Pauschaltouristen

>Bilder bei Textabschnitten!

….über Ecuador – Kolumbien nach Panama

Nach vielen tausend Kilometer auf den südamerikanischen Strassen und Wegen mussten wir uns für kurze Zeit von unseren Wohnmobilen trennen, eine Tasche mit den nötigsten Dingen packen und in Santiago ins eng bestuhlte Flugzeug einsteigen. Ja, die ungebundene Freiheit war vorerst vorbei und wir mussten uns minutiös ans Programm unserer Alternative halten.

Dass man von Santiago nicht einfach nach Quito/Ecuador fliegen kann, sondern über Panama jetten muss, verlängerte unseren Tag um ein Vielfaches. Erst spät abends erreichten wir unser Hotel in der kolumbianischen Hauptstadt, wo anderntags gleich unser Bus für die Stadtführung zur frühen Stunde vor dem Hotel stand. Selbstverständlich durfte der nördlich liegende Äquator nicht ausgelassen werden, was den Tag gleich noch etwas anstrengender machte.

In Quito selbst durchstreiften wir viele Gassen und Wege des alten Zentrums und waren – nach den bereits erlebten Hauptstädten auf dem südamerikanischen Kontinent – von der Sauberkeit positiv überrascht. Auch war an diesem Samstag im historischen Stadtteil einiges los und nebst den vielen Touristen schlängelte sich auch die lokale Bevölkerung durch das schöne Zentrum. Nebst dem Gedränge an gewissen Punkten ist die Vergangenheit allgegenwärtig und überall stehen Büsten von irgendwelche Persönlichkeiten aus der ecuadorianischen Vergangenheit auf irgendeinem Sockel.

Dass es in Ecuador zwei Äquatorlinien gibt, ist auf die frühere Ungenauigkeit der Vermessung zurück zu führen; wir waren bei der echten Linie und mit verschiedenen Demonstrationen wurde dies uns auch entsprechend vorgeführt, was bei unserem Physiker in der Gruppe zu Schmunzeln und Augenzwinkern führte. Dafür war das dazugehörige Museum über die indigenen Völker sehr aufschlussreich und flösste uns einen gewissen Respekt der Kopfjäger im Amazonasgebiet ein. Hoffen wir, dass wir in den nächsten Tagen nicht zu deren Beute werden und den Dschungel mit unserem Haupt verlassen können.

Die Erholung nach den vielen Eindrücken vom wunderbaren Quito waren noch nicht richtig verarbeiten, schon hiess es; raus aus den Federn und rein in den Luxusbus. Von Quito aus ging es durch die Anden in den östlich liegenden Regenwald hinunter; für vier Tage stand ein dicht gedrängtes Programm in einer Dschungellodge auf dem Programm. Die Teilnahme an den verschiedenen Aktivitäten war zwar freiwillig, doch die Angebote waren für mich (Tom) dermassen attraktiv, dass ich kaum wiederstehen konnte.

Schon die Anfahrt mit dem Boot war dermassen speziell, dass man gleich das Gefühl hatte, sich fernab jeglicher Zivilisation zu bewegen. Trotzdem bot uns die Unterkunft alle Annehmlichkeiten der zivilisierten Welt. Mich faszinierte immer wieder, dass bei jedem Ausflug das Boot benutzt wurde und den Eindruck der Abgeschiedenheit untermalte.

So besuchten wir das dörfliche Leben der indigenen Bevölkerung und liessen uns Verschiedenes ihres täglichen Lebens zeigen. Selbstverständlich durfte die Kurzeinweisung im Blasrohr schiessen nicht fehlen, wo die teilnehmenden Frauen die Männer bei der Treffsicherheit um Längen schlugen. Der Besuch bei einem Schnitzer rundete unseren Rundgang ab, so dass wir uns entsprechend mit seinen frisch geschnitzten Erzeugnissen eindecken konnten.

Mit Wanderungen in unterschiedlichen Naturparks, dem Besuch einer Auffangstation für verletzte und von Menschen unwürdig gehaltene Tiere, die für die Auswilderung fit gemacht werden oder der Kakaobäuerin über die Schulter zu schauen, wo uns alles über den Anbau bis zur Verarbeitung gezeigt wurde, rundeten den Besuch draussen im Dschungel ab. Das Programm war wirklich umfassend, ja fast zu viel wurde uns geboten, so dass das Relaxen am Pool zu kurz kam.

Kaum hatten wir uns ans Gebrüll der Affen und Gezwitscher der Vögel gewohnt, schon mussten wir unsere Koffer packen und zur Weiterreise zurück über die Anden auf das Hochplateau von Quito fahren. Wir setzten zum nächsten Hüpfer nach Cartagena/Kolumbien an, d.h. erneut ein Flug via Panama zu unserem Ziel in der einst wichtigsten Stadt für die spanische Eroberung des südamerikanischen Festlandes. Jedenfalls war der Tag sehr anstrengend und der Zwischenspurt beim Umsteigepunkt in Panama forderte uns noch zusätzlich.

Ob nun Cartagena die Perle der südamerikanischen Städte ist oder nicht, lassen wir  jeden selbst entscheiden, doch die Altstadt konnte ihren Flair bis in die heutige Zeit bewahren und selbst die Bausünden im historischen Kern stören kaum. Die Rhythmen der Karibik und das fröhliche Leben der Leute gingen weit in die Morgenstunden hinein. Nebst der fast obligaten Stadttour gab es eine Chivafahrt mit einem der legendären Busse, die früher der Landbevölkerung eine preiswerte Transportmöglichkeit anboten und alles transportierte, was transportiert werden musste.

Kaum hatten wir uns an die Rhythmen der Karibik gewöhnt – Cartagena hätte noch so manche Perle, die es zu entdecken gäbe – schon  drängte die Zeit erneut: Weiter ging es nach Panama, wo wir bald unsere Wohnmobile entgegen nehmen konnten. Endlich hatte das Leben im Flugzeug, in den Hotelhallen und Bussen ein Ende. Nicht nur wir – Chantal und ich – konnten diesen Moment kaum erwarten; herumjetten und Hotelferien sind definitiv nichts für uns!

Für die Fracht- und Zollpapiere musste unsere Agentin in Panama einen grösseren Aufwand betreiben, da solche Transporte anscheinend nicht alltäglich sind, so dass wir mit einem Bus zum Panama-Kanal und in den historischen Stadtteil gebracht wurden. Dass der lokale Stadtführer nicht gerade das goldene Händchen hatte, bewies er damit, dass wir genau zum Zeitpunkt der täglichen Flaute an den Schleusen standen. Die Stadtführung selbst war relativ informativ, doch leider vergass er immer wieder das Mikrofon der Headsets bei faulen Bemerkungen auszuschalten, was zu gewissem Missmut führte.

Dann war es endlich soweit! Wir konnten endlich unsere Fahrzeuge im Hafen abholen. Doch bis es soweit war, mussten wir – alle Fahrzeugeigner – uns viele Stunden in einer Zollagentur aufhalten, Papiere auf irgendwelche Fehler überprüfen und an vielen Schaltern irgendwelche Stempel entgegen nehmen. Wiederum musste unsere Agentin zu einer weiteren Zollstelle fahren und unsere Reiseleitung hatte schon Befürchtungen, dass sich die Übernahme der Autos um einen weiteren Tag verzögern könnte.

Am späteren Nachmittag kam doch noch Bewegung in dieser Geschichte, und wir wurden endlich ins Hafengelände herein gelassen. Nach der ersten äussern Begutachtung der Fahrzeuge händigte man uns die Schlüssel aus und wir machten uns gleich auf die Innenkontrolle der jeweiligen Fahrzeuge. Bei unserer vorausfahrenden Gruppe wurde während der Überfahrt oder in den jeweiligen Häfen sehr viel aus den Fahrzeugen gestohlen. Auch bei unsere Gruppe fehlte einiges und es gab im Innern sogar Sachbeschädigungen. Chantal und ich hatten diesbezüglich viel Glück und es wurde weder etwas entwendet noch gab es irgendeine Beschädigung. Ob es an der entsprechend Vorbereitung lag oder der Zugänglichkeit des Fahrzeuges – wir wissen es nicht, hatten aber diesbezüglich einfach grosses Glück.

Trotz der negativen Vorkommnisse waren wir alle sehr froh, unsere Fahrzeuge wieder zu haben und steuerten diese zurück zum Hotel, wo uns die zurückgelassenen Frauen einen herzlichen Empfang bereiteten. Nun galt es, die Wohnmobile wieder reisefertig zu machen. Wir – Chantal und ich – gönnten uns einen zusätzlichen Tag der Vorbereitung, da wir wirklich alles ausräumen und entsprechend der Bedürfnisse wieder einräumen mussten.

Nun kann unsere Reise auf der Panamericana weiter gehen; endlich haben wir unser mobiles zu Hause wieder und können die Landschaft so erleben, wie wir dies gerne tun. Morgen geht es endlich weiter in westlicher Richtung durch Panama und den weiteren zentralamerikanischen Ländern. Wir freuen uns unheimlich!

Chantal & Tom/2023-03-31