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….vom Huelva über Portugal nach Madrid
Das Aprilwetter hatte uns beim Anlegen der Fähre bereits eingeholt; die Wolken hingen tief, und vereinzelte Regentropfen klatschten auf die Windschutzscheibe. Tja, dann wird wohl nichts mit angenehmer Wärme und Sonnenschein im südlichen Spanien und Portugal. Obwohl die Wetterprognosen eher feuchte Tage ankündigten, wagten wir unsere Fahrt „querfeldein“ in Richtung Portugal.
Huelva lag bereits hinter uns und wir holperten durch weite Wälder, wo die Föhren in Reih und Glied angepflanzt wurden, schlichen uns durch irgendwelche Fincas zurück auf die Strasse und suchten so unseren Weg in Richtung Portugal. Der Grenzübergang war kaum wahrnehmbar und nur die grosse blaue Tafel mit dem Sternen und der Aufschrift Portugal machte uns darauf aufmerksam, dass wir soeben eine Landesgrenze überschritten haben. Weder eine Grenzkontrolle noch irgendwelche Hinweise bezüglich Covid-19; wirklich nichts in dieser verlassenen Gegend.
Unsere Idee war, unsere Fahrt in Portugal dort zu beginnen wo wir 2020 Forfait gaben. Wir zogen von diesem Punkt aus eine gerade Linie über die Landkarte und folgten möglichst nahe an dieser Linie in Richtung Nordwesten. Aber anstatt dieser Linie zu folgen, mussten wir vorerst einen Umweg südlich des „Parque Natural do Vale do Guadiana“ wählen. Doch in dieser fast menschenleeren Gegend bereitete auch der Umweg viel Spass und so erreichten wir die Geisterstadt „Mina de São Domingos“, wo bis in die achtziger Jahre Erze abgebaut wurden. Der Ort und die Minengesellschaft haben bis in die heutige Zeit einen eher zwiespältigen Ruf, was man der jetzigen Feriensiedlung kaum noch ansieht.
Seit Februar 2021 gibt es in Portugal ein neues Gesetz, das freies Stehen ausserhalb von ausgewiesenen Orten über Nacht verbietet. Für uns war es eine komplett neue Ausgangslage und etwas zurückhaltend suchten wir jeden Abend einen entsprechenden Platz auf. Doch, im Gegensatz zu den vergangenen Monaten in Spanien und seinen Inseln, gibt es in Portugal praktisch in jedem grösseren Ort einen entsprechenden Platz, wo man für wenige Euros sein Nachtlager aufschlagen darf.
Nach drei Tagen standen wir endlich wieder am Atlantik, dort, wo wir 2020 unsere Reise wegen der Kälte und Corona abbrachen und nach Hause zurückkehrten. Unsere Fahrtrichtung wurde umgehend nordwärts eingeschlagen und schon folgten wir der Westküste in Richtung Lissabon. Zu unserer Überraschung; wir konnten fast überall die Wege nutzen, die quasi der Küstenlinie folgten und nirgends stand ein Verbotsschild noch waren die Wege durch Barrieren versperrt.
Vor dem weitläufigen Flussdelta und Lagune des „Rio Sado“ war es auch mit unserer Schleichfahrt durch die Dünenlandschaft vorbei und wir mussten uns mit dem Teerband zufrieden geben. Die Fähre brachte uns dann spätabends hinüber in die pulsierende Stadt Setúbal, wo sich die Einheimischen in den vielen Bars sich für einen gemütlichen Abend bereit machten.
Wir wollten nicht in die Rushhour des Freitagabends in Lissabon geraten und so zogen wir eine Übernachtung an der Westküste unter Surfern vor. Übrigens, die ganze Westküste Portugals muss für die Surfszene ein einmaliger Hotspot sein und an all erdenklichen Ecken und Buchten wird auf die ultimative Welle gewartet. Nebst dem Kick des Wellenrittes tragen die Surfer auch entsprechend der ganzen Freizeitindustrie bei. Überall wird entsprechendes Business betrieben und das Geld scheint locker über den Ladentisch zu gehen.
An einem frühen Samstagmorgen erreichten wir schlussendlich Lissabon. Leider mussten wir die Autobahnbrücke über den „Rio Tejo“ wählen, da wir den Ort, wo eine Autofähre übersetzen würde, nicht fanden, oder diese Verbindung nicht mehr existiert. Trotz allem, auch ohne Ankunft per Schiff, war das Durchkreuzen dieser Metropole ein weiteres Highlight unserer Rückkehr. Nebst den vielen alten Gebäuden überraschte uns teilweise die gewagte und moderne Architektur. Die am Quai liegenden Ozeanriesen liessen auch auf eine grosse Masse an Touristen in der Stadt vermuten und überall waren an diesen warmen Tagen unendlich viele Menschen unterwegs.
Nach Lissabon durfte das „Cabo Roca“, den westlichsten Punkt des europäischen Festlandes, nicht in unserer Sammlung fehlen. Doch nicht nur wir, sondern ganze Kolonnen an Autobussen bewegten sich zu diesen westlichen Punkt, der einfach besucht werden muss. Trotz der Besuchermassen war das „sein“ an diesem Punkt etwas Besonderes; weiter westlich kann man in Europa nicht gehen!
Danach bogen wir in Ericeiria nach Osten ab und folgten erneut unserer geraden Linie – auf der Karte – nach Madrid. Über eine hüglige Landschaft, die mehr Gebirge vermittelt als es tatsächlich ist und überall wurde in den Reben gearbeitet. Vermutlich trinken die Portugiesen nur Wein! Später erreichten wir die Weiten des „Rio Tejo“, wo auf den riesigen Feldern die Bauern mit ihren Maschinen die Felder bestellten. Nach dem Weinanbau folgt in der Ebene der Getreide- und Gemüseanbau. Hier in dieser Ebene wird vermutlich alles für die Landwirtschaft getan und selbst bei den fast nicht mehr bezahlbaren Benzin- und Dieselpreisen lohnte sich das Tanken bei der Bauerngenossenschaft; vermutlich gab es den subventionierten Diesel auch für uns.
Nach der intensiven Landwirtschaft wurde es wieder gebirgiger und es folgten wieder extensivere Betriebe in Familienbesitz, wo Kühe, Schafe und Ziegen das Bild prägen. Nebst den vielen Landwirtschaftsbetrieben besitzt das Hinterland Portugal unzählige historische Schätze, und es weist immer wieder auf eine bewegte und erfolgreiche Vergangenheit hin. Die unzähligen Schlösser und Burgen zeugen heute noch von dieser glorreichen Zeit.
Getreu unserem Motto – man folge der Linie auf der Karte – überquerten wir östlich von Castelo de Vide die Grenze nach Spanien auf einem „Wald und Wiesenübergang“ und waren erstaunt, dass ein kleiner Fluss, eine Furte mit beidseitigem Pistenanschluss, die beiden Länder trennt. Diesmal stand nicht einmal ein Schild, das uns darauf aufmerksam gemacht hätte, dass wir nun in Spanien sind.
Kurz nach dem Grenzübertritt folgte der jüngste Nationalpark Spaniens (P.N. de Montfragüe), wo nebst vielen Raubvolgelpaare wie Mönchsgeier, usw., rund 75% aller geschützten Vogelarten heimisch sind. Dieses Gebiet zieht entsprechend viele Vogelkundler an, und bei unserem Besuch waren sie in grosser Anzahl mit ihren Fernrohren auf Pirsch. Dass, z.B. die Covid-19-Massnahmen in Spanien immer noch ihre Gültigkeit hatten, interessierte diese Naturliebhaber kaum und sämtliche örtliche Regeln wurden in den Wind geschlagen; vermutlich dienen sie nur den Einheimischen. L
Nach dem Parque de Montfagüe entdeckten wir die „Cañada Real“, einem weiten Netz ehemaliger Viehtriebkorridore, die auf ein königliches Gesetz auf das 13. Jahrhundert zurückgehen und heute ein Eldorado für Wanderer und Mountainbiker sowie Offroader sind. Für den Viehtrieb werden diese Wege kaum noch genutzt, doch als öffentliches Land sind diese 72 Meter breiten Korridore zwischen den Fincas für alle zugänglich und bescherte uns mit Wegen abseits der Hauptverbindungen. Doch es war nicht immer klar, wo die Grenze zwischen dem öffentlichen Land und einer Finca ist und schon standen wir abends auf der falschen Seite. Wir hatten uns schon eingerichtet und genossen den abendlichen Apéro, als sich aus dem Busch ein Pick-Up uns näherte. Zuerst etwas unfreundlich, doch als der Bauer begriff, dass wir ausländische Touristen waren, wurde uns eine Nacht auf seiner Finca gewährt. Zum Abschluss bat er uns, keinen Müll zu hinterlassen, was eigentlich selbstverständlich ist, doch in Spanien……; tja, Spanien und sein Müll! Irgendeinmal wird das Land im Abfall untergehen. Selbst auf dem Viehtriebkorridor, wo eigentlich weit und breit nichts zu finden ist, liegen Getränkedosen, PET-Flaschen und sonst jeglicher Müll in der Landschaft. Schade!
Die weiten Landschaften von „Extremadura“ und „Castilla-La Mancha“ lagen hinter uns, als ein Schild die Region Madrid ankündigte. Nein, von der städtischen Agglomeration war noch nichts zu sehen. Doch der zunehmende Verkehr – wir waren wieder auf normalen Strassen unterwegs – kündigte etwas dichter besiedelte Gebiete an. Die Strassen wurden zu richtungsgetrennten Autobahnen und bald konnten wir in weiter Ferne die ersten Hochhäuser von Madrid ausmachen.
Ob es Zufall oder an unserer Planung lag; wir erreichten Madrid an einem Samstagnachmittag und hofften auf etwas angenehmere Verkehrsverhältnisse in der spanischen Metropole. Doch für ängstliche Fahrer ist selbst der Samstag eher anspruchsvoll; vermutlich haben alle Madrider irgendeine Rallyausbildung hinter sich und setzen ihren Fahrstill entsprechend um. Frauen erlebten wir auf diese Art nicht; mag sein, dass das männliche Geschlecht hinter dem Steuer sitzt, oder sie noch defensiver unterwegs waren als wir. 😉
Bevor wir uns auf dem Campingplatz begaben, der sich nordöstlich vom Zentrum befindet, besuchten wir das Fussballstadion vom legendären Club „Real Madrid“. Dank dem bevorstehenden Spiel wurden um das Stadion schon viele Attraktionen dargeboten und die fliegenden Händler mit entsprechenden Fanartikel übertrumpften sich mit gegenseitigen Angeboten. Wir zogen auch einen Besuch des abendlichen Spiels in Erwägung, doch der ruhige Abend auf dem Campingplatz obsiegte.
Bei einem Glas Wein liessen wir den Abend ausklingen und träumten von unserer weiteren Durchquerung in Richtung Andorra; selbstverständlich entlang unserer geraden Linie auf der Landkarte.