Mittelamerika; Teil 2

>Bilder ganz unten!

Einleitender Teil zu Mittelamerika; siehe Teil 1

….Nicaragua – Honduras

Der Aufwand für den Grenzübertritt, von Costa Rica herkommend nach Nicaragua, war beträchtlich und viele unlogische Kontrollen wurden getätigt. Selbstverständlich musste immer wieder irgendein Betrag für irgendein Papier ausgelegt werden. Und auch an dieser Grenze; ja keinen Schritt auslassen oder falsch angehen, man müsste umgehend wieder zur Startposition zurück. Doch, obwohl wir erst am Schluss vom Camp wegfuhren, konnten wir noch vor verschiedenen Frühaufstehern unserer Gruppe die Grenzstation verlassen und ins nicaraguanische Verkehrsgetümmel eintauchen.

Die Sitten im Strassenverkehr waren wieder etwas rauer und das Recht des Stärkeren wurde uns gleich zu Beginn der ersten Fahrkilometer klar gemacht. Es war auch ein entsprechender Schritt zurück; vom wohlhabenden Land Costa Rica in ein Land, wo das Geld nicht mehr für alles zur Verfügung steht. Dafür überall viele Polizei- und Militärpatrouillen, was in diesem Chaos gleich einige Befürchtungen auf die Sicherheitslage in Nicaragua aufkommen liessen. Nach den Sicherheitsgedanken war auch der omnipräsente Müll; für uns war es wieder ein Eintauchen in eine andere Zeit und Verhältnisse. Doch die jüngste Vergangenheit machte aus dem Land das, was es heute ist und wir es täglich empfanden.

In Granada im Lago de Nicaragua liessen wir uns gleich für ein paar Nächte am See nieder und erkundeten diese wunderschöne Stadt per Pferdekutsche. Trotz der umliegenden chaotischen Zustände erlebten wir diese Stadt von der schönsten Seite her. Mehrmals geplündert und zerstört, wurde sie immer wieder aufgebaut und konnte ihren Charme bis in die heutigen Tage hinein bewahren. Eigentlich erstaunlich; auch die Nicaraguaner würden es gerne so haben, doch abends am See wird nach dem Grill der Müll hinten im Wald entsorgt.

Statt grillieren und den Abend am Nicaragua-See zu verbringen, fuhren wir hinauf auf den Vulkan „Masaya“, der aus verschiedenen Kratern besteht und einer immer wieder Feuer spuckt. Die Sonne tauchte zwar vorzeitig in die Wolken ein, doch das Naturschauspiel am Kraterrand war dennoch sehr eindrücklich. Als es endlich richtig dunkel war, konnte man die glühende Lava von der Besucherplattform aus erspähen. In anderen Ländern wäre bei einem solchen unruhigen Vulkan der Massentourismus an den Kraterrand schon längst unterbunden worden. Nein, nicht hier in Nicaragua, wo nach dem letzten Ausbruch und Wegräumen der Steine, die Besucher wieder zugelassen wurden.

Für die Weiterfahrt wurde uns empfohlen, Managua – die Hauptstadt – grosszügig zu umfahren, da die Sicherheitslage in der Stadt in gewissen Quartieren von den Sicherheitskräften nicht garantiert werden kann. Ob dies nun auf die Menschen bezogen ist oder nur auf das Erdbebenrisiko lasse ich (Tom) hier einmal im Raum stehen. Mit etwas Respekt fuhren wir trotzdem durch die Stadt zum „Lago de Managua“ und verliessen diese auf der Westseite. Zwar möchten wir den westlichen Stadtteil nicht unbedingt nachts befahren, doch unsicher fühlten wir uns nie und waren von der Sauberkeit der Stadt überrascht.

Am gleichnamigen See hätten wir gemäss unserem Roadbook unsere nächste Nacht verbracht. Doch ein Volksfest und der hohe Wasserstand des Sees liessen dieses Vorhaben platzen und die Reiseleitung dirigierte uns gleich weiter zum nächsten geplanten Stellplatz. Wir hatten aber gleich andere Pläne und wollten bei der Umrundung des Vulkanes „Momotombo“ irgendwo in Busch übernachten. Leider verwerte uns der Parkwächter die Zufahrt zur Strasse, die um den Vulkan führt, da wir keine Bewilligung hätten. Diese gäbe es im letzten Ort, doch an diesem Sonntagnachmittag war mit Bestimmtheit das Büro infolge des Volksfestes geschlossen. Da waren wir uns übereinstimmend sicher.

Zähneknirschend kehrten wir auf das Asphaltband zurück und folgten ihn durch das weite Land. Nach vielen Kilometer litten wir bereits an Teerkoller und bogen auf eine Nebenstrasse ab. Wir können Estelí sicher auf eine andere Art erreichen als mit Tempobolzen. Dass solche Abkürzen aber oft länger dauern als erhofft, merkten wir bald an der untergehenden Sonne und es war Zeit, ein Camp für die kommende Nacht zu suchen, was entlang einer Strasse meist nicht einfach ist. Zäune sperrten fast überall mögliche Zufahrten ab, oder Siedlungen standen in unmittelbarer Nähe. Irgendwie fanden wir doch noch einen wunderbaren Platz für die Nacht und was uns sehr überraschte, war, dass die Leute uns meist zuwinkten und vermutlich unser Tun sogar positiv gegenüber standen.

Bis Estelí waren es nur noch wenige Kilometer, doch Schotterstrassen fordern ihren Tribut und die schöne Landschaft liess uns immer wieder für Fotos stoppen. Die Fahrt über diese „Cordillera“ war fürs Herz fast wie Balsam, was bei der Ankunft in Estelí gleich wieder zunichte gemacht wurde. Dank den Zigarrenfabriken ist Estelí eine reiche Stadt, was vermutlich viele Menschen anzieht und sich am Stadtrand in erbärmlichen Häuser nieder lassen. Neben den Bretterbuden standen fein säuberlich gepflegte Zigarrenfabriken, die wie Festungen von der Aussenwelt gesichert werden.

Beim Besuch einer solchen Fabrik, wo meist etwas mehr als 1‘000 Personen ihr Einkommen verdienen, wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass in den Fabrikhallen erhöhter Ammoniakgeruch besteht und empfindliche Personen auf den Besuch verzichten sollten. Ja, der Geruch war sehr stark, doch bei der Fermentierung der Tabakblätter entsteht dieser Geruch unweigerlich und die ganzen Blätter müssen während diesem Prozess mehrmals umgeschichtet werden. Auf die Frage von Chantal, versicherte uns der Führer, dass es keine Gesundheitsprobleme gäbe, was wiederum andere Quellen ganz klar wiederlegen. Erstaunlicherweise arbeiten nur sehr junge Leute in dieser Fabrik und auch schwangere Frauen waren in den Akkordarbeiten eingebunden. Dass etwa nur 10% des Verkaufspreises beim Hersteller zurück bleibt, erstaunte uns nicht besonders. Ein klares Indiz, dass die Zigarren nur in Niedriglohnländer produziert werden, wo der Gesundheitsschutz vom Gesetz her eine untergeordnete Rolle spielt. Wir waren jedenfalls froh, die Fabriktore hinter uns zu lassen und bessere Luft zu atmen.

Unser Weg führte wieder hinauf in das hügelige Bergland zur Grenzstation „Las Manos“ mit erneuten Warterei für irgendwelche Papiere und Stempel. Dank eines Feiertages war die wartende LKW-Kolonne relativ kurz und der Andrang oben auf dem Pass nicht allzu gross. Trotzdem war Geduld angesagt und die Sonne schien unbarmherzig auf die wartenden Personen nieder. Nach der Desinfektion des Autos öffnete sich das Tor nach Honduras.

Statt über die mit unzähligen Schlaglöchern bestehende Hauptverbindungsstrasse zu fahren, biegten wir bald ab und folgten eine Schotterstrasse in westlicher Richtung. Diese war vermutlich einiges besser zu fahren als die Hauptstrasse, wo sich Lastwagen aller Jahrgänge ächzend die steilen Rampen hoch quälten. Dank dieser Abkürzung erreichten wir noch den vielgelobten und malerischen Ort Yuscarán. Um den Zentralplatz war es wirklich schön. Doch der Verkehr und der komplett zugeparkte Platz machten die hübsche Ambiente gleich wieder zunichte. Schade!

Den Moloch „Tegucigalpa“ wollten wir im Herz durchfahren, entschlossen uns aber kurzfristig diese Stadt irgendwie zu umfahren, da der Verkehrsinfarkt kurz anstand; es war Feierabend und die Leute wollten raus aus der Stadt und irgendein Feiertag stand ebenfalls an. Auch wir folgten dieser Autokolonne in westlicher Richtung hinaus aus dem städtischen Gebiet auf die nächste Anhöhe.

Am Lago de Yojoa wollten wir uns wieder mit der Gruppe treffen, möchten aber vorher noch das umliegende Bergland besuchen. Diese Bergpiste war ein Traum für jeden Offroader, doch zeitlich verrechneten wir uns so stark, dass wir unser Ziel erst bei Dunkelheit erreichten. Nach dem schönen Erlebnis fernab jeglicher Hektik war die Nachtfahrt ein Lernstück: in solchen Ländern sollte man sich Nachts nicht mehr auf der Strasse bewegen!

Obwohl wir uns fest vorgenommen hatten, jegliche Fahrt auf nächtlichen Strassen zu vermeiden, kämpften wir am Folgetag erneut gegen die Uhr. Auf der von uns gewählten Route über Nebenstrassen dem Tagesziel entgegen, forderten Sperrungen Chantal beim Navigieren und zwangen uns zu weiten Umwegen. Als Unding werden die Unterbrüche erst bei der entsprechenden Stelle signalisiert, so dass es auch zu weiten Rückfahrten kam. Die Sonne verschwand jedenfalls schon weit vor unserem Ziel in „Copán Ruinas“ hinter einem Berg und die einbrechende Dunkelheit erschwerte erneut unsere Fahrt. Doch ich (Tom) wollte unbedingt bis nach „Copán“, da wir am Folgetag eine Führung durch die Maya-Ruinen nicht verpassen wollten.

Die gut erhaltenen Ruinen von „Copán“ waren für uns die erste Maya-Stätte, die wir besuchten und der örtliche Führer gab uns viele wissenswerte Erklärungen über diese vergangene Kultur. Auch die Hieroglyphentreppe, wo die ganze Geschichte dieses Ortes bildlich dargestellt wurde, liess uns erstaunen. Eine andere Art der Übermittlung von Ereignissen oder Wissen gab es in dieser Kultur nicht. Wieso dieser Ort, wo mehrere tausend Menschen einmal lebten und plötzlich aufgegeben wurde, ist heute noch ein Rätsel. Vermutungen deuten jedoch auf ökologische Gründe in den Vordergrund, dass durch Überbewirtschaftung und zu vielen Menschen sich das ganze Königreich schlussendlich selbst auflöste. Vielleicht etwas, dass in unserer Zeit aktueller ist als den je. Auch unsere Errungenschaften können von der Natur wieder zurück erobert und unter der Erde begraben werden.

Im Städtchen „Copán Ruinas“ selbst erlebten wir den Auftakt der Osterfeiertag mit Prozession und viel Kommerz um die ganze Geschichte. Auch hier rücken die heimischen Händler das persönliche Geschäft vor die religiösen Gegebenheiten und nutzen die vielen angereisten Touristen für ihre Sache.

Kaum hatten wir uns an Honduras gewohnt, schon standen wir an der Grenze zu Guatemala. Neu war an dieser Grenze, dass wir zwischen den verschiedenen Schritten immer wieder das Zollgebäude verlassen mussten um in irgendeinem Geschäft Fotokopien für die Grenzbeamten erstellen mussten. Auch mussten gewisse Geldbeträge umgehend überwiesen werden. Ohne Kopien und Überweisungen wäre kein Weiterkommen möglich gewesen.

Chantal & Tom/April 2023