Auf nach Teneriffa

>Bilder ganz unten!

Nicht Gran Canaria ist die grösste Insel des kanarischen Archipels; nebst Fuerteventura ist auch Teneriffa einiges grösser und gegenüber Fuerteventura sehr gebirgig. Mitten durch die Insel zieht sich das Gebirge und türmt sich auf ein über 2000 Meter liegendes Hochplateau auf, wo vor ein paar Millionen Jahren der Pico del Teide mit einer gewaltigen Eruption auf 3718 Meter anwuchs und heute der höchste Berg von Spanien ist. Schnee, Stürme und winterliche Verhältnisse sind rund um den Teide nichts Aussergewöhnliches und die Gipfelbesteigung kann für Wochen gesperrt sein.
Um den Teide-Nationalpark herum liegt der „Parque Natural de Corona Forestal“ (..in Spanien heisst Corona Krone, darum redet man bei der Viruserkrankung nicht von Corona sondern von Covid), der wie ein Kragen um den Teide herumliegt und ein sehr grosses Gebiet der Insel mit einem Kiefernwald bedeckt. Gleich anschliessend und nordöstlich davon folgt noch das wilde Gebiet des „Parque Rural de Anaga“.
Die Nord- und Nordwestküste sind mit viel Feuchtigkeit begünstigt und lässt die Vegetation in allen Varianten gedeihen. Es ist auch das Gebiet, wo sich die meisten Menschen auf der Insel ansiedelten und nebst Bananen weitere landwirtschaftliche Produkte anbauen.
Eigentlich ist auf Teneriffa alles steil bis sehr steil; von den höchsten Erhebungen reichen die Abhänge oft bis hinunter zum Meer. Die Strassen winden sich den Abhängen entlang, steigen steil bergauf oder fallen fast in der Falllinie dem Meer entgegen.
An der Südwest- als auch Südküste sind die vielen touristischen Einrichtungen zu finden, wo sich die Menschen auf den wenigen Strandkilometer die Sonne geniessen oder die vielen weiteren Angebote der Touristenindustrie nutzen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass neben aufgegebenen Bananenplantagen Hotelanlagen wie aus tausend und einer Nacht stehen, gefolgt von unzähligen Bauruinen und…. überall ein bisschen Müll!

Unsere Fahrt von Gran Canaria nach Teneriffa genossen wir auf einer Schnellfähre, die mit viel Lärm und einer langgezogenen Abgaswolke über die Wogen des Atlantik brauste. Kaum hatten wir uns an die Schaukelbewegungen gewöhnt, schon legte die Fähre in Sante Cruz de Tenerifa an. Dank des Tipps eines Bekannten suchten wir gleich ausserhalb in nordöstlicher Richtung die Playa de las Teresitas auf, wo wir unsere erste Nacht auf der neuen Insel verbrachten. Die angenehmen Temperaturen erlaubten uns sehr lange vor dem Jeep zu bleiben und unsere Blicke hinaus über das weite Meer schweifen zu lassen bis uns der Sternenhimmel unter die warme Decke trieb.

Der über uns liegende „Parque Rural de Anaga“ zog uns gleich in den Bann und schon folgten wir den steilen Strassen hinauf ins Gebirge. Dank der Feuchtigkeit ist dieses Gebiet mit einer üppigen Vegetation bedeckt und lädt mit seinen unzähligen Wanderwegen zu ausgiebigen Aktivitäten ein. Da Chantal aus gesundheitlichen Gründen keine allzu grossen Wanderungen unternehmen kann, wählte ich eine kürzere Besteigung des „Chinobre“ aus. Doch ohne spezielle Genehmigung durfte ich ausgerechnet diesen Trip nicht unter die Füsse nehmen. Das Kontingent der täglichen Besuche war bereits über mehrere Tage hinaus vergeben, und als Biologiestudent konnte ich mich nicht ausweisen, die immer zutrittsberechtigt sind.

So verschoben wir  uns in Richtung Teide-Nationalpark und ich hoffte, dass ich vielleicht dort dem Pico del Teide entgegen steigen könnte. Nach wunderbaren Touren auf den Offroadpisten im „Parque Natural de Corona Forestal“ erreichten wir das Hochplateau und waren von den winterlichen Verhältnissen etwas überrascht. Nördlich war der Teide mit Schnee bedeckt und es blies ein frischer Wind über das weite Gelände. Und zu meiner Ernüchterung: Der bewilligungspflichtige Weg von der Bergstation der Teide-Gondelbahn bis zum Gipfel war bis auf weiteres wetterbedingt gesperrt.

So verliessen wir die wilde Vulkanlandschaft, wo die letzten Eruptionen vor knapp 300 Jahren die Landschaft erneut nachhaltig veränderten, steuerten erneut die Waldstrassen an und genossen die weiten Kiefer- und Eukalyptuswälder. Für uns waren diese Wälder ein wahres Eldorado und ein ruhiges Camp, weit entfernt von jeglicher Infrastruktur oder Lärm, fanden wir immer sehr zielstrebig. Da die offiziellen Campingplätze immer noch – Covid bedingt – geschlossen waren, machten wir uns auch keine allzu grossen Sorgen, dass wir irgendwo in dem weiten Wald die Nacht verbrachten. Hätte uns ein Ranger entdeckt, so wäre es durchaus möglich gewesen, dass wir einen Platzverweis bekommen hätten.

Auf der Fährüberfahrt zu den kanarischen Inseln lernten wir ein deutsches Paar kennen, die in der Nähe von Puerto de la Cruz ein Ferienhaus besitzen, und so folgten wir der Einladung. Nebst feinem Wein aus Teneriffa gab es noch ein reger Informationsaustausch und für uns viele wertvolle Tipps über die Insel oder was wir auf keinen Fall verpassen sollten.

Mit vielen neuen Ideen verliessen wir Puerto de la Cruz, folgten einsamen Pfaden weit oben entlang des Naturreservats, bevor es wieder entlang der Küste in Richtung Westen ging. Andere Wege oder Strassen als die Hauptverbindung konnten wir bald nicht mehr fahren. Unsere Traumwege mündeten alle in die Küstenstrasse, die zum westlichen Punkt von Teneriffa führt.

Doch auch auf diesen Strassen kann man seine Abenteuer erleben. Die Strassenbreite reicht nicht überall, dass sich zwei Fahrzeuge kreuzen können und meist liegt auf der Aussenseite ein steiler Abhang, so dass bei Ausweichmanöver oder Kreuzungen das Herz oft kräftiger schlägt als normal. Kommt noch ein Reisebus entgegen, dann wird es gleich spannend und rückwärts fahren ist nicht jedermanns Sache. So kraxelten wir an der Westseite über unzählige Höhen und touristischen Highlights, die regelrecht vom touristischen Individualverkehr ertränkt werden.

Nach dem Teno-Gebirge folgten wir den touristischen Gebieten mit den riesigen Ferien- und Hotelanlagen, die alle einen sehr gepflegten Eindruck machten. Die wenigen Buchten, die zum Baden geeignet sind, waren trotz der immer noch grassierenden Pandemie gut besucht, und dicht gedrängt lagen die weissen Menschen in der Sonne. Zwischen den Dörfern wiederum stehen bis weit hinauf Bananenplantagen, die meist mit weissen Netzen überspannt sind und die Landschaft etwas trostlos erscheinen lässt.

Trostloser waren die vielen aufgegebenen Felder, wo die erstellte Infrastruktur ihrem Schicksal überlassen wurde und die Kunststoffnetze vom Winde in alle Richtungen geblasen werden. Noch erschreckender sind die Ecken, wo Bauruinen zerfallen und die unzähligen Mülldeponien ein etwas hässliches Bild abgeben. Eigentlich erschreckend, wie die Menschen mit ihrer Welt und ihrem Kapital für den Tourismus umgehen.

Nach der Südspitze und Los Cristianos drosselten wir unser Tempo. Die Wetteraussichten verkündeten viel Wind und Niederschlag. Die Südostküste versprach uns etwas trockenere Verhältnisse. Mit etwas Glück fanden wir einen Platz fürs nächtliche Camp, den nicht gleich jedes Fahrzeug ansteuern konnte, und so hatten wir einen sicheren Platz für die nächsten Tage. Tagsüber erkundeten wir die Dörfer, die alle weit oben im Hang vom Teide-Gebirge liegen, steuerten einmal durch die Wolken hinauf auf das Hochplateau und waren erstaunt, dass der Winter mit Schnee und Frische hartnäckig im Gebirge hing. Für eine Nacht blieben wir oben an der Grenze zum Naturreservat und waren froh, unseren Camper abends heizen zu können; das Thermometer zeigte ein paar Grad über Null. Dafür ein sternenklarer Himmel und nur ein Hundegebell aus weiter Ferne; sonst nichts.

Auch unsere Erkundung des nie fertiggestellten Lepradorf an der Südostküste war ein Abenteuer für sich: Über Schleichwege folgten wir den ATV-Spuren und fanden irgendwie den Weg hinein ins Gelände. Die vielen anwesenden Besucher waren über unsere Vorfahrt etwas verblüfft, doch als wir den Ausgang suchten waren wir irritiert und mussten lange nach einem möglichen Notausgang suchen.

Da sich unsere Umkreisung von Teneriffa bald schloss und eine Besteigung des Pico del Teide sich vorerst nicht erfüllen liess, buchten wir die Fähre nach La Gomera. Der Berg kann warten und bei der Rückkehr nach Teneriffa möchten wir auch noch Träume erleben können.
Hurra, es geht weiter nach La Gomera – es lebe die Inselhüpferei!