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…die Rückreise nach Fuerteventura und Gran Canaria
Lanzarote war eine wunderbare Insel, doch so richtig verliebt waren wir nie in sie. Ob es an ihrer Grösse lag, oder der Besiedlung? Oder war es der ständige Wind, der uns das Leben während manchen Nächten schwer machte? Wir wissen es nicht mit Bestimmtheit! Dafür fühlten wir uns gleich nach der Ankunft bei unserer Rückreise auf Fuerteventura pudelwohl und, obwohl bereits schon vieles auf ihr erlebt, brachen wir gleich zu weiteren Abenteuern auf. Die relative dünne Besiedlung, die weiten Landschaften ohne irgendwelche Häuser und dem wüstenähnlichen Aussehen begeisterte uns erneut.
Obwohl der Wind immer noch ein tägliches Thema war und wir unsere Übernachtungsorte immer nach der möglichen Windrichtung aussuchten, fanden wir bei unserem zweiten Aufenthalt erneut die unmöglichsten Wegverbindungen, die vermutlich nicht einmal alle Einheimischen kennen. (Siehe auch Bericht „Offroad – Fuerteventura“.) Auch erlebten wir nicht nur Sonnenschein und staubige Wege; nein, gewitterartige Regengüsse und ganze Wege unter Wasser. Innert Minuten verwandelte sich die Staubpiste in einen schlammigen Bach und setzte die bereit liegenden Felder wunschgemäss unter Wasser. Nach einer Viertelstunde war der ganze Spuck vorbei und etwas verstohlen liess sich die Sonne hinter den abziehenden Wolken wieder erblicken.
Destotrotz setzten wir unseren Zick-Zack-Kurs fort; diesmal von Norden nach Süden. Nebst dem Anfahren bereits bekannter Orte, steuerten wir immer wieder neue Ecken an, erkundeten Wege in Flussläufen oder kraxelten über steile Wege der ATVs und Quads hinauf auf irgendeinen namenlosen Vulkanhügel. Das Verrückte an unserem Tun – wir waren nie irgendwo illegal unterwegs.
So erreichten wir an einem späteren Nachmittag den einstigen Hauptort Betancuria, von wo aus vor sehr langer Zeit die kanarischen Inseln unter die spanische Herrschaft gebracht wurden. Heute ist dieser Ort eher ein verschlafenes Nest mit sehenswerten Gebäuden und Massen an Besuchern. Zuerst stellten wir uns auch hinten an eine geführte Gruppe und lauschten den Erläuterungen. Doch bald schauten wir uns gegenseitig an und lachten; nein, jetzt noch nicht, vielleicht später im Seniorenalter bei einer Kaffee und Kuchenausfahrt, jetzt sind wir noch nicht reif genug dafür.
Südlich von Pájara liegt das unter UNESCO geschützte Lichtschutzgebiet und auf ein paar hundert Meter sollte sich der nächtliche Sternenhimmel zum Besten geben. Leider waren die Wolken zu dicht und die Wetteraussichten für die nächsten Tage nicht gerade ermutigend, zumal hätten uns der Wind und die unberechenbaren Böen nachts vermutlich von der luftigen Strasse gepustet.
So setzten wir unsere Fahrt in südlicher Richtung fort, vergnügten uns noch etwas im Sandkasten für „grosse Buben“ (Parque Natural del Jable) und wühlten uns – ganz legal – auf den Sandpisten Morro Jable entgegen. Zwischenzeitlich lachte die Sonne wieder vermehrt hinter den Wolken hervor und der Wind verlor an Intensität. So legten wir bei der „Laguna de Sotavento“ unseren ersten längeren Badestopp ein. Nebst feinstem Sand waren die Wassertemperaturen gerade richtig für eine ausgedehnte Abkühlung und Erfrischung.
Nicht nur für uns war diese Lagune mit seinem Sandstrand eine Superentdeckung, sondern die ganze Tourismusindustrie hatte ihre Hotelanlagen am Rand dieses langgezogenen Strands gebaut und erlaubte uns endlich wieder einmal so richtig im Internet herum zu surfen. So stellten wir auch bald einmal fest, dass die kürzere Überfahrt nach Gran Canaria ab Morro Jable doppelt so teuer ist als die viel länge Route ab Puerto del Rosario. Sofort buchten wir um und holperten die nächsten Tage wieder nordwärts dem Hauptort von Fuerteventura entgegen. Entsprechend unserer Reservierung für die Überfahrt hatten wir erneut genügend Zeit und genossen fast bis zum Einschiffungsort Nebenwege und Pisten der heimischen ATV- und Motorradfahrer. Tja, in Fuerteventura darf man noch ungehindert über solche Wege holpern und es machte richtig viel Spass.
Die am Vortag genossene reife Kaktusfrucht bescherte mir (Tom) noch einige Magenprobleme und auf der Überfahrt nach Gran Canaria war ich froh eine saubere Toilette zu haben und genügend Cola-Getränke zur Verfügung standen. Ob ich wieder so schnell in eine solche süsse Frucht beissen werde, möchte ich zwar nicht verneinen, doch es braucht vermutlich etwas mehr Überwindung.
Die Rückkehr nach Gran Canaria nach über einem Monat war ein Freudenfest fürs Auge; nach wüstenähnlichen Landschaften herrschte bei unserer Ankunft bereits Frühling. Überall war es grün und viele Bäume zeigten sich bereits in einer wunderbaren Blütenpracht.
Wir besorgten uns in Las Palmas noch das Nötigste für die nächsten Tagen und düsten westwärts aus dem Hauptort hinaus. Erst nach dem Aufsuchen eines möglichen und uns bekannten Platz für die Übernachtung stellten wir fest, dass auch die heimische Bevölkerung bereits am Freitagnachmittag aus der Stadt fährt und irgendwo mit ihren Campern sich hinstellt. Bei einer Finca, die heute ein Stellplatz für Camper ist, durften wir, nach Überzeugung der Besitzerin, dass auch wir eine Toilette und genügend Wasser dabei haben, schlussendlich für 6 Euro bleiben.
Bald waren unsere Pläne für den zweiten Aufenthalt geschmiedet: Diesmal beschränkten wir uns nur auf die Nordhälfte der Insel. Zudem wollte ich (Tom) noch zum Roque Nublo hochsteigen und diesen Monolithen, den man fast von der ganzen Insel aus irgendwie erblicken kann, ganz nah erleben. Da ich die Menschenmassen am Wochenende meiden wollte, verschoben wir die Wanderung auf Montag und so genossen wir am Samstag, sowie Sonntag die vielen Nebenstrassen im nördlichen Gran Canaria.
Doch was heisst hier Nebenstrassen: Die meisten Strassen auf Gran Canaria sind eh wie Nebenstrassen, egal wieviel Verkehr auf ihnen herum fährt und vor allem an Wochenenden bewegt sich auf diesen Verkehrsverbindungen sehr viel. Ob nun Auto- oder Motorradfahrer, Fahrrad- oder Quadfahrer, die ortsansässige Bevölkerung liebt ebenfalls ihre Freizeit und drängt bei jeder Möglichkeit hinaus in die wunderbare Landschaft.
Da alles in den Bergen unterwegs war oder sich irgendwo am Stand sonnte, besuchten wir zur Abwechslung ein paar Orte entlang der Nordküste, durchstreiften immer wieder weite Bananenplantagen und liessen uns von der abwechslungsreichen Landschaft begeistern. Auf ein Aufsuchen eines der vielen Naturpools entlang der Küste verzichteten wir, da – trotz der örtlichen Covid-Massnahmen – die anwesende Menschenmasse uns zu viel war. So blieb es beim visuellen Genuss.
Montags startete ich dann endlich zu meiner Wunschwanderung und Chantal fuhr mit dem Jeep quasi um den Berg, so dass ich nicht den gleichen Weg zurück laufen musste. Doch die Überraschung beim Ausgangspunkt war gross: Trotz Montag war der Parkplatz bereits übervoll und die Autos reihten sich bereits der schmalen Strasse entlang. Auf dem Wanderweg – der kürzeste zum Roque Nublo – bewegten sich sehr viele Leute bergwärts. Verrückt, was alles unterwegs war; von topp ausgerüsteten Wandergruppen bis zu Leuten, die eigentlich nicht hierher gehörten.
Trotz der Menschenmassen waren die beiden Monolithen – Roque Nublo und La Rana – ein besonderes Erlebnis und lässt erahnen, was hier vor ein paar Millionen Jahren abging und die Natur mit seinen Urkräften spielte.
Ich war froh, für den Rückweg eine andere und weitere Wegvariante gewählt zu haben. Bereits wenige Meter nach dem Verlassen des kurzen Hauptweges war ich alleine unterwegs und das Durchstreifen des Kiefernwaldes, der tiefer lag, war ein umwerfendes Erlebnis fürs Herz und Seele.
Bereits als wir auf Gran Canaria zurück kehrten war uns klar, dass wir hier nur kurz bleiben würden und die Insel eigentlich als Sprungbrett für die weiter westlich liegenden Inseln diente. So bewegten wir uns langsam dem Einschiffungshafen von Agaete entgegen. Die letzten Tage stellten uns immer wieder vor die gleiche Tatsache; abends kam immer kräftiger Wind auf und erschwerte uns zusätzlich das Auffinden eines, mehr oder weniger, geschützten Ort für die Nacht.
Nach kurzer Zeit war es dann soweit. Trotz Wind waren die letzten Tage von vielen Highlights geprägt und wir wurden nirgends von der Strasse noch aus dem Aufstelldach gepustet. Von Agaete ging es mit einem Schnellschiff hinüber nach Teneriffa. Wie kleine Kinder unter dem Weihnachtsbaum standen wir für die Einschiffung bereit.
Wie wird wohl die neue Insel sein?