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….Panama – Costa Rica
Mit Ausnahme von Panama und Costa Rica wurden alle mittelamerikanischen Länder bis vor kurzer Zeit durch innenpolitische Konflikte stark in tiefe Krisen gestürzt. Die Folgen dieser langjährigen Auseinandersetzungen sind heute noch stark zu spüren und auch überall zu sehen. Die Länder litten stark an der eigenen Entwicklung und es bildeten sich fast überall Parallelgesellschaften. Für die Bildung von kriminellen Organisation war dies ein fruchtbarer Boden, und heute kämpfen diese Länder gegen dieses fast unlösbare Problem. Persönlich hatten wir auch das Gefühl, dass wir uns erneut durch Entwicklungsländer fahren: Neben Villen standen ganze Dorf- oder Stadtteile, die eher Elendsviertel glichen als entwickelten Wohnraum.
Und, überall Schmutz und Abfall; ganze Berge von Müll lagen an den Strassenrändern und verschandelten ihre wunderbare Landschaft. Schade, dass die betroffenen Menschen nicht etwas sensibler darauf reagieren und den Staat dafür verantwortlich machen, aber gleichzeitig ihren Abfall über den Strassenrand kippen. Ob es mit der Bildung oder von den Menschen selbst her kommt; wo die Leute gebildet sind, war es meist viel sauberer als in Gebieten, wo hauptsächlich die indigene Bevölkerung zu Hause ist. Costa Rica schuf 1949 die Armee ab und setzte das frei gewordene Geld für Bildung und Gesundheit ein; die Früchte dieses Entscheides sind heute wahrlich seh- und fühlbar.
Zurück zu unserem Roadtrip, der in Panama endlich wieder seinen Lauf nahm: Nach der gründlichen Vorbereitung für unsere Weiterfahrt, folgten wir unserer Gruppe einen Tag später auf der „Panamericana“ in nördlicher, bzw. westlicher Richtung. Doch kaum hatten wir die schützende Unterkunft am Panamakanal verlassen, wurden wir schon das erste Mal mit dem lokalen Verkehrschaos konfrontiert. Die Brücke, die gleich von Panama-City in westlicher Richtung über den Kanal führt, war der Verkehr noch fliessend, stockte aber anschliessend vor der nächsten grösseren Ortschaft. Vielleicht auch ein Zeichen der vergangenen Verkehrspolitik, wo die Eisenbahn still gelegt wurde und sich heute alles auf den Strassen bewegt; ob Eselkarren, Busse und überlange Lastzüge bis hin zu den schrottreifen Autos.
Bald hatten wir die „Schnauze voll“ von dieser stark befahren Strasse, bogen ab und suchten unser Glück auf den Nebenstrassen durchs Gebirge. Es war auch gleich ein Eintauchen in eine andere Welt, wo vieles noch einen anderen Stellenwert hat. Leider schenkten wir den Gepflogenheiten von Panama zu wenig Beachtung, wo Grossgrundbesitzer oder eine gewisse Bevölkerungsschicht ganze Gebiete für sich beanspruchen können und diese weiträumig sperren. Mit viel Stacheldraht und entsprechender Security wird das Gebiet bewacht und uns wurde die Weiterfahrt verwehrt. Die jeweiligen Wächter konnten wir nicht überzeugen, dass diese Strasse auf unserer Karte als öffentliche Strasse eingezeichnet ist und wir gerne durchfahren würden. Tja, andere Länder – andere Sitten. L
Bei der weiteren Durchquerung von Panama suchten wir immer wieder Wege, die weg von dieser stark befahren „Panamericana“ führte. So erreichten wir immer wieder sehr dünn besiedelte Gebiete entlang des Gebirgszuges, der sich von Ost nach Westen durchs Land zieht. Nördlich der „Cordillera Central“ gab es auch für unseren Jeep in diesem Dschungel keine Chance eines Vorwärtskommens. In diesem Urwald und den Gebieten der indigenen Volksgruppen gab es für uns kaum sinnvolle Strassenverbindungen.
Nach den vielen Höhen und Tiefen entlang des Zentralgebirges ging es hinunter in das Tiefland, wo ein Dorf nach dem andern folgte. Dahinter lagen meist ausgedehnte Plantagen mit Ölpalmen, oder weite Gebiete, wo der ursprüngliche Wald gerodet wurde und nun Rinderherden grasten; schlussendlich muss der Hunger nach billigem Fleisch gestillt werden.
Weiter westlich auf unserer Route wichen die Ölpalmen und Rinder mehr und mehr dem Zuckerrohr, der als Süssstoff in alle Welt exportiert oder vor Ort zu Rum verarbeitet wird. Fast zwangsläufig mussten wir durch die Hallen einer solchen Brennerei schlendern und waren vom Stolz der Brenner sehr beeindruckt; schlussendlich machen sie den besten Rum, was bei der anschliessenden Verköstigung fast zu kurz kam. 😉
Bis zum Grenzübertritt nach Costa Rica war es nicht mehr weit, und geduldig erlernten wir die langen Wartezeiten an den verschiedenen Schaltern. Was im heimatlichen Europa schon längst Vergangenheit ist, gehört in Mittelamerika zum Alltag. Unzählige Papiere mussten ausfüllt werden, und Stempel an den verschiedenen Stellen waren unabdingbar. Bei einem fehlenden Stempel musste man gleich wieder bei Feld eins beginnen. Selbstverständlich waren fast immer irgendwelche Gebühren fällig und obendrein war unsere Autohaftpflichtversicherung, die eigentlich in ganz Mittelamerika seine Gültigkeit hätte, plötzlich nicht mehr in Ordnung. Für viele Dollars gab es einen entsprechend neuen Versicherungsschutz und wir fragten uns gleich, welcher Minister hier wohl seine Hände im Spiel haben könnte.
Nach ein paar Stunden ging unsere Fahrt endlich weiter. Sofort galt es auch, die neuen Verkehrssitten richtig zu interpretieren und die entsprechenden Höchstgeschwindigkeiten einzuhalten. Ausländer werden angeblich gerne gebüsst! Wie auch schon erwähnt, bewegten wir uns in der „Schweiz Mittelamerikas“ und nicht nur auf der Strasse war die Disziplin wahrlich spürbar. Auch den bereits gewohnten Anblick ganzer Müllkippen am Strassenrand suchten wir hier vergebens. Wow, welch schönes Coata Rica!
Doch auch hier stehen die Ölpalmplantagen entlang der Strasse und Monokulturen für landwirtschaftliche Produkte haben meist nicht nur für die Natur schlechte Auswirkungen. In einem Bioreservat, eingeklemmt zwischen Ölpalmen, gingen wir auf Bootstour, hoffend, irgendwelche Wildtiere aus sicherer Entfernung beobachten zu können. Nebst Affen in den Bäumen war diese Safari eher ein botanischer Ausflug durch den Unterlauf eines Baches. Der Führer erklärte uns, dass die ganzen Dünge- und Spritzmittel nicht ganz unproblematisch seien und sie sähen die schleichende Zerstörung fast bei jeder Bootstour.
Die Luftfeuchtigkeit entlang des Pazifiks war sehr hoch und auch die abendlichen Insekten setzten uns mit ihren Stichen ebenfalls stark zu. Die Papageien (Aras) in den Bäumen konnten uns nicht umstimmen, obwohl man diesen wunderbaren Tieren stundenlang zuschauen könnte. So verliessen wir die Traumstrände, kletterten hinauf auf die „Cordillera de Talamanca“ und genossen auf 3‘000 Meter Höhe eine angenehm frische Nacht.
Nach der erholsamen Nacht setzten wir unsere Fahrt weiter durch das hügelige Bergland in Richtung „San José“ fort. Der Kaffeeanbau bildet in diesem Gebiet die Haupteinnahmequelle und ist an den steilen Hängen auch entsprechend arbeitsintensiv, was sich an den jeweiligen Grössen der Dörfer wiederspiegelte. Unterhalb 1‘300 Meter ist kein Kaffeeanbau mehr möglich und in der näheren Umgebung der Hauptstadt folgen normale Höfe für Milch- und Fleischproduktion.
„San José“ liessen wir links liegen, besuchten dafür den naheliegenden und aktiven Vulkan „Poás“ und eine grössere Kaffeeplantage. Während diesen Führungen wurden wir durch einen lokalen Guide sehr gut betreut und viel Wissenswertes über das Land als auch die aktuellen Gepflogenheiten wurde uns weiter gegeben. Es war sehr erstaunlich zu hören, dass sich Costa Rica mehr und mehr von den USA als Abnehmer der landwirtschaftlichen Güter abwendet und die Europäern mehr und mehr zu ihren Kunden zählt. Bei den Amis dreht sich angeblich alles nur um den Preis, für die europäischen Abnehmer ist die Ökologie auch ein Thema und der höhere Preis wird entsprechend akzeptiert.
Über unzählige Erhebungen, Hügelzüge oder um Vulkane herum steuerten wir die „Laguna de Arenal“ an. Ein wunderbares Gebiet, das eigentlich irgendwo in den Voralpen sein könnte und selbst die grasenden Kühe untermalten diesen Eindruck. Wanderungen zu den Vulkanen oder Thermalbäder lockten fast in jedem Dorf und die schöne Landschaft wird von der Tourismusindustrie entsprechend stark genutzt. Die Preise in Costa Rica sind schon hoch, hier oben im wilden Urwald liegen sie vermutlich – höhenbedingt – gleich noch eine Stufe höher.
Unsere Tage waren bald gezählt, ein letztes Camp auf einer Finca führte uns in die Nähe der nicaraguanischen Grenze. Für diesen Grenzübertritt mahnte uns die Reiseleitung für einen frühen Aufbruch, so dass wir noch bei Tageslicht weiterfahren könnten. Doch wie hätte es anders sein können; wir waren erneut die Letzten, die die Finca verliessen und wählten nicht den schnellsten Weg zur Grenzstation, sondern den direktesten durch den Wald. Somit haben wir die lange LKW-Kolonne auf der Strasse nur zur Hälfte gesehen. LKW-Fahrer müssen für diese Grenze bis zu vier Tage einplanen! Mit eingeschalteter Warnblinkanlage überholten wir die ganze Kolonne auf der Gegenfahrbahn und fuhren direkt vor das Grenzgebäude für die Ausreise aus Costa Rica.
Während auf der anderen Seite des Grenzzaunes die nicaraguanische Fahne im Winde wehte, übten wir uns erneut im geduldigen Anstehen. Vielleicht schaffen wir es noch bis zum Sonnenuntergang…..
Chantal & Tom/April 2023