonavista konnten wir uns mit verschiedenen Walbeobachtung erfreuen, dafür konnten wir die berühmten Papageientaucher nirgends ausfindig machen.
Bevor wir weiter in westlicher Richtung zogen, besuchten wir noch die Inseln von Twillingate, die heute durch Dämmen mit dem Festland verbunden und eigentlich gar keine Insel mehr sind. Dort sollten Wale und Papageientaucher in grosser Anzahl zu finden sein.
Die Landschaft war erneut sehr speziell und eindrücklich. Der Reiseführer versprach wirklich nicht zu viel und fast bei jeder Kurve oder Abzweigung folgte ein neues Bild und neue Eindrücke. Von den vielen Tieren, ausser den Möwen, fanden wir leider keine und schauten vergebens in die Weite des Meers oder an die vielen Klippen.
Bei der Weiterfahrt zur Westküste liessen wir viele touristische Highlights links und rechts liegen; alles kann man einfach nicht anschauen oder besuchen. Zumal die Anfahrten auf die verschiedenen Halbinseln immer sehr weit gewesen wären.
Der auf der Westseite liegende Park „Gros Morne“ soll zu weiträumigen Wanderungen einladen. Wir begnügten uns mit dem Besuch des Western Brook Pond, einem riesigen Fjord, der irgendeinmal in die Höhe gehoben wurde und heute ein riesiger See, eingeklemmt zwischen steilen Felswänden, ist.
Erneut holte uns stürmisches und feuchtes Wetter auf der nördlichen Halbinsel ein, selbst die Übernachtungen stellten uns manchmal vor gewisse Probleme und nächtliches Umparken war angesagt.
Von St. Barbe setzten wir mit der Fähre nach Labrador über.