(>Bilder ganz unten!)
In El Paso, oder mehr oder weniger nördlich vom Stadtzentrum setzten wir, rein symbolisch, unseren Fuss das erste Mal über den Rio Grande.
Gleich anschliessend ging es wieder zurück und wir durchfuhren erneut den westlichsten Zipfel von Texas um ins südöstliche New Mexico zu gelangen, wo es doch gewisse seltsame Dinge zu bestaunen gibt.
White Sands war unser erstes anvisiertes Ziel: Dieses Nationalmonument liegt fast in der Mitte eines grossen Flug- und Raketengelände der US-Army und ist aus diesem Grunde nicht immer besuchbar. Doch sonntags ruhen hier die Raketen und unserem Besuch stand nichts entgegen.
Schon bei der Hinfahrt beeindruckte uns der weisse Sand und bei der Wanderung durch die Dünenlandschaft waren wir vom Erlebten völlig begeistert. Leider durften wir mit unserem Jeep nicht im Park übernachten, da dies nur für Leute mit dem Zelt erlaubt ist und wir den Ranger nicht überzeugen konnten, dass unser Dachzelt ja fast das gleiche wäre.
Nach dem weissen Sand wollten wir noch etwas über das ausserirdische Leben in Erfahrung bringen und gemäss „Akte-X“ sollen vor vielen Jahren in der Nähe von Roswell ein UFO abgestürzt sein. Dank den militärischen Vertuschungen entstand eine richtige Popularität um diese Geschichte und heute befindet sich ein sehr interessantes Museum in Roswell zu diesem Thema. Überhaupt tickt diese Stadt ganz in diesem Sinne und auf Schritt und Tritt entdeckt man Alien, die in der ganzen Stadt für irgendwelche Überraschungen sorgen.
Nach so viel Ausserirdischen steuerten wir den Bergen zu, um wieder etwas Festes und Reelles unter den Füssen zu haben. Doch schon bei der Hinfahrt erspähten wir in der Ferne den schneebedeckten Sierra Blanca, der mit seinen über 3‘600 m der höchste Berg der Sacramento Mountains ist. Das nördlich gelegene Skigebiet wird durch einen Apachen-Stamm betrieben und lässt doch einiges, sowohl im Winter als auch im Sommer, an sportlichen Aktivitäten zu. Für uns waren die sehr hohen Preise leider etwas abschreckend, und so beschränkten wir uns auf einen Winterspaziergang auf der weissen Decke; diesmal war es nicht weisser Sand sondern echter Schnee.
Im nahe gelegenen South Fork State Forest gab es unser erstes winterliches Camp, wo das Thermometer weit unter 0° Celsius fiel. Es war bitter kalt und nur das grosse wärmende Feuer machte die Nacht zu einem einmaligen Erlebnis. Und, selbst unser Jeep war für diese kalten Temperaturen nicht gerüstet. Das in El Paso eingefüllte Scheibenwischwasser der Jeep-Werkstatt war morgens teilweise gefroren! Anscheinend fallen in El Paso die Temperaturen nie unter die 0°Celsius-Grenze und Frostschutz ist anscheinend etwas Unbekanntes.
Bei der Weiterfahrt aus den Sacramento-Mountains steuerten wir durch unzählige Täler und Canyons. Je länger wir unterwegs waren, desto mehr begeisterte uns diese verwinkelte und kleinräumige Landschaft. In Cloudcroft, eine echte Wild-West-Stadt hoch in den Bergen, hätten wir am liebsten gleich unsere Klamotten gegen jene der Cowboys eingetauscht. Obwohl alles sehr touristisch aufgebaut oder erhalten ist, könnte man hier oben in diesem Gebirgsort an der Westernbar und den unzähligen Souvenirshops viel Zeit mit Geld ausgeben verbringen.
Mit einem Sprung wechselten wir an einem stürmischen Tag wieder über den Rio Grande in die Hochebene um die Potrillo Mountains, wo – man sagt zwischen 24‘000 und 80‘000 Jahren – vulkanische Tätigkeiten einen einmalige als auch bizarre Landschaft hin zauberte. Nebst den vielen Erhebungen entstanden durch vulkanische Implasionen grosse Vertiefungen, die uns zuerst vor einem Rätsel stellte – erst später kamen wir auf deren „Spuren“.
Durch die weiten Flächen um die Potrillos-Mountains ging es auf Ranch- und anderen Wegen in westlicher Richtung nach Columbus, wo sich vor etwas mehr als hundert Jahren die Mexikaner ihr ehemaliges Gebiet bei einem kurzen Gemetzel wieder zurück erobern wollten. Die vielen Gedenktafeln erinnerten uns fast auf Schritt und Tritt an die tapferen Helden der US-Kavallerie.
Zum Rockhound-State-Park fuhren wir nicht einfach über den Highway, sondern durchquerten weites Ranchland, östlich um die Florida-Mountains, wo selbst die omnipräsente Grenzwache über unsere Anwesenheit und Fahrzeug staunte. Menschen sieht man eigentlich in dieser Gegend fast nie!
Und, als wir uns komplett in diesem Wegsystem verirrten und nicht mehr weiter wussten, suchten wir unseren Weg durch diverse Weidetore und Ranchen herum zum Tagesziel. Schon winkte uns ein Rancher, mexikanischer Abstammung, energisch zu. Auf Spanisch kam gleich die Frage, was wir hier tun und ob wir Fleisch bräuchten. Gottseidank konnte sich Chantal mit ihren frisch erworbenen Sprachkenntnissen entsprechend verständigen und schon wurden wir grosszügig mit frischem Rindsfleisch beschenkt.
Und, nach der Begutachtung unseres Jeeps, schlussendlich sind diese Wege anscheinend nicht für alle Fahrzeuge tauglich, erklärte er uns den weiteren Wegverlauf durch die Berge zum Rockhound-State-Park.
Östlich der Cookes-Range liegen in der Ostflanke hoch in den Bergen viele ehemalige Minen, wo bis 1967 Silber und Zink abgebaut wurde. Da dieses Land der Allgemeinheit gehört, sind die Zufahrten und das Verweilen ohne irgendwelche Bewilligung möglich. Nebst den ehemaligen Minen war selbstverständlich auch die Fahrt in dieses Gebiet sehr abenteuerhaft und stellte nebst den Fahrkünsten auch die Geländetauglichkeit unseres Untersatzes immer wieder auf die Probe.
Den steilen Zugangsweg hinauf zum zentralen Platz, wo einst die wichtigen Gebäude standen und sich der Friedhof befindet, war alles andere als ein normaler Weg und verdeutlichte auch gleich, dass das frühere Leben hier draussen in dieser abgeschiedenen Wildnis alles andere als ein Zuckerschleck war. Meine „Forschertätigkeit“ beschränkte sich eher auf die nähere Umgebung um den Campplatz und die abendliche Zeit drängte eher fürs Einrichten und Feuer machen als für weitere Wanderungen auf dem ehemaligen Minengelände. Zudem sind die meisten Öffnungen verschlossen oder der Zugang ist durch dicke Netze gesperrt.
Am nächsten Tag holperten wir weiter auf dem Weg hinauf auf einen Sattel, der nördlich des Cookes-Peak liegt und uns weiter nordwestlich hätte bringen sollen. Leider wurden wir bei der Talfahrt infolge des abgerutschten Wegs zur Rückfahrt gezwungen. Über x-Kilometer ging es zurück und mussten schlussendlich den Berg umfahren. Rund 5 Stunden dauerte dieser Umweg und so erreichten wir den nächsten State-Park erst zur späten Stunde und alle windgeschützten Plätze waren bereits vergeben.
Vor rund 34 Millionen Jahren musste sich hier bei der City-of-Rocks ein riesiges Inferno abgespielt haben: Der aktive Vulkan brach in sich zusammen und hinterliess, nach den vielen Jahren Erosion, Wind und Wetter diese bizarre Landschaft aus Felsbrocken und Türmen, wo man heute staunend um diese Felsbrocken spazieren kann.
Das eingezäunte Weideland und die nördlich liegenden Minen verwehrte uns die Weiterfahrt über die grünen Wiesen und zwang uns für unsere Weiterfahrt ganz gewöhnlich den Highway zu nutzen. Doch selbst auf dem Highway fährt man beinahe durch menschenleere Gebiete und nur in den Tälern, wo es Wasser gibt, fanden wir wenige Ansiedlungen. Aber viele dieser Häuser verfallen langsam und zeigen die schwierige wirtschaftliche Situation sehr deutlich.
Vom Norden her erreichten wir Santa Rita, wo heute wieder – mehrere Jahre lag der Kupferabbau still und entvölkerte die Region noch zusätzlich – der Tagbau erneut aufgenommen wurde und der Region einen erneuten Aufschwung gab. Die östlich von Silver City gelegenen Minen gehören heute zu den grössten Kupferproduzenten der USA; wie kleine Ameisen bewegten sich die riesigen Laster in der Minengrube umher. Hier werden ganze Berge abgebaggert und das Kupferkies in den nahe gelegenen Fabriken zu Rohkupfer verarbeitet. Die Minen wurden infolge Umweltbestimmungen kurz geschlossen und sollten heute etwas umweltverträglicher produzieren. Doch die riesigen Reservoirs unterhalb der Minen und Fabriken lassen etwas anderes vermuten und zeigt in aller Deutlichkeit, dass unser Leben viele Nebenprodukte hinterlässt, von denen niemand weiss, wohin damit.
Silver City war bei unseren Besuch am Sonntagnachmittag und kurz vor einem Nationalfeiertag beinahe ausgestorben. Das Zentrum hinterliess bei uns eher einen verschlafenen Eindruck und den Hauch von Billy the Kid und anderen Westernhelden verspürten wir jedenfalls nicht so, wie er überall beschrieben wird.
Dafür verspürten wir auf dem Campingplatz die nächtliche Kälte, wo das Thermometer erneut auf eine zweistellige Zahl unter 0°Celsius fiel.
Die Wetterprognosen für die nächsten Tage kündigte erneut die Rückkehr des Winters an; nebst Winterstürmen war auch eine beträchtliche Schneemenge hier in den Gila-Mountains angesagt.
Weder wir noch unser Jeep sind für solche winterlichen Abenteuer gerüstet! Wir studierten die Wetterkarten und Aussichten vertieft und kamen bald zur Überzeugung, dass die Flucht nach Texas und El Paso, sowie weiter ans Ufer des Rio Grande südlich des Big Bend Nationalparks die beste Lösung sein könnte.
Schnell waren unsere Sachen verstaut, schon ging es in südlicher Richtung – diesmal ganz normal auf dem Highway – der mexikanischen Grenze entgegen und dieser entlang nach El Paso/Texas.
In El Paso soll es, gemäss der Jeep-Werkstatt, angeblich alle paar Jahre einmal schneien und wäre nur eine kurze Sache. Wir hatten jedenfalls die seltene Gelegenheit, in El Paso Schnee zu erleben und zu unserer weiteren Überraschung; es war bitter kalt!
Wie soll das noch enden?