Zurück nach Colorado

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Wir freuten uns unheimlich auf Kalifornien und seine umwerfende Natur. Ganz oben auf der Wunschliste stand der Yosemite-Nationalpark. Leider wurde aus diesem Wunsch vorerst nichts! Der Tioga-Pass war noch geschlossen (Schnee) und ein Öffnungstermin stand noch nicht fest. Ein Ranger vom National-Forest meinte kurz und trocken, dass der National-Park an einer Öffnung nicht interessiert sei und den Pass möglichst lange geschlossen halten möchte. Die Alternative wäre die Fahrt über den weiter nördlich liegenden Sonora-Pass gewesen. Zwischenzeitlich surften wir intensiv im Internet herum und waren vom Besucherandrang für den Yosemite-N.P. überrascht. Stundenlang waren die Wartezeiten bei den jeweiligen Zufahrtsstrassen und vor September konnten wir keinen Übernachtungsplatz im Park buchen, einfach alles ausgebucht; Ferienzeit! Zudem meldeten die Wetterprognosen sehr hohe Temperaturen, so dass wir den Yosemite-N.P. definitiv auf den Herbst verschoben; zu dieser Jahreszeit soll es ja noch schöner sein.

So durchstreiften wir das Gebirge und überquerten unzählige Pässe um zum Lake Tahoe zu gelangen. Dort befindet sich der legendäre Rubicon-Trail, von dem jeder Jeep-Fahrer träumt, diesen einmal gefahren zu sein. Auch für mich (Tom) war es ein Wunsch; schlussendlich haben wir ja das Wrangler Modell Rubicon und gemäss der Internetseite von Stellantis (Fiat-Konzern) sollte dies jeder serienmässige Rubicon können. Die Vorfreude meinerseits war relativ gross.

Um den Lake Tahoe selbst – wo die reichen Bürger sich gegenseitig die Landpreise in die Höhe jagen – bewegte sich alles Mögliche auf und neben der Strasse, nach dem Motto sehen und gesehen werden. Wir hingegen bereiteten uns auf die dreitägige Fahrt für die rund 40 Kilometer Geröllpiste vor, besorgten noch genügend Lebensmittel, füllten unsere Wassertanks auf und kontrollierten unseren Jeep peinlichst genau. Schlussendlich wäre eine Bergung infolge eines technischen Defektes eine teure Angelegenheit. Zudem drängte die Zeit: fürs kommende Wochenende war ein Club für den Trail eingeschrieben und wir wollten uns nicht mit unzählig anderen Fahrzeugen in irgendeiner Warteschlage im Wald aufhalten.

Ich wusste, dass der Rubicon-Trail einer der schwierigsten Wege sein wird, den ich je fahren würde. In der Schwierigkeitsskala liegt er bei 10 von maximal 10 und gilt weltweit als einer der schwierigsten Wege, der noch fahrbar ist. Doch schon nach dem Lily-Lake war ich von der Strecke überrascht und unser Jeep musste bereits über die ersten Steinbrocken hoch klettern. Entgegenkommende Fahrzeuge hüpften mit ihren aufgepeppten Fahrzeugen locker über die Steinbrocken, während wir langsam über die Steilpassagen hochfuhren.

Beim Botton Dollar Hole setzten wir unseren Jeep in einem Sumpfloch fest und die ganze Fuhre war in einer misslichen Schräglage. Dank der Seilwinde und einem dicken Baum konnten wir uns aus dieser unglücklichen Lage befreien. Wenige Meter später – wir waren inzwischen beim Potato Patch – standen wir im Freizeitstau. Unzählige Fahrzeuge standen bei der ersten wirklich schwierigen Passage sich gegenseitig im Weg. Einer schraubte bereits an seinem Jeep herum, andere quälten sich mit ihren ATV’s über die Steinbrocken und metallische Kratzgeräusche gehörten ebenfalls dazu wie laute Schreie der Personen, die die Fahrzeuge in einer möglichst idealen Linie zu lotsen versuchten.

Ich schaute diesem Treiben eine Weile geduldig zu und war über diese Schwierigkeiten überrascht. Die ATV’s wühlten unterdessen kräftig zwischen den Steinbrocken die Erde auf und sorgten für weitere Zentimeter mehr Tiefe. Schon knallte von einem weiteren Fahrzeug eine Hinterachse mit voller Wucht auf einen Stein auf. Bei einem anderen Fahrzeug fehlte bereits die Abdeckung bei irgendeinem Getriebe und ein Felsbrocken war gut mit Öl eingeschmiert. Diese Kollateralschäden wurden von den einzelnen Fahrern mit einem Lächeln weggesteckt; verrückt diese Amis.

Und hier soll – gemäss dem Hersteller Stellantis – ein serienmässiger Rubicon durchkommen? Enttäuscht ging ich zu Chantal und unserem Jeep zurück; nein, dieser Trail ist für unseren Rubicon eine Nummer zu gross und wir wollten hier nicht gleich alles auf eine Karte setzen; wir wollten unsere Reise nicht in diesem Wald beenden.

Meine Gefühle waren auf einer Wellenfahrt zwischen Enttäuschung und Stolz, dass ich dem Mut für den Abbruch aufbrachte. Was vielleicht auf diesem Rubicon-Trail einmal möglich war, wird heute mit immer besseren Technik und stärkeren Fahrzeugen komplett zerstört und führt vermutlich immer zu einer noch verrückteren technischen Aufrüstung. Schade!

Der Rubicon-Ausflug hinauf zum Potato Patch war für uns ein Tagesausflug ins gröbere Gelände. Etwas aufmunternd klopften wir uns gegenseitig beim Lake Tahoe auf die Schultern und waren uns sicher, dass wir auch weiter tolle Wege durch die weite Welt finden werden. Das Hinterland der USA bietet überall wunderbare Trails fernab jeglicher Zivilisation, wo man meist alleine über die Schotterwege fahren kann und nicht gleich das Auto opfern muss. Nachträglich war auch Chantal froh über diesen Entscheid, da sie nicht wusste, ob sie die 4 Tage gesundheitlich durchgehalten hätte.

Für unseren fahrbaren Untersatz stand inzwischen ein Service (Ölwechsel Motor / diverse Getriebe) an. Aus diesem Grund wechselten wir erneut den State. In Reno/Nevada soll alles etwas günstiger sein als in den Nobelferienorten rund um den Lake Tahoe. Zudem stand bei einem Kreuzgelenk der Vorderachse ein technisches Problem an und auf Empfehlung eines Mechanikers, sollte dies möglichst bald gewechselt werden, so dass kein grösserer Folgeschaden entstehen kann.

Dass wir während der Ferienzeit unterwegs waren, merkten wir bei der ersten angefahrenen Werkstatt. Die Öle können sie wechseln, für eine Reparatur müssten wir einen Termin im September vereinbaren. Und, für den Ersatz des linken Kreuzgelenkes der Vorderachse, wollte mir die Jeep-Garage die komplette Innenwelle für $750.- verkaufen. Anders werden die Teile gar nicht ersetzt! Etwas ratlos schaute ich den Verkäufer vom Ersatzteillager an, als dieser mir einen Zettel mit einer Werkstattadresse unter verdeckter Hand hinüber schob; „die Wechseln die Kreuzgelenke für einen für einen fairen Preis.“

Etwas erleichtert fuhren wir zur besagten Werkstatt. Doch auch hier; keine Möglichkeit einen Termin in den nächsten Wochen zu erhalten. Erneut eine weitere Empfehlung, wo wir unser Problem lösen könnten. Es war eine Irrfahrt durch Reno, von einer Werkstatt zur nächsten und alle vertrösteten uns mit einer weiteren Adresse, wo wir hinfahren und Hilfe bekommen könnten. Schlussendlich standen wir wieder bei der ersten empfohlenen Werkstatt und suchten fast etwas verzweifelt entsprechende Hilfe. Die Jungs dort waren uns gegenüber sehr verständnisvoll. Sie würden uns die Kreuzgelenke wechseln, aber den Ausbau der Wellen müssen wir selbst organisieren. Zudem gaben sie mir noch einen zeitlichen Termin, sonst müsste ich wieder am Montag vorbei kommen.

So baute ich auf einem Parkplatz die Antriebswellen der Vorderachse bei brütender Hitze selbst aus und brachte diese noch vor dem letzten zeitlichen Termin in die Werkstatt. Zu meiner Überraschung wurden beide Kreuzgelenke in einer Viertelstunde ersetzt und dies für nur $275.-. Der Einbau der Antriebswellen, die als Steckachsen ausgeführt sind, bereitete mir anfänglich gewisse Schwierigkeiten und die Befürchtung, dass ich beim Hineinschieben die inneren Dichtringe verletzen könnte, war entsprechend gross. Die Sonne stand bereits sehr tief, als ich meine Reparaturarbeiten zu Ende brachte und das Werkzeug wieder verstauen konnte. Komplett ausgetrocknet von der Bruthitze suchten wir den nächsten Tankstellenshop auf, wo viel Flüssigkeit für den eigenen Körper nachgetankt wurde.

Am Folgetag standen wir bereits um 7 Uhr vor der Jeep-Werkstatt, wo die geplanten Ölwechsel noch erfolgen sollten, nach dem Motto; „first come – first served“, wie dies mir am Vortag gesagt wurde. Doch der Arbeitsvorbereiter wollte von der freitags zugesicherten Aussage nichts mehr wissen und so gab es nur einen Ölwechsel für den Motor. Für die anderen Servicearbeiten müssten wir ein Termin vereinbaren; wahrscheinlich irgendeinmal in den nächsten Wochen. Zähneknirschend akzeptierten wir die neue Ausgangslage und waren froh, dass wenigstens das Öl für den Motor getauscht wurde.

Noch am gleichen Tag fuhren wir aus der brütender Stadt hinaus in die weite Welt und wieder zurück nach Kalifornien. Die Gelenke vorne taten ihre Arbeit ohne zu klappern, die Wellendichtringe waren dicht und der Motor hatte neues Öl für einen reibungslosen Betrieb. Alles andere wäre wünschenswert, aber nicht dringend nötig gewesen.

Wir steuerten den Lassen Volcanic Nationalpark an und durchstreifen ausgedehnte Wälder, die alle als National Forest ausgewiesen waren. D.h. auch, wir hatten für die nächsten Tage eine gewisse Narrenfreiheit in Bezug der Wegwahl als auch der Übernachtungsplätze. Nebst dem Festsetzen unseres Jeeps in einem Sumpfloch waren wir zunehmend von den grossen Waldflächen überrascht, die in den letzten Jahren Opfer eines Waldbrandes wurden. Die Flächen mit den verkohlten Baumleichen waren unvorstellbar gross und sprengten unser Vorstellungsvermögen einer möglichen Naturkatastrophe. Ein Ranger beim Lassen Volcanic N.P. erklärte uns über die Ursache dieser Brände auf: alle waren natürlicher Ursache, d.h. durch Blitzschlag entstanden. (Anmerkung: 8 von 10 Waldbrände in den USA werden durch Menschen verursacht! ..gemäss Aussage eines Feuerwehrmanns.)

Der ferienbedingte Andrang im Lassen Vulcanic N.P. war entsprechend gross und so suchten wir vergebens auf den Campingplätzen des Nationalparks nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Das früher gelebte „first come – first served“ gehört anscheinend der Vergangenheit an und es wird fleissig im Internet im Voraus reserviert. Leider passt dieses Konzept nicht ganz zu unserer Reiseart; meist wissen wir morgens nicht genau, wo wir abends sein werden, und zudem gibt es nicht überall eine Verbindung zur weiten Welt (www). 🙁
So kehrten wir dem Nationalpark den Rücken und fanden einen schönen Nachplatz im angrenzenden National-Forest und erst noch zum Nulltarif. 🙂

Auf der Fahrt in nördlicher Richtung Oregon entgegen, entschlossen wir uns, von der Pazifik-Kette zur Wasserscheide in den östlichen Rocky’s zu fahren. Kaum hatten wir die State-Grenze zu Oregon überquert, lockte das Great Sandy Desert mit dem wohlklingenden Namen. Selbstverständlich wählten wir nicht die schnellste Verbindung, sondern suchten den Weg durch die Fremont Mountains mit seinen ausgedehnten Wäldern. Was bereits in Kalifornien unsererseits zu grossem Entsetzen führte, fand in Oregon seine Fortsetzung, die gelben Warnschilder standen überall an den Wegrändern. Unglaublich, wieviel Waldfläche ein Feuer in relativ kurzer Zeit vernichten und für viele Jahre eine klaffende Wunde in der Natur zurück lassen kann!

Dafür waren wir mitten im Great Sandy Desert vom Lost Forest überrascht; mitten in dieser sehr trockenen Gegend steht ein Wald mit seinen Kiefern, die mit einem absoluten Minimum an Wasser auskommen können. Die angrenzende Sanddüne, wo grosse Jungs im Sand herum wühlen dürfen, liessen wir aus und setzten unsere Fahrt in östlicher Richtung durch eine sehr weite offene Landschaft fort.

Der östliche Landesteil von Oregon ist sehr dünn besiedelt und oft zogen sich die unendlichen Kilometer dahin. Die Tankuhr bewegte sich immer mehr in Richtung „Leer“ und nirgends war eine Tankstelle zu finden. Erneut führte der Weg über eine Gebirgskette, wo unser Jeep für die 3,5 Tonnen doch etwas mehr an Dieselsaft konsumiert und unsere Befürchtung eines Liegenbleibens zusätzlich zu Schweissausbrüchen führte. In Fields, irgendwo im Niemandsland, gab es endlich den nötigen Saft zu einem stark überhöhten Preis, der locker mit den europäischen mithalten könnte.

Bis nach Idaho war es nur noch wenige Kilometer und die öden Landstriche wichen Farmen, wo mit viel Aufwand riesige Flächen bewässert werden. Nach dem Übertritt in den neuen State kraxelten wir durch wunderbare Täler hinauf nach Silver City, wo noch heute nach Gold und Silber gesucht wird. Die wenigen dauerhaften Bewohner von Silver City gestalten die etwas herunter gekommene Ortschaft mit viel Enthusiasmus um und möchten den früheren Flair wieder herstellen. An Arbeit mangelt es jedenfalls nicht und vielleicht wird demnächst ein Goldfund das Vorhaben erleichtern.

Im südlichen Idaho besuchten wir ein paar wenige Monumente, guckten über die Felsklippen hinunter zum Snake River und den Shoshonen-Falls und folgten anschliessend der Südgrenze durch eine sehr abwechslungsreiche Landschaft. Nebst den ausgedehnten Wäldern, erreichten wir in den Talsenken wohlklingende Namen wie Malta, Elba, usw. Leider entdeckten wir nirgends eine wirklich echte italienische Pizzeria, wo ein waschechter Pizzaiolo den Teig durch die Lüfte geschwungen hätte.

Beim Bear Lake gab es einen kurzen Abstecher nach Utah und schon erreichten wir Wyoming, ein Bundesstaat, der sechs Mal so gross ist wie die Schweiz, aber wo nur etwa 600‘000 Menschen leben; unvorstellbar! Der erste Eindruck täuschte nicht; die Weiten sind beinahe unendlich. Wenige Farmen standen ausserhalb der seltenen Siedlungen, dafür gab es Unmengen Verbotstafeln, die den Vorbeiziehenden darauf aufmerksam machten, dass links als auch rechts das Land in Privatbesitz ist. Natürlich alles gesichert mit zwei oder drei Lagen Stacheldraht. Unsererseits war es bereits schwierig, einen geeigneten Übernachtungsort zu finden und einen National Forest gab es in dieser kahlen Gegend weit und breit keinen.

Den ersten Stopp legten wir beim Fossil Butte Nationalmonument ein, wo mit viel Aufwand die Überreste der Vergangenheit aus den Gesteinsmassen heraus geblasen wurden. Schon bei der Zufahrt standen Tafeln, später ein Band, das in Zeitraffer die Erdgeschichte aufzeigte und ab wann es etwas gab. Der Mensch steht ziemlich am Ende dieser langen Geschichte. Wahnsinn! Doch wäre hier nicht dieses nationale Monument, so würden vermutlich auch schon die Bagger nach irgendwelchen Bodenschätzen graben. Die ganze Gegend liegt in einem ehemaligen angehobenen Meerbecken, wo viele Rohstoffe lagern. Um das Monument herum wird jedenfalls fleissig die Erde umgewühlt.

Wir wollten den Park über eine Erhebung verlassen und fuhren bei einsetzendem Regen über eine Anhöhe. Der im Park liegende Schotterweg war relativ gut zu fahren, doch nach der Parkgrenze änderte der Untergrund schlagartig und schon folgte unser Jeep der Schwerkraft. Das Profil der Reifen waren mit lehmartiger Erde komplett zugeklebt und das Fahrzeugheck schleuderte von links nach rechts und wieder zurück. Eigentlich war es ganz amüsant, da kein Abgrund in der unmittelbaren Nähe war. Trotzdem kehrten wir um, da uns die vorausliegende Wegstrecke unbekannt war und die erste Gegensteigung wohl nicht zu schaffen gewesen wäre. Der Regen war ab diesem Zeitpunkt unser treuer Begleiter; morgens war es oft vielversprechend sonnig, doch schon nachmittags folgte meist der Regen, begleitet mit viel Wind.

Beim Flaming Gorge Reservoir – ein riesiger Stausee mit einem wunderbaren Canyon – erreichten wir wieder Utah und nach einer atemberaubenden Canyondurchfahrt erneut den Green River und die Grenze zu Colorado. Weite Schutzgebiete wurden für die durchziehenden Zugvögel eingerichtet, so dass sie wenigstens einen ruhigen Platz bei der Durchreise finden, ohne dass sie gleich von den Jägern vom Himmel geschossen werden.

Wir durchstreiften Colorado von der Nordwestecke aus quer Richtung Südosten über unzählige Gebirgszüge zum Colorado River und hinauf nach Aspen. Wir wollten unbedingt einmal dort sein, wo unsere Skilegenden zur Winterszeit die steilen Hänge herunter düsen und abends im warmen Pool die Muskeln entspannen. Schon bei der Anfahrt gab es ein erstes Staunen über den übergrossen Flugplatz und den vielen parkierten Flugzeugen, die irgendwelche Promis hierher transportierten. Im Zentrum war es entsprechend lebhaft und der samstägliche Markt sorgte für einen grossen Andrang von Besuchern. Auch hier; sehen und gesehen werden! Und, die Preise sind vermutlich für Aspen normal; ein Croissant für lächerliche $7 und die endlose Warteschlage verschlug uns den Appetit für den französischen Leckerbissen komplett.

Steil ging es nach Aspen hinauf zur Wasserscheide und dem Independence Pass entgegen. Beim kurzen Spaziergang zum Aussichtspunkt machten sich die fast 3‘700 Meter bereits bemerkbar. Chantal erinnerte sich an die Zeiten der hohen Passübergänge in Südamerika und war froh, dass noch Coca-Kautabletten im Auto lagen.

Erneut steuerten wir in Richtung Norden und dem Rocky Mountain Nationalpark entgegen. Durch viele Ferienorte, wo überall Hochbetrieb war, erreichten wir den Südwesteingang zum Nationalpark. Da wir für die Einfahrt keine Reservation vorweisen konnten, mussten wir wenden und anderthalb Stunden warten; ab 14 Uhr war die Durchfahrt für jedermann offen. Zwar verstanden wir das System der Reservation nicht ganz, waren aber froh, dass uns der Zutritt gewährt wurde.

Inzwischen zogen dunkle Wolken auf und schon bei der ersten Steigung regnete es ausgiebig. Weiter oben wechselte der Regen über zu Schneeschauer und ein kräftiger Wind liess uns schön brav im schützenden Auto verweilen. So überquerten wir die verschiedenen Pässe und hofften immer wieder, einen Blick auf die höchsten Berge im Park zu haben. Leider wurde uns dieser Wunsch nicht erfüllt und wir vertrösteten uns auf den nächsten Tag, der eigentlich wieder sehr vielversprechend begann. Doch auch für diesen Tag hatten wir keinen freien Termin für eine mögliche Zufahrt zu einem entsprechenden Aussichtspunkt reservieren können; für einen freien Termin hätten wir uns eine Woche gedulden müssen. Kopfschüttelnd und etwas irritiert verliessen wir den Rocky Mountain N.P. in Richtung Boulder.

Bis Boulder/CO folgte die Strasse durch eine sehr enge Schlucht, wo links als auch rechts die steilen Wände hoch geklettert wird und es kribbelte in mir (Tom), auch irgendwo hoch zu steigen. In Boulder selbst, einige sagen, hier wurde das Klettern und Bouldern erfunden, war für uns eher eine normale amerikanische Grossstadt und Kletterlegenden spazieren bekanntlich nicht durch die Strassen. Auch für uns war es nicht ein Ort zum Verweilen; die westlich liegenden Berge zogen uns zurück in die Höhe.

Chantal und Tom/August 2023