Im Zick-Zack-Kurs Richtung Norden…

>Bilder ganz unten!

….von Colorado nach Wyoming und weiter nach Montana zur kanadischen Grenze
Nach Boulder/Colorado wussten wir, dass wir unbedingt wieder hoch in die Rocky Mountain fahren müssen. Die Landschaft bietet so viel, dass man viel mehr Zeit in ihr verbringen kann. Zumal unsere nächsten Ziele fast auf dieser Wunschlinie unserer Fahrstrecke lagen. Cheyenne/Wyoming war unsere nächste Station, die ich (Tom) unbedingt anfahren wollte; schlussendlich lockte mich das Museum der Union Pacific Railroad.

Wie gewohnt, wählten wir nicht den direktesten Weg nach Cheyenne, sondern suchten unsere „Backroads“ durchs Hinterland und den weitläufigen National Forests. Zu unserer Verwunderung, waren in diesen Wäldern viele Häuser und kleineren Siedlungen zu finden. Die Leute lieben es anscheinend sehr, in abgelegenen Gegenden und im Wald ihr Haus zu haben. Doch je weiter wir uns von den Ballungszentren und den Hochleistungsstrassen entfernten, desto einsamer wurde es.

Wyoming erreichten wir fast unbemerkt über eine Ranch-Strasse, der Chimney-Rock markierte die State-Grenze. Weite Farm-, resp. Ranchgebiete sind im dünnst besiedelten Bundesstate der USA fast so normal wie das Amen in der Kirche. Erst im Medicine Bow National Forest fanden wir eine Möglichkeit, irgendwo in einer Waldlichtung eine Bleibe für die Nacht zu finden; an sonst war das Schild „No Trespassing“ omnipräsent.

Der Hauptort von Wyoming ist eine State-Hauptstadt mit einen dörflichen Charakter und man könnte sich darin gleich wohlfühlen. Das Eisenbahnmuseum seinerseits war für mich (Tom) sehr interessant und die Entstehung der Eisenbahnlinien wurde anhand von sehr genauen Details erklärt. Nebst den Streckenführungen durchs Gebirge war seinerzeit die quadratische Landesaufteilung für die Eisenbahngesellschaften eine grosse Hürde beim Bahnbau und der Landerwerb für die jeweilige Linienführung erstreckte sich jeweils auf das ganze Quadrat (1 Acre).

In Cheyenne stellten wir unseren Kompass auf den Yellowstone Nationalpark; der älteste Nationalpark der USA ist fast Pflichtprogramm, wo auch wir unbedingt hin wollten. Cheyenne verliessen wir in nördlicher Richtung und fuhren hinaus in die weite Prärie. Doch schon bald standen wir bei unserer geplanten Strasse vor einem grossen Verbotsschild „No Trespassing“. Wenig später, bei einer möglichen Alternativroute, versperrte ein schweres Eisentor mit einer dicken Kette unsere Weiterfahrt. Unsere Karte zeigte uns immer wieder Wege und Routen, die anscheinend auf privatem Gelände verlaufen und die jeweiligen Besitzer keinen Durchgangsverkehr erwünschen. Eigentlich verständlich und beim Betrachten des amerikanischen Rechts, sowie der Rechtsauffassung der Bewohner ganz klar. Übrigens, auch in Wyoming tragen die Leute teilweise ihren Revolver mit Patronengurt um die Hüfte.

Selbst das Erreichen gewisser National Forest oder nur BLM-Land (öffentliches Land) war in gewissen Landstrichen oft ein Spiessrutenlauf. Viele Zufahrtswege waren verschlossen und bei den wenig offenen Wegen standen jeweils Schilder mit genauen Anweisungen der Landbesitzer, was man darf und was zu Sanktionen führen könnte.

Ab Casper folgten wir dem Oregon-Trail in westlicher Richtung und waren erstaunt, durch welches öde Gebiet die früheren Siedler mit ihren Planwagen fuhren. Wo heute Brücken über die verschiedenen Flüsse führen, mussten sie mit ihren Maultieren durch teilweise starken Wasserströmungen hindurch fahren. Die vielen Tafeln mit historischen Angaben machen den heutigen Reisenden auf die frühere beschwerliche Fahrt westwärts darauf aufmerksam, dass es nicht immer so einfach ging wie heute im klimatisierten Auto. Interessanterweise waren es nicht die Indianer, die die Reise beschwerlich machten, sondern der Weg an für sich als auch die harten Wetterbedingungen. Viele der westwärts Fahrenden sahen auf ihrem langen Weg – gemäss einer Infotafel – nie einen Indianer.

Durch eine sehr gebirgige Landschaft und ausgedehnten Wäldern erreichten wir Jackson. Eine Stadt, umgeben von Bergen, wo heute die Touristen sich gegenseitig die Türklinken in die Hand drücken. Es war wirklich ein geschäftiges Treiben im Stadtzentrum, das von steilen Bergflanken gesäumt wird. Auch wir liessen uns vom Flair dieser Westernstadt verzaubern und schlenderten über die Holzlauben von einem Souvenirshop zum nächsten. Mit dem nötigen Kleingeld kann man, oder könnte man sich hier fast jeden Traum erfüllen und falls es nicht reichen sollte – in den vielen Casinos kann das Budget aufgebessert werden.

Der Grand-Teton-Nationalpark mit seinen riesigen Felstürmen lag gleich vor unseren Füssen. Eigentlich ein Gebiet, wo man die Bergschuhe schnüren sollte und auf irgendeinen hohen Berg steigen. Doch wir hatten keine solchen Schuhe noch die entsprechende Ausrüstung dabei und die begehren Bewilligungen für die Backside-Touren waren bereits alle ausgebucht. Eigentlich sehr speziell und für uns Schweizer sehr gewöhnungsbedürftig: für eine Bergtour muss man vorgängig eine Bewilligung einholen.

Gleich nördlich vom Teton – N.P. liegt der Yellowstone-Nationalpark, der rund 60% der weltweiten Geysire beherbergen soll und während der Hauptferienzeit sich täglich 30‘000 Fahrzeuge über die Parkstrassen quälen. Auch wir waren ein Teil dieser Fahrzeugkolonne, die sich an diesem verregneten Sonntag vom Süden her den Park hinein drängten. Die Fahrt entlang des Lewis-River war landschaftlich schön, doch wir hatten vielleicht etwas mehr erwartet als nur schöne Landschaft. Die Geysire beim West-Thumb-Basin war unsere erste Enttäuschung. Oder sind unsere Erwartungen einfach zu hoch? An die Geysire und ans „Geblubbert“ in Island reichte es bei weitem nicht.

Da wir keinen Schlafplatz im Voraus reservieren konnten, verliessen wir noch am gleichen Tag den Yellowstone-N.P. östlich in Richtung Cody. Der Ort Cody, gegründet von Frederick Cody, oder besser bekannt unter Buffalo Bill, stand ebenfalls auf unserer Wunschliste. Und selbst Chantal war vom Museumsbesuch total fasziniert! Sie, die Museen meist den Rücken zudreht, war in Cody sehr begeistert von den einzelnen Ausstellungen. Eigentlich könnte man in diesem Museum, das in fünf verschiedene Bereiche aufgeteilt ist, mehrere Tage verbringen.

Von einem Camp-Host, so nennen sich die freiwilligen Platzwarte der vielen State- als Nationalparkcampings, erhielten wir den Tipp, unbedingt vom Nordosten her in den Yellowstone-N.P. hinein zu fahren. Auf dieser Route würden wir sehr viele Wildtiere sehen. So folgten wir der Strasse von Cody hinaus in westlicher Richtung dem Dead-Indian-Pass entgegen. Die Landschaft war wunderbar, doch die Geschichte dieses Passes ist eher ein dunkles Kapitel der amerikanischen Vergangenheit und dem Umgang mit der seit jahrtausendend ansässigen Urbevölkerung.

In der Nordostecke erreichten wir erneut den Yellowstone-N.P. und steuerten der grossen Parkrunde entgegen. Der Tipp vom Camp-Host war wirklich goldrichtig; an der Parkstrasse drängten sich nicht nur hunderte von Bisons, Rehe und Hirsche, sondern noch viel mehr Autos, deren Insassen vermutlich noch nie Wildtiere in ihrer ursprünglichen Umgebung gesehen haben. Stellenweise stauten sich die Autos auf dieser weitläufigen Strasse, so dass kein Durchkommen mehr möglich war. Überall standen sie, die Touristen mit ihren übergrossen Objektiven.

Wir folgten schön brav der Fahrzeugkolonne durch den Park und liessen uns oft von den wohlklingenden Namen der verschiedenen Highlights von der Route abbringen. Ja, es hatte wirklich wunderbare und wilde Landschaften. Doch auch dieser zweite Tag konnte uns nicht ganz überzeugen, dass dieser Park das absolute Highlight jeder Amerikareise sein sollte. Dafür konnten wir für die kommende Nacht einen Platz auf einem parkinternen Campingplatz reservieren und waren froh, unsere Fahrt unterbrechen zu können. Vom übervollen Camping ging es anderntags zu den Yellowstone-Wasserfällen und hier hiess es unsererseits das erste Mal „wow“. Die beiden Wasserfälle als auch die Schlucht war wirklich eindrucksvoll und der Name „Yellowstone“ muss von dieser eindrücklichen Gegend her stammen.

Auf der Westseite verliessen wir den Yellowstone-N.P., und je mehr wir uns davon entfernten, desto ruhiger wurde es auf der Strasse. Zwar waren auf der Westseite alle Campingplätze noch sehr gut besetzt und für unsere Wenigkeit gab es bei den allermeisten Stellplätzen keine Möglichkeit, irgendein Plätzchen für eine Nacht zu ergattern. So zogen wir weiter und fanden in irgendeinem National Forest doch noch ein wunderbarer Platz für die folgende Nacht, wo uns die abertausend Sterne in die Nacht hinein begleiteten.

Wir fuhren durch weites Farmgebiet, das von grossen Waldgebieten getrennt war, in nordwestlicher Richtung durch das westliche Montana. Teilweise waren wir erneut auf alten Routen der früheren Siedler unterwegs, oder wir durchstreiften irgendein Indianerreservat. Bei Alpine drehten wir erneut in nordöstliche Richtung ab, um den Glacier-Nationalpark zur erreichen. Dort haben wir uns mit Freunden der Panamericana-Reise verabredet und freuten uns unheimlich auf ein Wiedersehen mit „alten Leidensgenossen“. 😉

Dass wir bei der Anreise nicht quer durch den Glacier-N.P. fahren konnten, sondern den Park weiträumig südlich umfahren mussten, lag an unserer verspäteten Reservierung der Durchfahrtsbewilligung; bis zum „Labor Day“ herrschte immer noch intensiver Ferienverkehr. Dafür wählten wir bei der süd- und östlichen Umfahrung noch eine Zusatzrunde auf einen Aussichtsberg, wo die östlich liegende Prärie wunderbar vor unseren Füssen lag. Leider beanspruchte die Rückfahrt zur ausgebauten Strasse etwas mehr Zeit als erwünscht, da die Schrägfahrt stark ans Limit des Schwerpunktes unseres Jeeps kam. Nach eineinhalb Stunden Schaufelarbeit war der Weg entsprechend entschärft und wir schafften den Sprung in sicheres Gelände problemlos.

Mit leichter Verspätung erreichten wir unseren Treffpunkt am Ostrand des Nationalparks und das Hallo unserer Panamericana-Freunde war entsprechend riesig. Es gab viel zu erzählen und bis weit in den Abend hinein lauschten wir uns gegenseitig über die einzelnen Highlights zu. Am kommenden Morgen trennten sich unsere Wege erneut; sie zogen süd- und später Ostwärts und wir westwärts, mit der Option, dass es mit Kanada doch noch klappen könnte.

Da wir im Park übernachteten, hatten wir auch die Möglichkeit ohne eine Reservierung über die Parkstrasse nach Westglacier zu fahren. Diese Gelegenheit nutzten wir entsprechend und genossen die Fahrt durch diese alpine Landschaft, die während der letzten Eiszeit von den Gletschern ihr jetziges Aussehen erhielt. Sonntagsbedingt waren wir nicht alleine unterwegs und bei den einzelnen Parkmöglichkeiten herrschten Rashhourbedingungen. Noch vor dem Passübergang zogen dicke Wolken auf und ein paar dicke Regentropfen klatschten auf unsere Scheibe, eh wir wieder das tiefer liegende Tal auf der Westseite erreichten. Kurz nach Westglacier fanden wir einen wunderbaren Übernachtungsplatz am Flathead-River. Beim Lagerfeuer und einem Glas Wein liessen wir den Tag ausklingen.

Unsere Hoffnung, dass es mit der möglichen Kaskoversicherung für unser Auto doch noch klappen würde, blieben wir vorerst in der Nähe der kanadischen Grenze, so dass wir gleich für unseren kurzen Abstecher nach Kanada hätten durchstarten können; aber nur hätten. Der Versicherungshändler vertröstete uns erneut und wir sollten noch ein paar Tage Geduld aufbringen. Gemäss seiner Aussage, hätte es in den nächsten Tagen möglich sein sollen. Doch aus den wenigen Tagen wurden plötzlich zwei Wochen.

So änderten wir unsere Pläne erneut und reisten – wie die früheren Siedler – westwärts. Vielleicht klappt es doch noch; die Hoffnung stirbt bekanntlich zu Letzt. 🙂