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……durchs südliche Kalifornien
Nach dem wir am Grenzzaun zu Mexiko standen, wollten wir die restlichen „Versicherungstage“ (Auto) für die USA noch etwas ausnutzen. So entschlossen wir, eine zusätzliche Runde durch das südliche Kalifornien einzulegen. Zuoberst auf unserer Wunschliste stand das Mojava National Preserve, wo – gemäss unserem Reiseführer – ausser viel Natur sonst fast nichts zu finden ist.
Wir fuhren in östlicher Richtung der US-mexikanischen Grenze entlang. Nach vielen Kilometer erreichten wir erneut die Imperial Sand Dunes, wo sich an diesem Freitagnachmittag schon unzählige Camper mit ihren ATVs auf den offiziellen und wilden Campingplätzen einrichteten. Obwohl die Wolken bereits tief hingen, bewegten sich schon viele Freizeitsportler mit ihren verrückten Offroadfahrzeugen in den Dünenlandschaften, als gäbe es kein Morgen mehr. Etwas abseits dieses „Freizeitparks“, den Imperial Sand Dunes, wo fast alles erlaubt ist was irgendwie fahrbar ist, fanden wir doch noch ein ruhiges Plätzchen für unsere Nacht.
Am Folgetag wollten wir auf unserer Backroad den Quartz Peak überqueren, mussten aber bald von diesem Vorhaben Abstand nehmen; zu steil und komplett aufgewühlter Boden in der Steilpassage. Auch andere Wege entpuppten sich für unseren Jeep als zu schwierig oder einfach ungeeignet. So gab es eine längere Rückfahrt, bis wir endlich wieder einen – mehr oder weniger – vernünftigen Weg fanden.
In Blythe überquerten wir kurz den Colorado-River nach Ehrenberg/Arizona, wo der leere Tank mit günstigeren Diesel aufgefüllt wurde, bevor es wieder zurück nach Kalifornien ging. Zwischenzeitlich holte uns eine Schlechtwetterfront ein und an diesem Nachmittag wussten wir auf unserem Weg oft nicht, ob wir nun in einem Bachbett oder auf einem Weg unterwegs waren. Ganze Abschnitte waren unter schlammigen Wasser und unzählige Wasserläufe mussten durchquert werden. Etwas erhöht fanden wir an einer stillgelegten Eisenbahnlinie einen sicheren Übernachtungsort, wo wir sicher sein konnten, nicht durch irgendeine Flutwelle oder einem anderen natürlichen Ereignis nachts überrascht zu werden.
Anderntags, als wäre nichts gewesen, lachte die Sonne hinter den Bergen wieder hervor. Dafür war die Landschaft irgendwie anders; rein subjektiv möchten wir sagen, es war alles grüner. Wir folgten unserem Weg weiter nordwärts dem Mojava National Perserve entgegen. Es waren viele Kilometer durch weite einsame Landschaft und bei einer einsamen Tankstelle im Nirgendwo füllten wir unseren Tank zu europäischen Preis auf, da bis zur nächsten Zapfsäule wieder viele hundert Kilometer dazwischen lagen.
Das Mojava Nat. Perserve war für uns wieder ein absolutes Highlight und man darf wirklich sagen; hier gibt es – ausser einer wunderbaren Landschaft – einfach nichts. Selbst die Joshua-Trees waren in einer Dichte zu finden, die eigentlich fast als Wald zu bezeichnen sind. In Cima erreichten wir wieder ein Überbleibsel vergangener Zeit, wo einst wichtige Versorgungsgüter angeboten wurden. Heute steht vor dem Trading-Post ein grosses Schild „closed“ und die wenigen Häuser werden die nächsten Jahrzehnte wohl nicht mehr überleben. Ein Ort, der vermutlich in den nächsten Jahren auch von der Landkarte verschwunden sein wird.
In Kelso wollten wir das Besucherzentrum des Parks besuchen. Doch zu dieser winterlichen Zeit verirrt sich wohl kein Tourist in diese verlassene Gegend und wir standen vor verschlossen Türen. Trotz allem erinnerte das ehemalige Bahnhofsgebäude, wo heute das Besucherzentrum untergebracht ist, an eine grossartige vergangene Zeit, die an den grossen Aufbruchs in Richtung Westen erinnerte. Zwar verspricht die Tafel der Zugshalte noch von verschiedenen Personenzüge, die hier Halt machen sollten, doch die ganze Bahnanlage erlaubt eigentlich keinen Personenverkehr mehr. Dafür donnern schwere Güterzüge durch diese einsame Landschaft und kraxeln unter starken Motorengedröhn die steile Rampe hinauf nach Cima und Richtung Las Vegas.
Für die nächtliche Bleibe fuhren wir erneut etwas hinaus in die einsame Landschaft. Bei der Kelsodüne, die nach unserer Information die grösste Wanderdüne in Nordamerika sein soll, fanden wir einen wunderbaren Platz für die kommende Nacht. Durch die Sandbewegungen sollten diese Düne immer wieder „Wumm“-Geräusche von sich geben. Doch selbst bei der Besteigung hörte ich (Tom) keine der versprochenen Geräusche. Dafür war der Rundblick auf der Spitze dieses riesigen Sandhügel wunderbar und der anschliessende Abstieg über die stielen Flanken ein riesen Spass. Bevor wir den Park in südlicher Richtung verliessen staunten wir beim Granit-Pass über die bizarre Landschaft und die fantastischen Granittürmen; es wäre eigentlich der Moment gewesen, die Kletterschuhe zu schnüren und abzuheben.
Nach dem Mojava Nat. Perserve steuerten wir erneut in südwestlicher Richtung. Schlussendlich möchten wir in den nächsten Tagen nach Mexico, resp. zur Baja California reisen. Da wir immer noch im Besitz des Jahrespass für die amerikanischen Nationalparks sind, liessen wir uns die erneute Fahrt durch den Joshua-Tree Nationalpark nicht entgehen und waren auch hier von der Frische der Pflanzen überrascht. Durch die letzten Regenfälle war es viel grüner als bei unserem letzten Besuch vor rund zweieinhalb Monate.
Aus der grünen Ebene von Indio, wo mit viel Aufwand mitten in der Wüste die Rasenstreifen an den Strassen gepflegt werden, folgte der Aufstieg hinauf ins Küstengebirge und Ausläufer der San Berardino Mountains. Aus lauter Übermut blieben wir auf einer Anhöhe (1200 M.ü.M) für die folgende Nacht stehen und waren schlussendlich froh, dass wir genügend Holz fürs abendliche Feuer gesammelt hatten; als die Sonne hinter dem Horizont verschwand wurde es bitter kalt.
Zwei Tage später durchquerten wir das Zentrum von San Diego und waren von dieser südlichen Metropole gleich zu Beginn begeistert. Wir hatten hier im Süden irgendein anderes Stadtbild erwartet und waren von der sauberen Stadt positiv überrascht. Auf amerikanischer Art erkundeten wir die Strassen und waren nach jeder Abzweigung vom Neuen überrascht.
Gleichentags suchten wir beim Border State Park unsere nächtliche Bleibe. Doch die Zufahrt war unter einem längeren überfluteten Abschnitt, wo bereits ein Pickup in misslicher Lage stecken blieb und wir mussten nach einer alternativen Anfahrt suchen. Ein hilfsbereiter Ranger eskortierte uns anschliessend zum Campingplatz und klärte uns über die vergangenen als auch bevorstehende Regenfälle auf. Für die nächsten Tage wurden für diese Region sehr starker Regen angesagt, d.h. auch, dass auf der anderen Seite der Grenze auf der Baja California/Mexiko die gleich schlechten Wetterverhältnisse herrschen. Entsprechend verunsicherte studierten wir abends die Wetterprognosen und waren ab der zu erwartenden Niederschlagsmenge überrascht. Weiter östlich, d.h. hinter dem Küstengebirge soll es auch regnen, doch mit sehr geringen Niederschlagsmengen. Das Phänomen „El Niño“ hat anscheinend immer noch entsprechende Auswirkungen auf das Wettergeschehen an der Westküste Nordamerikas.
Unser Entschluss war bald gefasst: Selbst in den gut organisierten USA bringen starke Naturereignisse wie z.B. Starkregen vieles zum Erliegen. Wie sieht es wohl auf der mexikanischen Seite aus? So fuhren wir erneut ostwärts, wo nicht gleich sintflutartige Regenfälle alles unter Wasser setzen sollten. Doch trocken blieb es auf unserer „Fluchtfahrt“ nicht überall und wir mussten öfters unsere Regenplane hinter dem Jeep aufspannen, so dass wir eine trockene Sitzmöglichkeit hatten.
Noch vor dem Colorado-River lockte uns das Picacho-Wilderness Aera und schon wurde erneut umgeplant. Die Fahrt durch diese Wüste zum Colorado-River reizte uns beide. Das Wetter war erneut recht stabil und Zeit hatten wir eh genügend. Dass wir kurz vor unserem Tagesziel in einer grösseren Furche stecken blieben, kostete uns viel Zeit und Schweiss. Das Bergematerial musste mühsam aus dem in misslicher Lage stehenden Jeep geholt werden. Die Bergung selbst; „ruck zack“ und draussen war der Jeep. Der mitgeschleppte und schwere Erdanker/Sandanker war jedenfalls in dieser baumlosen Gegend ein Wunderwerkzeug. 🙂
Wieder am Colorado-River und an der Grenze zwischen Kalifornien und Arizona setzten wir den Kompass definitiv in südwestlicher Richtung und folgten dem Flusslauf nach Mexiko. Zu unserer Überraschung: Die Grenzformalitäten waren in zehn Minuten erledigt, und als der Drogenhund mit der Schnüffelei zu Ende war wurden wir von den Grenzbeamten in Mexiko herzlich willkommen geheissen.
So standen wir im Osten der Baja California und werden diese von dieser Seite her erkunden. Obwohl wir schon einmal auf Mexiko’s Strassen unterwegs waren, fanden wir es fast wie „Neuland“- die Mexikaner fahren einfach irgendwie anders 😉
Chantal u. Tom/Februar 2024