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…ans Mittelmeer
In Santiago de Compostela entschieden wir uns, vorerst die Reise nach Portugal zu verschieben, da wir vermutlich bei einer Rückkehr nach Spanien für zwei Wochen in Quarantäne müssten. Gleichzeitig vernahmen wir, dass selbst die spanische Regierung die Bewohner wieder an die „kürzere Leine“ nehmen möchte; die Corona-Pandemie ist noch lange nicht ausgerottet! Ebenso war das Wetter sehr veränderlich und kalt, was wir beide nicht ganz mögen. Deshalb entschlossen wir uns, quer durch das riesige Land an die Mittelmeerküste zu fahren, wo vermutlich die touristische Infrastruktur noch nicht ganz in den Winterschlaf versunken ist und das Wetter vermutlich noch etwas stabiler sein wird.
So machten wir uns auf den langen Weg, um irgendeinmal die Ebro-Mündung am Mittelmeer zu erreichen. Doch Eile war nicht angesagt und wir wollten unserem Motto weiterhin treu bleiben; Nebenstrassen soweit dies möglich ist. Die Sonne und erneute Wärme verleitete uns erneut, auf irgendwelchen Alpstrassen dem Küstengebirge in Richtung Süden zu folgen. Die nächste Wetterstörung wurde erst für den übernächsten Tag angekündigt.
Hoch über Pontevedra folgte der erste Regenschub und uns reichte die Zeit gerade noch für ein kurzes Frühstück. Fast auf die Sekunde genau mit dem Schliessen der Hecktüre setzte der Regen ein und in wenigen Minuten verwandelte sich unser Weg zurück zur Hauptstrasse in einen rutschigen Abschnitt. Somit verzichteten wir auf weitere Offroad-Wege; nebst dem starken Regen lag in höheren Lagen dichter Nebel.
Auf dem Teerband erhöhte sich selbstverständlich auch unsere Durchschnittsgeschwindigkeit beträchtlich, und wir wurden richtige „Kilometer-Fresser“. Trotz des schlechten Wetters versuchten wir möglichst vielen Nebenstrassen der portugiesischen Grenze zu folgen. Der Reiz wäre, trotz der späteren Nachteile, riesengross gewesen, die Grenze einfach zu wechseln und durchs portugiesische Hinterland ganz in den Süden zu fahren. Doch diesmal blieben wir bei unserem Entscheid und setzten unsere Fahrt weiter fort in östlicher Richtung zum Mittelmeer.
Es folgten Sierras an Sierras, gefolgt von weiten Ebenen, wo die Bauern fleissig ihre Felder vor dem kommenden Regenfall bearbeiteten, und schon wieder stieg unsere Strasse auf die nächste Erhebung an. Selbst in höheren Lagen wurde auf den Feldern gearbeitet und das Saatgut ausgebracht. Wir waren auch überrascht, dass wir uns immer zwischen 600 und 1300 Meter über Meer befanden und abends das Thermometer oft unter den zweistelligen Bereich fiel. Je weiter wir östlich unterwegs waren, desto trockener wurde das Wetter, doch morgens war es umso frischer und die Sonne brauchte ihre Zeit um unsere „gekühlten“ Körper wieder zu erwärmen.
Kurz vor der Mittelmeerküste erhebt sich ein letzter Gebirgskamm, der uns erneut in Bann zog, wo wir bald in irgendein Tal abbogen und die abwechslungsreiche Landschaft, fernab von Meer und Sand, genossen. So entdeckten wir auch – mehr durch Zufall als Planung – wunderbare Täler, wo sich der Bach durch enge Schluchten quälte oder wir überquerten hohe Übergänge, als sei es irgendwo in den Alpen. Die Entdeckerlust trieb uns immer mehr an, irgendwo noch hinauf zu kraxeln und ein neues Tal zu entdecken, bis wir von weit oben auf das Ebro-Delta herunter schauten.
Das weitläufige Ebro-Delta war zum Erlebten der vergangenen Tage das pure Gegenteil; es war einfach flach. Bis zum Meer lagen noch viele Kilometer durch Reisfelder vor uns, wo riesige Mähdrescher mit Raupen durch die diese wühlten und den Reis dreschten. Ganz draussen, am südlichen Rand des Deltas, wo in einem grossen Naturreservat viele Vögel eine Bleibe für den Winter finden, suchten wir vergebens einen offenen Zeltplatz. Frustriert stellten wir bald einmal fest, dass die Saison 2020 auch hier nicht stattfand oder sehr verkürzt war. Am Strand getrauten wir unseren Jeep nicht hinzustellen, da die Verbotsschilder allgegenwärtig waren. So parkten wir unsern Jeep auf einem Parkplatz für Wohnmobile, wo es für Camper-Minimalisten wie wir, keine weitere Infrastruktur – z.B. WC, etc. – gab.
Anderntags machten wir uns weiter südlich auf die Suche nach einem offenen Campingplatz, wo nebst dem Mensch auch wieder einmal die Wäsche gewaschen werden konnte. Entlang der Küste waren viele Campingplätze bereits geschlossen, was unsererseits zu einem gewissen Frust führte. Hoffentlich wird es weiter südlich besser sein und nicht überall schwere Vorhängeschlösser an den Eingangstoren hängen. Glücklicherweise fanden wir doch noch ein Plätzchen, wo wir – als Camper – auf dem letzten freien Platz eingewiesen wurden. Alle andern Plätze waren durch Dauercamper belegt, die vermutlich aus irgendeiner Stadt hierher geflüchtet waren und sich so den Corona-Einschränkungen etwas entziehen konnten.
Wir buchten gleich zwei Nächte, so dass uns genügend Zeit für sämtliche Arbeiten zur Verfügung stand und für den Jeep gewisse Wartungsarbeiten erledigt werden konnten. Den ersten Tag erlebten wir relativ ruhig und konnten viel Vorgenommenes erledigen. Am zweiten Tag trafen mittags rund 20 arabisch sprechende Männer ein, vermutlich Erntehelfer, die gegenüber von uns in drei Bungalows untergebracht wurden. Wir fragten uns, wie diese Leute den engen Raum teilen und mit den Corona-Massnahmen umgehen können? Und, wie kommen diese Leute überhaupt hierher? Für uns sind jedenfalls die Grenzen nach Afrika (Marokko) nach wie vor geschlossen und in diesem Jahr ändert sich kaum noch was. Dafür hatten wir den marokkanischen Flair gleich nebenan, es war fast wie im Souk von Marrakesch. 😉