In der tiefsten Busch- und Waldgegend wechselten wir von Labrador nach Quebéc, eine Provinz, die viermal so gross ist wie Frankreich, aber nur von ca. 9 Millionen Menschen bewohnt wird.
Ab Fermont zieht sich das Asphaltband durch die Weiten des Nordens nach Südwesten und später direkt nach Süden. Bis zum Maricouagan-Stausee und Manic5 stehen wenige Siedlungen; sonst weit und breit nichts! Die Staumauer zum Maricouagan-See wurde in den Sechzigerjahren erstellt und hält heute eine riesige Wassermasse zurück, dass gleich unterhalb der Staumauer in einer ersten Stufe in elektrische Energie verwandelt wird. Bis zum Meer folgen weitere 4 Staustufen, eh das Wasser im nahen Baie-Comeau in den St-Lorenz-Strom fliesst; an sonst wieder endlose Wälder.
Für uns bedeutete das Erreichen von Baie-Comeau auch wieder ein Zurück in der Zivilisation. Nach x-hundert Kilometer Busch und Wald, tausende von Seen und Flüsse, sowie vielen Kilometern auf Wellblechpisten freuten wir uns wieder in einer Gegend zu sein, wo das Mobiltelefon Netz hatte und das Internet den Kontakt zur Welt öffnete.
Doch mit dem Erreichen der Küste erschwerte sich auch sofort wieder die tägliche Suche nach einem möglichen Schlafplatz. Die besten Plätze fanden wir – wie soll’s doch sein – immer am nächsten Morgen bei Sonnenschein.
Nebst Regen machten uns die fliegenden Plagegeister (Moskitos, Black Flies, etc.) allabendlich einen idealen Platz zur Hölle, zwang uns nach einer anderen Möglichkeit, resp. mussten gleich das Weite suchen.
Trotz den „Plagen“ genossen wir die Küste, suchten an direkten Meereszugängen in die Weiten des St-Lorenz-Strom nach möglichen Walen und teilten die vielen Eindrücken mit den weiteren Ferien-touristen.
Tadoussac, ein Ferienort am St-Lorenz-Strom ist zu vergleichen mit Interlaken bei uns: Der touristische Höhepunkt an Menschenmassen, die sich in den Strassen bewegen und fast für ein untypisches Bild im grossen Kanada sorgten. Auch bei der nah gelegenen grossen Sanddüne bewegt sich so alles was geht, ob zu Fuss oder mit dem Motorrad; niemand störte sich daran, dass mitten durch die Menschenmassen ein paar Töff Fahrer die steilen Sandflanken hoch fuhren: Typisch für Kanada – „laisser faire“.
Bei St-Siméon hatten wir wieder bereits genug vom Massentourismus und Walbeobachtungen, bogen ab und folgten dem Saguenay-Strom wieder in nordwestlicher Richtung, eine sehr liebliche Gegend, fast mit dem Schwarzwald zu verwechseln; man fährt lange durch die Wälder, gefolgt von landwirtschaftlichen Nutzflächen. In La-Baie/Saguenay wechselte das Bild der lieblichen Landschaft schlagartig in eine Industriegegend, wo Holz, aber auch Aluminium verarbeitet und dank direkter Zufahrt vom Lorenzstrom mit grossen Schiffen abtransportiert wird. Nach den riesigen Fabriken erreichten wir bald wieder weite Landschaften und grosse Felder, gefolgten von unzähligen Farmen und intensiver Landwirtschaft. Der Boden muss hier wohl sehr gut sein und den Bauern gute Erträge ermöglichen. Jedenfalls waren wir immer wieder über die gepflegten landwirtschaftlichen Gütern überrascht.
Vom St. John’s-See folgten wir bald dem St-Maurice-Strom erneut nach Südwesten und fuhren durch Nationalparks wie z.B. St. Maurice und Mont Tremblant. Infolge der Ferienzeit und nicht reservierten Schlafplätzen, mussten wir jeweils in die provinzialen Naturreservate ausweichen, wo wir meist noch einen Platz zugewiesen erhielten, so dass wir zum Beispiel im Reservat Papineau-Labelle an einem See eine der schönsten Nächte verbringen durften.
Ebenfalls darf man in den Naturparks noch etwas grosszügiger über „Hinterwege“ fahren, als dies in Nationalparks möglich ist – ich entlarvte mich als absoluter Offroader!
Nach dem Durchstreifen der weiten Wälder, Felder und einsamen Gebiete nördlich des dicht besiedelten Gebiets zwischen Quebéc und Ottawa erreichten wir gerade zur richtigen Zeit (1. August) meine Verwandtschaft, die seit vielen Jahren in der Nähe vom Pembroke (Île des Allumettes) eine grössere Farm betreibt.
Nach tausenden von Kilometern und Millionen von Eindrücken genossen wir ab der ersten Minute die fast grenzenlose Gastfreundschaft ausgewanderter Schweizer und freuen uns schon auf die weiteren Abenteuer in diesem riesigen Land; diesmal in etwas dichter besiedelten Raum.