Südkurve…

>Bilder ganz unten!

… Baja California Sur
La Paz genossen wir noch ausgiebig, eh wir weiter in Richtung Süden zogen. Die Agglomeration zog sich noch weit auf das nah gelegene Gebirge. Die Häuser wurden immer weniger, dafür wurden die Abfallberge immer grösser. Ganze Landstriche werden mit Abfall oder Gegenstände, für die keine weitere Verwendung zu finden sind, in der Natur entsorgt. Eigentlich schade, dass die lokale Bevölkerung ihre wunderbare Landschaft so missachtet.

Nach der Sierra de la Laguna erreichten wir erneut das Meer und die ersten touristischen Hotspots. Die Angebote der ganzen Freizeitaktivitäten müssen hier besonders attraktiv sein und übergrosse Werbeplakate übertrumpften sich gegenseitig. Auch die Bautätigkeit entlang der Küste frass sich immer mehr in die Landschaft hinein. Landschaftlich wunderbare Stellen werden mit Villen zugepflastert und selbst der Küstenweg wird stellenweise für weiteres Bauland geopfert. Auch wir standen immer wieder vor Stacheldraht oder verschlossenen Toren, obwohl auf der Karte ein Durchgangsweg eingezeichnet wäre. So mussten wir mehrmals wenden und mehrere Kilometer zum nächst möglichen Weg zurück holpern.

Der Nationalpark von Cabo Pulmo, wo man wunderbar im Riff tauchen kann, ist wohl eine kleine Ausnahme an dieser Küste. Vor langer Zeit stoppte hier die Regierung ein grösseres Bauprojekt, da der geplante Resort die Umweltbelastung auf den Nationalpark nicht ausschliessen konnte. Dafür wird heute sowohl nördlich als auch südlich des Nationalparks gebaut, als gäbe es kein Morgen mehr. Da werden tolle Villen und Resorts hingezaubert, auf der gegenüber liegenden Strassenseite lebt die lokale Bevölkerung in Bretterbuden – ein krasser und herzzerreissender Anblick.

Um San José del Coba setzte sich das Ganze fort; riesige Ferienresidenzen und Resorts, grüne Golfanlagen und andere Freizeitanlagen. Ein paar Strassenzüge vom Meer entfernt standen meist armselige Häuser, die vom Müll und Schrottautos umgeben wurden. Wir nutzten jedoch diese „fast US-amerikanische“ Stadt für eine Shoppingtour und fühlten uns beinahe in den USA. An Produkten fehlte es kaum und die Hauptkundschaft waren, wie wir, Winterflüchtlinge aus dem kalten Norden.

Bis Coba San Lucas waren es noch wenige Kilometer. 2014 wurde diese Stadt durch einen Hurrikan ziemlich verwüstet. Doch heute sieht man es dieser Stadt kaum mehr an und umso mehr wird allabendlich gefeiert, als würde demnächst der nächste Hurrikan vor der Küste huschen und die Stadt in sich aufsaugen. Nebst den ausgelassenen Feierlichkeiten wird noch vieles am oder auf dem Meer angeboten. Wir waren – wie sollte es anders sein – zum falschen Zeitpunkt am Hafen und der draussen im Meer liegende Felsbogen war von der Flut bereits unter Wasser gesetzt. 🙁

Da wir an keiner Tequila-Party mittrinken wollten, verliessen wir die Stadt gleichentags in nordwestlicher Richtung hinaus in die weite Pampa. Wir suchten nichtsahnend an einer weitläufigen Bucht eine Campingmöglichkeit für die kommende Nacht. Doch kaum angehalten und auf der Suche nach einem idealen Platz wurden wir schon von einer Horde ATVs und Quats eingestaubt. An diesem weitläufigen Küstenabschnitt gibt es unzählige Anbieter für solche Abenteuer und in Einerkolonne folgten sie sich in staubiger Distanz. Verrückt; diese Touristen! Kopfschüttelnd verliessen wir den Ort und fanden südlich von Todos Santos einen kleinen Campingplatz, den wir diese Nacht für uns alleine hatten.

Todos Santos war für uns irgendwie eine Überraschung. Nebst den unzähligen Kunstgalerien waren wir über die vielen Backsteinhäuser überrascht. Der Zuckerrohranbau und die entsprechenden Mühlen bescherte das einst mausarme Dorf mit viel Reichtum, bis der enorme Grundwasserverlust das Ganze stoppte. Heute werden, nebst Surfbretter, in unzähligen Galerien Kunstgegenstände aller Art verkauft und vielleicht ist dieser Geschäftszweig gewinnbringender als der Handel mit dem Zucker. Doch für uns war es irgendwie zu teuer und kein Ort, um länger zu verbleiben.

Ab Todos Santos steuerten wir unseren Camper alles der Küste entlang in nordwestliche Richtung und folgten hinter der Sanddüne dem Meer. So durchstreiften wir weite und fast menschenleere Gebiete, sahen Traumstrände, wo fast niemand war. Natürlich hatte dieser Weg auch seine Tücken, wie zum Beispiel tiefer Treibsand, wo sich unser Jeep bis zur Hinterachse und tiefer eingrub. Da war Schaufelarbeit angesagt! Oder die aufgegebene Salz Mine, wo wir plötzlich vom Inneren her am verschlossenen Werkstor standen…..

Wir blieben unserer Linienwahl treu und verliessen die Küste eigentlich nur dort, wo es wirklich keinen vernünftigen Weg gab. So durchstreiften wir erneut weite und fast menschenleere Gegenden, erlebten einsame Nächte in der Nähe der Meeresbrandung und bei Coyoten Geheul. Auf unserer Karte waren noch verschiedene Siedlungen markiert, die in Realität aber nur aus einzelnen Häuser bestanden oder Ruinen waren, die an das einst menschliche Dasein erinnern. Bis zur Bahía Magdalena änderte sich das Bild kaum und der Weg zum nächsten Fischerdorf war noch weit. Wir rechneten, je länger wir auf diesem Küstenweg unterwegs waren, die Fahrdistanz immer wieder genau aus; der Dieselvorrat im Tank stand schon bedenklich tief. In Puerto San Carlos gab es den begehrten Saft für unseren Jeep und in der nächsten Stadt im Landesinnern die nötigen Kalorien unsererseits.

Nach den etwas flachen Kilometer an der Westküste, bogen wir aus Langeweile ins Gebirge ab und kraxelten durch immer enger werdende Täler hinauf in die Sierra de la Giganta. Nach den vielen flachen und fast endlosen Strecken dem Meer entlang war dies erneut eine grosse Abwechslung. In San Josde Comondú kreuzten wir unsere Wegstrecke, die wir vor Wochen befuhren, bogen aber sogleich in nordwestlicher Richtung wieder ab. So gelangten wir über unterschiedliche Bergwege zurück an die Westküste.

Nach den Bergen folgten wieder weite flache Strecken, umgeben von tafelartigen Erhebungen. Je näher wir zur Küste gelangten, desto mehr gab es sandige Passagen und weite eingetrocknete Salzseen. Bei der Laguna San Ignacio warben noch ein paar Anbieter für Walbeobachtungstouren. Doch die Fahrt hinaus in Richtung offenes Meer liessen wir infolge des hohen Wellenganges aus.

Weiträumig mussten wir die Laguna San Ignacio als auch die Sierra de Santa Clara umfahren um wieder an die Südwestküste zu gelangen. Erneut versuchten wir, so nah als möglich der Küste in nordwestlicher Richtung zu folgen. Die Ausläufer der Sierra Pintada mit seinen vielen kleineren Erhebungen machte die Landschaft sehr abwechslungsreich und die kleinen Fischerdörfer brachten eine gewisse Abwechslung.

Kurz vor Bahía Asuncíon wählten wir den falschen Weg, d.h. wir wollten wirklich so nah als nur möglich der Küstenlinie folgen und prompt versenkten wir unseren Jeep im Morast. Luft aus den Reifen lassen brachte nicht die geringste Möglichkeit aus den tiefen Fahrrinnen heraus zu kommen. Selbst die roten Maxtrax, die uns schon oft aus unwegsamem Gelände brachten, halfen hier nichts mehr; unsere schwere Fuhre stand mit den Achsen im Dreck und Morast auf. Nach viel Schaufelarbeit half schlussendlich nur noch das Anheben des Fahrzeuges und entsprechendes „Unterbauen“ der Räder. Nach 3 Stunden stand der Jeep wieder auf festerem Untergrund und mit Erde verschmierten Gesichtern lachten wir uns gegenseitig an. Tja; Ende gut, alles gut!

Bis ans Ende der Welt, hinaus zur Peninsula de Vizcaíno und dem Fischerdorf Punta Eugenia war es noch einige Kilometer durch die Sierra de Pintada, doch die abwechslungsreiche Landschaft liess die Distanz subjektiv kürzer erscheinen als sie effektiv war. Von diesem Landzipfel, der weit hinaus in den Pazifik ragt, zogen wir uns jedoch bald wieder zurück, da wir kein schützendes Plätzchen wir die kommende Nacht fanden noch irgendwelche Wale erblicken konnten.

Von der Peninsula de Vizcaíno ging es durch die gleichnamige Wüste zur Strasse Mex1, der Lebensader der Baja, wo wir nach Nordwesten abbogen. Wir wollten unbedingt nach Guerrero Negro, wo in der Laguna Ojo de Liebre das Whale Watching eine grosse touristische Angelegenheit ist und das Sehen der Meeressäuger fast garantiert sein soll. Und tatsächlich; es war keine Enttäuschung: In der seichten Laguna, wo die Grauwale ihre Kälber gebären, wimmelte es von diesen riesigen Walen und wir konnten uns kaum aus dem Staunen erholen, schon tauchte auf der gegenüberliegenden Seite des Bootes der nächste Grauwal auf. Obwohl die Grauwale die kleinsten ihrer Art sind; sie sind einfach riesig.

In den Dunas de la Soledad erholten wir uns vom Erlebten und selbst diese Sanddünen sind ein Erlebnis für sich. Es war auch an der Zeit, dass wir uns für die Weiterfahrt vorbereiteten, schlussendlich möchten wir nicht für immer hier bleiben. 😉

Weiter möchten wir erneut der Südwest-, resp. Westküste durch die Baja Norte folgen. Wir freuten uns bereits auf die nächsten Abenteuer auf unseren Backroads; hoffentlich diesmal nicht irgendwo in einem Schlammloch. 🙂

Chantal und Tom/März 2024