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Gibraltar – Spanien – Portugal – Frankreich – Schweiz
Es sind jetzt doch schon ein paar Tage her, als wir – kurz vor dem islamischen Ramadan – Marokko in Richtung der spanischen Enklave Ceuta verliessen. Es war auch ein Verlassen einer anderen Welt. Kaum hatten wir die Grenzkontrollen hinter uns, schon standen wir in einer uns bekannten Kultur; Ceuta war für uns das Sprungbrett nach Europa.
Bevor die Fähre nach Algeciras ablegte, hatten wir noch genügend Zeit, um die Enklave zu erfahren, bzw. zu umrunden. Es ist eine Stadt mit angrenzenden Ansiedlungen und überraschenderweise viel bewaldetes Umland. Die Sonderlage der Enklave im nördlichen Afrika macht sich auch an den hohen Zaun entlang der Grenze und dem omnipräsente Militär bemerkbar. Aber sehenswert war es trotz der tiefhängenden Wolken und dem windigen Wetter.
Beim Ablegen der Fähre lachte die Sonne hinter den Bergen der Küste hervor, als wollte sie uns auf Wiedersehen sagen. Doch unsere Blicke waren bald nach Norden und den Signal Hill von Gibraltar gerichtet. Auf unserem Tablet erkundeten wir sogleich die Strassen durch die englische Enklave und entschlossen uns gleich, die erste Nacht auf dem europäischen Festland auf englischem Boden zu verbringen.
Kaum waren wir aus dem Verkehrsgetümmel von Algeciras, schon stürzten wir uns in die engen Gassen und Küstenstrassen von Gibraltar. Auf den Signal Hill durften wir jedoch nicht fahren; vermutlich fehlte uns die Lizenz von 007. Gerne wären wir mit unserem Jeep die gebirgige Strasse hinauf auf den höchsten Punkt gefahren und mit quietschenden Reifen dem super Agenten gefolgt. Doch der Parkranger verweigerte uns die Zufahrt und verwies uns freundlich aber sehr bestimmt, dass dies für uns ein „no go“ sei.
Zum Übernachten fanden wir ebenfalls kein geeignetes Plätzchen. Der Landsporn ist einfach zu eng und überall standen irgendwelche Verbotsschilder, die uns jegliche Lust auf freies Stehen nahm. So ging es noch gleichentags zurück nach Spanien und wenig nördlich fanden wir an der Küste einen Stellplatz, wo für unser kleines Fahrzeug noch ein Plätzchen zur Verfügung stand.
Wir waren schon oft in der südwestlichen Ecke von Europa, doch nördlicher als Lissabon kamen wir noch nie. So war auch unser Entschluss schnell gefällt, wo unsere Heimfahrt durch gehen sollte. Obwohl die Wetterprognosen nicht Frühlingswetter mit viel Sonne voraus sagte, ging es bald los in nördlicher und westlicher Richtung Portugal entgegen.
Nach dem Verlassen der Küstenregion stiegen wir bald hinauf in die unzähligen Sierras. Man könnte wochenlang diese Landschaft erkunden und würde keine Strasse oder Weg zweimal befahren. Nach dem Parque Natural de los Alcornocales folgte weites Land, das jeweils zu irgendeiner Finca gehörte. Das Auffinden eines Übernachtungsplatzes war in dieser Region eher schwierig, doch unsere Erfahrung sagte schon immer, dass meist ein tolles Plätzchen noch kommen wird. Auch war die Wegfindung nicht immer einfach, da die Wege plötzlich vor einem verschlossenen Tor endeten, ein Verbotsschild die Weiterfahrt untersagte oder Schlamm und Morast die Durchfahrt verhinderte.
Wo einst Kolumbus begraben wurde, wollten wir nicht unbedingt länger bleiben und Sevilla wurde im Rückspiegel immer kleiner. Wir wollten hinaus ins ländliche Spanien und weg von der urbanen Gegend. Es lohnte sich auch; kaum hatten wir die weiten Felder um Sevilla verlassen, schon ging es wieder hinauf. Nebst grosse Fincas, die vermutlich heute als grosse und private Jagdgebiete dienen, folgten ausgedehnte Wälder, Bergweiden mit Ziegen und Schafherden. In dieser ländlichen Gegend folgten immer wieder Orte, wo noch vor kurzer Zeit ganze Berge abgetragen und die Rohstoffe zum nächsten Hafen abtransportiert wurden. Die Narben des menschlichen Eingriffes verschwinden langsam und die gepflanzten Wälder decken die Narben des Abbaus zu. Wo eins emsiges menschliches Treiben war, nimmt die Natur ihr Gebiet wieder zurück. Häuser und ganze Siedlungen werden überwuchert und sind bei der lokalen Bevölkerung vermutlich bereits in Vergessenheit geraten.
Bis zum Río Guadiana begleitete uns die Sonne, doch dann war es aus mit dem Sonnenschein; dicke Wolken brachten die ersten Regentropfen, so dass wir unser Frühstück vorzeitig beenden mussten. In Portugal studierten wir die Wetterprognosen sehr intensiv, und während die schweren Regentropfen auf unser Auto klatschten, waren wir etwas ratlos. Für die nächsten Tage soll viel Feuchtigkeit aus dem Südwesten her kommen und sich im Hinterland entsprechend mit viel Regen entladen. Haben wir falsch geplant?
Da an der Westküste Portugals die Niederschläge als auch der Wind etwas gemässiger sein soll, fuhren wir umgehend der Küste entgegen. Der Entscheid war richtig. In Vila Nova de Milfontes gab es einen längeren Aufenthalt auf dem städtischen Campingplatz; Wäsche waschen war überfällig und die begonnenen Wartungsarbeiten am Jeep konnte ich (Tom) endlich beenden.
Kaum setzten wir unsere Fahrt in Richtung Norden fort, zogen erneut dicke Wolken vom Meer her dem Festland zu. Je weiter wir uns von der Küstenregion entfernten, desto mehr waren unsere Scheibenwischer im Einsatz. Am späteren Nachmittag fanden wir an einem Stausee einen Platz für die kommende Nacht, der bei schönem Wetter wohl ein wahres Paradies ist. Fürs abendliche Feuer fanden wir genügend trockenes Feuerholz, was den Aufenthalt draussen doch einiges angenehmer machte.
Bis Lissabon waren wir noch ganze zwei Tage unterwegs. Auch mussten wir mehrmals aufgeben, da der gewählte Weg nicht passierbar war oder wir einfach stecken blieben.
Die portugiesische Hauptstadt erreichten wir später bei viel Wind aber trockenen Verhältnissen. Die öV-Verbindungen vom städtischen Campingplatz ins Zentrum von Lissabon waren sehr gut. Deshalb liessen wir unseren Jeep stehen und besuchten das Zentrum von Lissabon mit Bus, Tram und den Füssen. Der Wind heulte zwar um allmöglichen Ecken, so dass viele Marktstände um die touristischen Gebiete herum bald schlossen. Aber Regen hatten wir – ausnahmsweise – keinen!
Natürlich durften wir das Cabo da Roca, den westlichsten Punkt des europäischen Festlands, nicht auslassen. Oben vom Cap aus kann man in die Weite des Atlantik hinaus schauen und von einer endlosen Welt träumen. Vor drei Jahren standen wir ebenfalls dort oben auf den Klippen und schauten sehnsüchtig hinaus in die Weiten des Ozeans. Zu jener Zeit war es noch sehr ruhig; die Covid-Pandemie beruhigte manche touristischen Hotspots.
Wir folgten weiter der Küste entlang nach Norden, von einem Surferparadies zum nächsten. Der starke Wind und der immer wieder einsetzende Regen liess die Surfer als auch uns im geschützten Innern der Fahrzeuge verweilen. Dafür bot uns ein Küstenwald einen optimalen Camp-Platz, wo nebst dem Knistern des Feuers uns die Wogen des Atlantiks das Gefühl des „völlig los gelöst seins“ vermittelte.
Wir wollten noch in Richtung Oberlauf des Río Douro fahren, wo die Trauben des berühmten Portweins heran wachsen. So bogen wir erneut ab und steuerten ins Landesinnere. Leider vermieste der viele Regen unsere Reiselust und so zog es uns erneut zurück zur Küstenregion. Schade, wir wären gerne etwas mehr in portugiesischen Bergen herum gefahren. Wir blieben der Küstenlinie treu; es regnete zwar auch immer wieder, aber viel weniger als in den Bergen.
Die Rebberge im Oberlauf des Río Douro erlebten wir leider nicht, dafür schlenderten wir entlang der Hafenmauern in Porto, wo einst der begehrte Portwein auf die Schiffe verladen wurde. Trotz zeitweisem Regen und viel Wind waren beim Kai und in den Gassen des unteren Stadtteils viele Touristen unterwegs; überraschenderweise sehr viel englisch sprechende Besucher. Jedenfalls wird den Reisenden allmögliches angeboten und mit entsprechenden Euros kann man das Ultimative rund um Porto als auch um den Portwein erleben.
Inzwischen verschlechterte sich das Wetter noch mehr und man könnte fast sagen; „Land unter“ im Landesinnern. Ebenfalls erhielten wir einen definitiven Termin von unserem zweiten Sohn, den wir zwingend einhalten wollten und somit relativ zügig unsere Heimfahrt fortsetzen mussten. So blieben wir weiterhin auf der portugiesischen Küstenstrasse und verzichteten auf irgendwelche Abstecher ins Hinterland, was bei diesem Regen wohl nicht sonderlich reizvoll gewesen wäre.
Ab nun ging alles ziemlich „zackig“ vorwärts; nebst dem Termin in der Schweiz machte die Reiserei bei diesem nass-kalten Wetter überhaupt keinen Spass mehr. Beim Río Miro liessen wir Portugal hinter uns und steuerten Santiago de Compostela an. Bei dieser Küste mit den unzähligen Buchten verliessen wir öfters die Küstenstrasse und kraxelten über unzählige Bergflanken und hatten einmal das Gefühl, dass es schneien würde. Doch es war kein Schnee, sondern kleine Hagelkörner, welche die Landschaft weiss verzuckerten.
Da wir nicht als Pilger unterwegs waren, sowie keinen Parkplatz fanden als auch Regen einsetzte, verzichteten wir auf einen erneuten Besuch der Altstadt von Santiago de Compostela und fuhren gleich weiter. In Asturien folgten wir zuerst weit im Landesinnern, eh wir wieder an die Costa Verde hinunter fuhren. Eigentlich eine wunderbare Landschaft, doch leider vermieste der immer wieder einsetzende Regen das Reiseerlebnis.
Doch nur Küstenstrasse konnte es auch nicht immer sein; schon ging es wieder in die Höhe und ins Gebirge. Insgeheim hoffte ich (Tom), dass wir doch noch die Chance haben werden, die Gipfel um die Picos de Europa zu erblicken. Zwar entdeckten wir immer wieder schneebedeckte Gipfel aus weiter Entfernung, waren aber uns nie sicher, um welche Berggipfel es sich handeln würde; zu viele Wolken waren um die Berggipfel herum und der Regen liess ebenfalls keine längeren Stopps zu. Dafür paddelten grössere und kleinere Gruppen mit Kanus den Río Sella hinunter, als wäre Sonnenschein.
Die Wetteraussichten als auch die tatsächlichen Regenschauer trieben uns auf unserer Heimreise zusätzlich an. Tagsüber war es einigermassen angenehm, doch abends und nachts wurde es immer sehr kühl. Das Thermometer war meist im unteren einstelligen Bereich. Konnten wir abends noch ein kleines Feuer entfachen, war es unter der Regenplane noch angenehm, ohne Feuer war es uns draussen zu kalt und wir zwängten uns ins Innere der engen Camperkabine. Unsere Dieselheizung sorgte für kuschelige Wärme, wobei wir das Knistern des Feuers jedes Mal vermissten.
So ging es in Windeseile und auf Hauptverbindungsstrassen Frankreich entgegen. Kaum in Frankreich angekommen, suchten wir vergebens eine Gaststätte, die uns Moules-Frites servieren könnte; ich (Tom) hatte ein grosses Verlangen nach dieser französischen Spezialität. Leider gab es schlussendlich keine Leckerei aus dem Meer und wir verabschiedeten uns vom atlantischen Ozean. Trotz der miesen Wetterbedingungen folgten wir den Nebenstrassen in die atlantischen Pyrenäen und überquerten Bergzüge, die eigentlich gesperrt waren, aber trotzdem von der lokalen Bevölkerung befahren wurde.
So erreichten wir, quasi durch den Hintereingang, den Wallfahrtort Lourdes. Lourdes soll weltweit der meistbesuchte Wallfahrtsort sein, was vermutlich so stimmen könnte. Wir hatten noch nie so ein Kommerz um eine heilige Stätte herum gesehen, wo wirklich alles verkauft wird was irgendwie mit Maria zu tun haben könnte. Trotz Nebensaison und Regen war in den Gassen ein emsiges Treiben. Im heiligen Bezirk war es relativ ruhig und die obere Basilika hatten wir fast für uns alleine. Bei Kirchenfesten könnte der Ort vermutlich aus allen Nähten platzen!
Nach Toulouse verliessen wir mehrheitlich die Nebenstrassen und folgten mehrheitlich den nationalen Hauptverkehrsachsen. So erreichten wir bald das Zentralmassiv, wo man vermutlich in den vielen abgelegenen Tälern sehr viel Zeit verbringen könnte. Doch wir mussten weiter und wie schon in Spanien; es war nass und kalt! Ja, wir hatten auf den unterschiedlichen Übergängen immer wieder Schneefall und bei den abendlichen Camps war es wirklich nicht mehr sonderlich angenehm. Doch wer reist schon im März durch die weite Landschaft! 😉
Nun wäre die Geschichte bald erzählt; in den südlichsten Ausläufern des Juras verirrten wir uns auf unzähligen Nebenstrassen, da die gewählte Strasse gesperrt war und auf die Autobahn wollten wir nicht. Und als Abschiedsgeschenk von Frankreich erhielten wir von der französischen Polizei ein kleines Präsent in Form eines Busszettels; entlang des Nantua-Sees wäre ich (Tom) zu schnell unterwegs gewesen. Obwohl das Schild mit dem durchgestrichenen Ortsnamen vorbei war, musste ich irgendein 50-iger Schild verpasst haben. Bezahlt man sofort, ist die Sühne mit 90 Euro getan; ansonsten wird es massiv teurer. 🙁
Die Schweiz ist bekanntlich eher klein und die restlichen Kilometer waren bald geschafft. Doch hier wartet bereits die Arbeit für die nächsten Projekte und an Ideen mangelt es uns nicht. Möglicherweise setzen wir bald auf einen nächsten grossen Sprung an: Ozeanien steht hoch im Kurs.
Doch vorerst gibt es das nächste Hochzeitsfest in unserer Familie, das in Dornach/SO begann und in Belgien den Höhepunkt finden wird.
Es wird spannend! 🙂
Chantal u. Tom/März 2025