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…von Pembroke nach Halifax
Ja, so könnte man unsere letzte Etappe nach Halifax benennen, wo am 2. Juli 2018 unser Abenteuer begann. Eigentlich hatten wir unsere Weiterreise anders geplant und wären zu diesem Zeitpunkt an der Westküste von Nordamerika unterwegs. Doch das Leben lernt und so nehmen wir es wie es kommt; Tag für Tag.
In Pembroke erledigten wir alles, was so eine Rückreise übers „grosse Meer“ beinhaltet, buchten sämtliche Sachen, so dass wir in Halifax ohne grössere Verzögerung sofort unser Auto im Hafen deponieren und noch gleichentags den Flug nach Basel besteigen können. Durch diese Kurzfristigkeit gibt es unsererseits auch kein Zurück mehr, sämtliche Sachen wurden sehr kurz gebucht und ein Stornieren ginge voll zu unseren Lasten.
Da unser Jeep bereits ein paar Kilometer über dem Wartungstermin lag und noch viele Kilometer vor uns lagen, liessen wir die allernötigsten Servicearbeiten ausführen. Wenn der Motor nicht so richtig Dampf hat, so sollen mindestens die restlich technischen Dinger den Dienst ordnungsgemäss verrichten.
Bei der Abholung folgte dann der „Hammer“: Nicht die Einspritzanlage war defekt, wie dies in Salmon Arm diagnostiziert wurde, sondern ein Kabel brach zwischen Kabelbaum und dem Stecker und löste in der Fahrzeugüberwachung ein Chaos aus! Statt den vorangeschlagenen CA$ 4000.- für den Ersatz der Einspritzanlage wurde eine halbe Stunde Arbeit für die Reparatur des gebrochenen Kabels in Rechnung gestellt.
Ich wusste zuerst nicht, ob ich lachen oder gleich losschreien soll! Die anderen technischen Probleme waren zwar immer noch da, aber der Motor hatte wieder volle Leistung und bereit für irgendwelche verrückten Abenteuer abseits der grossen Strassen.
Jetzt soll mir noch einer sagen, dass die moderne Technik uns das Leben einfacher machen würde; nein, ich hasse Computer und die ganze vernetzte Welt.
Unser Aufenthalt bei meiner Familie war diesmal relativ kurz. Und trotzdem; der erneute Abschied war für uns nicht einfach. Mein Onkel meinte noch so beiläufig, dass wir sicher bald wieder auf der Türschwelle stehen werden. Bis jetzt kamen wir – mit Ausnahme der Nördlichen – aus allen Himmelsrichtungen und jetzt wäre wirklich die Anfahrt vom Nordpol fällig. Lassen wir uns überraschen und nehmen es wie es kommt; Tag für Tag.
Im östlichen Ontario folgte noch der Abschied meiner beiden Cousins, die beide eine Milchfarm betreiben, eh es bei ersten Regentropfen über die Grenze nach Québec ging.
Da wir von unserem Motor wieder einiges abringen konnten und das volle Drehmoment zur Verfügung stand, wählten wir erneut nicht den direkten Weg, sondern suchten irgendwelche Hinterwege durch die hügelige Landschaft zwischen dem Lorenzstrom und der nördlichen Grenze der USA.
Das Farmland – es könnte fast irgendwo in Frankreich liegen – weckte bald heimische Gefühle, gefolgt von langen Walddurchquerungen. Die Wolken verdeckten die Sonne immer mehr, Regen und frischere Temperaturen begleiteten uns in östlicher Richtung.
Es ist fast ein Jahr her, als wir die Provinzgrenze von Québec nach New Brunswick bei Regen überfuhren; auch in diesem Jahr empfing uns New Brunswick mit viel Regen und empfindlicher Frische. Und wie vor einem Jahr; der Regen wurde bald durch die Sonne verdrängt und die Fahrt entlang der Chaleur Bay war in den abendlichen Farben ein wahrer Augenschmaus.
Die Zeitplanung erlaubte uns einen Sprung über die Konföderationsbrücke auf die Prinz Eduard Insel, die eine bewegte und ungeheure Geschichte hinter sich hat. Zwei grossartige Romane machten die Insel weit über die Grenzen hinaus bekannt, Kultur wird hier gross geschrieben und bei den langen Winternächten wohl das Einzige, was die Leute bei eisigen Temperaturen auf der Insel hält.
Nebst viel Natur, Felsklippen aus Sandstein und tosendem Meer, findet man im Innern der Insel eine intensive Landwirtschaft, wo auf riesigen Feldern vermutlich alle Kartoffeln angebaut, die im übrigen Kanada verspiesen werden.
Mit der Fähre erreichten wir Nova Scotia, wo – wie schon erwähnt – unsere Reise vor etwas mehr als 14 Monaten begann. Etwas wehmütig durchfuhren wir im Innern der Halbinsel die weite Landschaft, durchstreiften viele Mischwälder eh wir die Agglomeration von Halifax erreichten und uns wieder in die alltägliche Hektik der geschäftlichen Welt befanden.
Wirbelsturm „Dorian“ empfing uns im Grossraum Halifax und bescherte uns noch ein wenig Nervenkitzel. Zwar schlug er nicht in voller Wucht wie auf den Bahamas ein, doch der Sturm und die 200mm Regen begleiteten uns weit in die Nacht hinein. Chantal’s Gefühl für eine Cabin war für diesen Abend wirklich goldrichtig und so konnten wir dem Naturschauspiel von der Veranda aus zuschauen. Die Bäume um unsere Behausung hielten dem Wind stand, aber anderswo sind sie auf die Übertragungsleitungen gefallen; schon am späteren Abend fiel die Stromversorgung für die kommende Nacht aus.
Den letzten Tag vor unserer Abreise nutzten wir intensiv, um unser Auto für die Seereise bereit zu machen und packten unser Reisegepäck gleich mehrmals um. Unglaublich, was sich in den letzten 14 Monaten an neuem und zusätzlichen Material angesammelt hat!
Die Autowäsche und selbst das Betanken waren an diesem Tag immer noch nicht möglich; das nächstgelegene Dorf war immer noch ohne Strom. Selbst die immer geöffneten Geschäfte waren geschlossen und vermittelten eine etwas gespenstige Atmosphäre.
Dann der Tag X: Morgens waren wir beide nicht gut drauf. Der vorzeitige Abschied in Nordamerika setzte unserer Stimmung sehr zu. Obwohl es nicht das Ende der Reise ist, wird es trotzdem eine grosse Änderung geben. Wie es ab der Schweiz wieder weiter gehen wir, wissen wir noch nicht genau; verschiedene Optionen stehen offen. Doch ein Ziel steht: Vor dem ersten grossen Schnee wollen wir irgendwo im Süden sein!
In Halifax, holten wir beim Spediteur die nötigen Frachtpapiere ab und brachten diese mit unserem Jeep zum Hafen von Halifax. Nach 2 Stunden war das ganze Prozedere vorbei und wir „obdachlos“, unser Jeep war für die letzten 14 Monaten unser – zwar sehr enges aber geliebtes – Zuhause.
Die letzten Stunden verbrachten wir im alten Stadtteil von Halifax, eh es definitiv hinaus zum Flughafen hinausging, von wo aus uns der Flieger in wenigen Stunden zurück in die alte Welt bringen wird.
Die Gefühle sind gemischt und doch freuen wir uns auf die Weiterreise; diesmal einfach in östliche Richtung. Wir nehmen es, wie es kommt; „Tag für Tag“.