>Bilder ganz unten!
…und zurück nach San Francisco
Wir waren froh, San Francisco hinter uns zu lassen und steuerten in direkter Fahrt den Rocky Mountains entgegen. Das Stadtleben gefiel uns nicht besonders, ebenso die langweilige Autobahnfahrt durchs Zentral-Valley, bis es endlich bergauf in die ersten Höhen ging. Unser Ziel war der Besuch des Yosemite-Nationalparks, das verschiedene Organisationen als Tagesausflug von San Francisco aus anbieten. Wir aber hatten es wirklich nicht so eilig und genossen unsere Unabhängigkeit. Zudem hatten wir auf der östlichen Seite des Yosemite-N.P. ein Treffen mit Reisefreunden der Panamericana-Tour vereinbart, die für uns ein Ersatzteil aus Deutschland mitgebracht haben und irgendwo muss ja die Übergabe stattfinden.
Da uns genügend Zeit zur Verfügung stand, wählten wir den Umweg über Modesto, wo wir das Weinhaus Bearfoot aufsuchen wollten. Zwar gedeihen in der Umgebung von Modesto nicht nur allerhand Nüsse und Früchte, sondern riesige Weingüter runden das Bild ab. Das gesuchte Weinhaus fanden wir leider nicht und waren etwas überrascht, dass die meisten Trauben der Weinkellerei Bearfoot in einer ganz anderen Gegend heran reifen.
Nach den Irrfahrten und Sucherei in Modesto, steuerten wir den Sonara-Pass an, der nördlich des Yosemite-N.P. liegt. Das Wetter war zu dieser herbstlichen Zeit wunderbar, leider aber in den Höhen nachts bereits empfindlich kühl. Zu unserer Überraschung, hatten schon die meisten Campingplätze der Nationalwälder bereits geschlossen und wir mussten uns irgendwo im Wald eienn Übernachtungsplatz suchen. Zu unserem Verdruss, war in ganz Kalifornien immer noch der Feuerbann aktiv und ein abendliches Feuer war ausserhalb offizieller Feuerstellen verboten. Somit zogen wir uns immer sehr früh in unseren Camper zurück und sehnten die ersten morgendlichen Sonnenstrahlen herbei.
Die Fahrt über den fast 3000 Meter hohen Sonora-Pass war anderntags ein wunderbares Erlebnis im Hochgebirge und die herbstliche Farbenpracht entschädigte die kalte Nacht.
Immer noch im zeitlichen Vorsprung, unsere Freunde steckten im Death-Valley fest, nutzten wir die Zeit für einen Besuch in der ehemaligen Minenstadt Bodie, wo einst mehrere Gesellschaften nach dem Edelmetall gruben und der Ort ein Hotspot für Glücksritter war. Die Glanzzeiten dieses Ortes liegen schon fast 150 Jahre zurück und die meisten Arbeiter mussten den Ort wieder so verlassen, wie sie in diese Bergwelt hoch stiegen um in irgendeinem Stollen nach möglichen Goldadern zu graben. Von der ganzen Stadt stehen heute noch wenige Gebäude, das Gelände der Minen selbst darf man infolge der unstabilen Böden nicht betreten; alles soll irgendwie ausgehöhlt sein, und die Abstützungen untertags sind vermutlich mehr morsch als tragende Elemente.
Als Zeitvertreib umrundeten wir noch den Mono-Lake, was mehr eine Schaukelfahrt als Offroadabenteuer bedeutete und Chantal entsprechend froh war, als wir die Sandpiste endlich verlassen konnten. Eigentlich schade, dass die Amis mit ihren ATV’s viele Schotter- und Sandpisten komplett umwühlen und für normale Fahrzeuge fast unpassierbar machen. Nach der Tortour für den Jeep als auch für die Insassen klappte es mit unserem Treffen am Fuss des Tioga-Passes und wir hatten das gewünschte Ersatzteil für unseren Jeep endlich wieder zur Verfügung. Zur Verständigung; für den Jeep findet man in den USA eigentlich alles, ausser Teile für unseren Dieselmotor, den es so nur in Europa gibt.
Uns war es am Mono-Lake auf dem RV-Park, wo wir kein Feuer machen konnten, eindeutig zu kalt und wir suchten einen naheliegenden Campingplatz der Forstverwaltung auf, wo ein abendliches Feuer in der vorgesehenen Stelle erlaubt war. Ganz unverbindlich machten wir mit dem PanAm-Paar ein Treffen im Yosemite-Valley ab, wo wir gemeinsam hofften, einen Stellplatz für die nächstfolgende Nacht zu finden.
Die Fahrt von Lee Vining hinauf auf den Tioga-Pass und in den Yosemite-N.P. war an diesem herbstlichen Tag erneut eine Tour wie aus dem Bilderbuch. Zwar war der Verkehr für diese Jahreszeit beachtlich, doch nicht nur wir, sondern viele wollten von dieser zauberhaften und sehr weitläufigen Gebirgswelt bei besten Wetterbedingungen profitieren. Die ersten Granittürme und Dome waren die ersten Vorboten, was unten im Valley zu sehen war. Nachdem ich (Tom) von der Passstrasse den Halfdom erspähen konnte, war die Vorfreude fürs untenliegende Tal noch grösser.
Doch die Enttäuschung bei der engen Zufahrt hinein ins Tal von Yosemite-Village war entsprechend gross: Ein kontrollierter Feuer verrauchte das ganze Tal und von die wunderbaren Graniterhebungen waren im ganzen Qualm nur noch schleierhaft zu erkennen. Und zu unserem weiteren Verdruss: Überall ein riesiges Gedränge an Menschenmassen, als wäre hier alles umsonst. Die möglichen und offenen Übernachtungsplätze waren alle gut ausgelastet und dichtes Stehen war selbstverständlich. Zudem müssen die Stellplätze im Yosemite-Valley im Internet vorgebucht werden und für diesen Abend gab es nur noch einen Platz mit all möglichen Anschlüssen, die wir eigentlich gar nicht benötigen, für lächerliche $110. Hätten wir vorgebucht, so hätten wir in diesem verrauchten Tal bleiben und durch die Nacht die brennenden Augen reiben müssen.
Wir verliessen den Park in südwestlicher Richtung und fanden gleich ausserhalb eine günstige Übernachtungsmöglichkeit, die nicht gleich unser Reisebudget sprengte, und alles ohne Rauch und Reizhusten. Leider trafen wir das PanAm-Paar nicht mehr, da unsere gegenseitige Kommunikation nicht überall die beste Verbindung hatte und so ging jedes Paar seine eigenen Wege.
Am Folgetag kraxelten wir erneut hinauf zum Yosemite-N.P. und steuerten gleich den Glacier Point an, der südlich und oberhalb von Yosemite-Valley liegt. Das Wetter war erneut ausgezeichnet und der Rauch im Valley lag bald hinter uns. Von oben war die Sicht auf die wunderbaren Granitberge und –gipfel ein wahrer Augenschmaus und ich (Tom) hätte gleich stundenlang in die Weite schauen können; es war einfach fantastisch.
Mit diesen tollen Eindrücken vom Yosemite-N.P. kehrten wir zurück nach San Francisco. Vielleicht klappt es dort mit unserem Treffen und ich (Tom) hatte noch ein offenes Geschäft mit einem Händler in San Francisco, der mich über die „Tischkante“ gezogen hatte. So ging es erneut durch das weite und monotone Zentraltal zurück zum Pazifik in die sagenumworbene Metropole. Beim Händler wurde ich vermutlich ein zweites Mal über die „Tischkante“ gezogen, doch hatte ich am Schluss einen gewissen Gegenwert, der mir etwas nützt. Dafür klappte es abends endlich mit unserem Treffen. Bis tief in die Nacht hinein sassen wir draussen und tauschten unsere Reiseerlebnisse nach der PanAm-Tour aus.
Am nächsten Morgen ging es erneut zur Golden Gate-Brücke, durch den westlichen Stadtteil von San Francisco zur Pazifikküste und weiter südwärts. Die erneute Rückkehr nach San Francisco ermöglichte uns auch eine ganz neue Routenplanung und die Küstenstrasse soll ebenfalls eine Traumstrecke sein. Und, am Meer soll es – laut Chantal – ja immer schön sein.
Chantal u. Tom/Nov. 2023